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Kirschenküsse

Kirschenküsse

Titel: Kirschenküsse
Autoren: C Bomann
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vorgespielt, damit du freie Bahn hattest?« Wieder sagte sie nichts dazu.
    Und noch etwas schoss mir siedend heiß durch den Kopf: Norman war unschuldig! Das Bein hatte er mir natürlich gestellt, aber wegen der Schäden an meinem ersten Entwurf hatte ich mich umsonst mit ihm geprügelt.
    »Und du hast einfach zugelassen, dass ich einen anderen beschuldige!«, fuhr ich Nicole nun an. Das alles hätte ich ihr echt nicht zugetraut!
    »Ich habe gemerkt, dass du dich mit dem Jungen nicht verstanden hast.«
    »Und da dachtest du, das ist die perfekte Tarnung. Wahrscheinlich hättest du das Verschwinden des Kleides auch Norman angelastet, was? Alles nur, damit du gewinnen kannst!«
    Nicole blieb nun wieder stumm und ihre Miene verschloss sich.
    »Du weißt, dass du das gar nicht nötig gehabt hättest, oder?«, sagte ich so ruhig wie möglich, obwohl ich sie eigentlich in der Luft hätte zerreißen können. Plötzlich ertönte ein Trompeten hinter ihr, das mir nur allzu bekannt vorkam.
    Der Schwan! Offenbar war Nicole zu dicht an das Nest gekommen und hatte somit seinen Unmut ausgelöst.
    »Was war das?«, fragte sie ängstlich und wandte sich um. Da schoss der Schwan – ob nun Mutter oder Vater – bereits mit ausgebreiteten Flügeln aus dem Schilf.
    Wie man sehen konnte, war der große Vogel nicht dumm, denn er machte genau denjenigen aus, der hier der Bösewicht war. Er stürzte sich mit lautem Trompeten auf Nicole, die nichts anderes tun konnte, als zu flüchten. Sie sprintete davon und der Schwan hinter ihr her.
    Thomas und ich sprangen zur Seite, damit uns die Flügel nicht erwischten. Dann lachten wir, auch wenn das alles andere als nett war.
    »Was meinst du, wie lange wird er sie noch verfolgen?«, fragte ich, während ich mein Kleid an mich drückte.
    »So lange, bis er meint, dass sie keine Gefahr mehr darstellt«, entgegnete Thomas und fragte dann: »Und was ist mit dir, wirst du deiner Kursleiterin von dem Diebstahl erzählen?«
    Ich überlegte kurz und schüttelte dann den Kopf. »Nein, ich denke, Nicole hat ihre Strafe bekommen. So ein Schwanenangriff ist nicht schön, da spreche ich aus Erfahrung. Und ich habe ja mein Kleid wieder.«
    Thomas lächelte mich daraufhin an und zog mich in seine Arme. Na wenn das kein Lohn für die Aufregung war!

Versöhnliche Preisverleihung
    Die Stimmung im Schloss war angespannt, und das, obwohl es heute Abend wieder nach Hause gehen sollte.
    Die Preisvergabe und das Abschlussfest sollten den krönenden Höhepunkt bilden, und natürlich waren alle gespannt, welche Beiträge von der Jury gekürt werden würden. Wir Modeleute bekamen nun auch die Werke der Maler und Steinmetze zu Gesicht, und ich musste zugeben, dass darunter einige wirklich schöne Arbeiten waren. Von den Werken der Bildhauer gefiel mir am besten ein kleiner Vogel, der aus einem roten Stein gehauen war. Bei den Bildern machte eine Abendstimmung das Rennen. Jedenfalls bei mir. Wie es die Preisrichter sehen würden, war eine andere Frage.
    Das galt auch für unsere Kleider. Ich fand nicht, dass mein Beitrag der beste war, aber wer konnte schon sagen, wo die Liebe der Preisrichter hinfiel?
    Gestern Abend hatten Thomas und ich das Kleid wieder wohlbehalten ins Schloss gebracht. Glücklicherweise war Frau Tizian nicht in Sicht gewesen, sodass ich alles wieder an seinen Platz bringen, das Licht löschen und die Tür verschließen konnte. Sogar den Schlüssel hatte Nicole in der Tür stecken lassen.
    Ich verabschiedete mich von Thomas – mit einem kleinen schüchternen Kuss auf die Wange, mehr traute ich mich noch nicht wieder – und lud ihn noch rasch zum Abschlussfest ein. Dann brachte ich den Schlüssel zurück und ging wieder nach oben in unser Zimmer.
    Nicole hatte sich in die Ecke gehockt und niemanden eines Blickes gewürdigt. Vielleicht lag das daran, dass die Schwanenmutter sie gezwickt hatte, vielleicht schämte sie sich aber auch für das, was sie getan hatte. Das konnte ich nicht einschätzen.
    Außerdem hatte sie wohl gefürchtet, dass ich den anderen etwas sagen würde, aber, wie ich Thomas gesagt hatte, behielt ich es für mich. Ein Dankeschön bekam ich nicht von ihr, aber Undank regierte nun mal die Welt.
    Heute Morgen war sie dann meinen Blicken ausgewichen, und zwar so, dass es auch Anett und Carla bemerkten.
    »Was ist denn mit ihr?«, fragte mich Anett, als Nicole hinaus in Richtung Bad gerauscht war.
    »Keine Ahnung«, entgegnete ich und schloss mich ihr an. Später, wenn wir wieder im
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