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Kirschenküsse

Kirschenküsse

Titel: Kirschenküsse
Autoren: C Bomann
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Faust und wirbelte wütend herum. Diesen Moment der Genugtuung genoss ich sehr!
    Im nächsten Augenblick fuhr der Bus vor, viel zu früh für meinen Geschmack.
    »Also dann, Sina«, sagte Thomas und reichte mir die Hand. »Vielleicht sehen wir uns demnächst wieder.«
    Auch wenn an unserem Händeschütteln eigentlich nichts Romantisches war – eine Umarmung wäre viel schöner gewesen –, wurde ich doch über und über rot. Die Tüte in meiner Hand raschelte, als hätte ich plötzlich einen Tatterich.
    »Das hoffe ich doch!«, entgegnete ich und war froh, dass ich nicht wieder zu stottern anfing wie bei unserem ersten Treffen. Schnell tauschten wir noch unsere Handynummern und Adressen aus – Thomas hatte glücklicherweise Zettel und Stift dabei.
    Dann lächelte er mich noch einmal an, und ich konnte ihm ansehen, dass er mich am liebsten geküsst hätte. Doch das ließ er angesichts der vielen Augen, die uns beobachteten, bleiben. Schade eigentlich, denn ich hätte gern noch ein kleines Souvenir von ihm mit nach Hause genommen. Aber wenn wir uns das nächste Mal trafen, würden wir es nachholen. Ganz bestimmt!
    Der Bus brauste in die Dunkelheit davon und die Meute der Ausgestiegenen verteilte sich auf die Wagen, die auf dem Parkplatz des Busbahnhofs warteten.
    »Also dann, wir sehen uns!«, sagte Anett zu mir und wir umarmten uns.
    »Viel Spaß im Schwarzwald!«, rief ich ihr zu. »Iss nicht zu viel Torte!«
    »Das ist ein Klischee«, entgegnete sie lachend. »Genauso, wie in Berlin angeblich alle nur Berliner essen oder in Hamburg Burger. Und wenn ich dicker werde, macht es auch nichts, mein Kleid werde ich wohl kaum anziehen, jedenfalls nicht in der Öffentlichkeit. An unserer Schule halten sie nicht viel von Mode, da ist es das Beste, wenn du in einem Kartoffelsack herumläufst.«
    »Dann gehst du halt als gutes Beispiel voran«, gab ich zwinkernd zurück. »Ich schreibe dir mal in den Schwarzwald.«
    »Ich hoffe darauf!«
    Damit verabschiedeten wir uns wirklich.
    Als Anett weg war, bemerkte ich Norman etwas abseits von mir. Er hatte uns die ganze Zeit beobachtet, und ich fragte mich, was das jetzt werden sollte. Wollte er mir etwa noch einen fiesen Spruch an den Kopf knallen? Ach halt, nein! Das war ja gar nicht mehr der alte Norman. Das war der Norman, der mich eigentlich nett fand, das vor seinen Kumpels aber nicht zugeben wollte. Kurz sahen wir uns an, dann winkte er mir zum Abschied noch einmal zu. Eigentlich hätte ich davon ein Foto schießen sollen, für den Fall, dass er mich in der Schule wieder zu arg ärgerte.
    Aber daraus wurde nichts, denn er drehte sich um und stapfte mit langen Schritten zu dem Auto, das auf ihn wartete.
    Das orangefarbene Licht der Straßenlampen verfälschte die Farben jedes Wagens, der hier stand, sodass ich nicht auf Anhieb erkennen konnte, welcher der von meinen Eltern war. Also blieb mir nichts anderes übrig, als über den Parkplatz zu irren und irgendwo unseren Golf auszumachen.
    »Sina!«, rief plötzlich jemand hinter mir.
    Ich wirbelte herum. Meine Mutter stand da und mein Vater stieg gerade aus unserem alten Wagen.
    »Wie schön, dass du wieder da bist, Wandervogel!«, sagte Mama, als ich ihr regelrecht in die Arme fiel.
    Auch Papa drückte mich herzlich, dann sahen sich die beiden verschwörerisch an.
    Oh, oh, was hatte das nun wieder zu bedeuten? Und warum hatte es nicht Zeit, bis wir wieder zu Hause waren?
    »Wollen wir es ihr jetzt schon sagen?«, fragte Papa, und Mama tat so, als müsse sie sich das noch genau überlegen.
    »Na gut, sag es ihr«, entgegnete sie dann.
    Na, jetzt war ich mal gespannt.
    »Ich habe einen neuen Job gefunden! Als Nachtwächter in einer Firma für Tiefkühlkost. Nicht gerade die Welt, aber es wird recht gut bezahlt und ich muss nicht weit fahren.«
    »Das ist ja super!«, rief ich, ließ meine Tasche fallen und sprang ihn an. Ja, wirklich, wie eine reißende Knuddelbestie. Ich freute mich riesig, nun würde für uns bald wieder alles normal laufen und auch mal ein Urlaub drin sein!
    Ich kannte da so ein gewisses Schloss mit einem süßen Gärtner …
    Im Auto erfuhr ich dann auch, wie es zu der Stelle gekommen war. Am Tag meiner Abreise, als Papa zum Vorstellungsgespräch wollte, traf er vor der betreffenden Firma einen alten Bekannten, der ihm von der Nachtwächterstelle erzählte. Als es mit dem ersten Job nichts wurde, meldete er sich umgehend bei dem anderen, fuhr ein Tag später zum Vorstellungsgespräch und bekam sofort eine
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