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Kirmes des Todes

Kirmes des Todes

Titel: Kirmes des Todes
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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kommen Sie darauf?“ Grundmann zeigte keine Nervosität. „Die Namen habe ich dem jeweiligen Verzeichnis der Schausteller entnommen, das die Stadt in ihren Pressemappen verteilt. Da fehlen jedes Jahr bekannte Namen“, erklärte Waldhausen bereitwillig und Bahn schlug sich vor den Kopf. Darum also sollte er die Mappen in die Redaktion bringen. „Und erstaunlicherweise schenken die neuen Bierbuden alle Karlsbronner aus“, fuhr Waldhausen fort. „Ich kann mir nicht vorstellen, daß das Zufall ist.“ Er blickte Grundmann offen ins Gesicht. „Wissen Sie eigentlich, daß hinter allen diesen neuen Bierbuden ein einziger Mann steht? Die Wirte, die die Stände auf der Annakirmes betreiben, sind alle bei einem Mann angestellt. Der hat jetzt das Monopol auf der Kirmes und bestimmt den Preis.“
    „Wer hat denn die Verträge abgeschlossen?“, fragte Bahn. „Doch wohl Sie, Herr Grundmann, oder?“
    „Ja, aber das ist doch alles legal.“
    „Und die Provision? Ist das auch legal?“
    „Ich verstehe nicht“, antwortete Grundmann verunsichert.
    „Sie haben doch garantiert eine Provision dafür bekommen, daß Sie bei gleichen Angeboten die Karlsbronner Stände bevorzugten.
    Oder etwa nicht?“
    Grundmann schüttelte den Kopf. „Habe ich nicht. Ich habe nur auf Anweisung gehandelt.“
    „Auf wessen Anweisung denn?“
    „Das sag’ ich nicht“, antwortete er patzig.
     
     
    „Na ja, ist ja auch egal“, meinte Waldhausen. „Fest steht für mich jedenfalls, daß Sie, ob auf Anweisung oder nicht, in den letzten drei Jahren alle alten Wirte aus dem Kirmesgeschäft gedrängt und alle Ausschankerlaubnisse auf eine Biersorte übertragen haben. Das wäre ja alles noch nicht einmal so tragisch“, fuhr er gefährlich ruhig fort. „Aber warum haben Sie meinen Kollegen Bahn belogen?“
     
     
    Wieder zweifelte Bahn an seinem Verstand. Worauf wollte Waldhausen jetzt hinaus? Und auch Grundmann verstand offensichtlich nicht, was Waldhausen meinte.
    „Sie haben meinem Kollegen Bahn doch gesagt, Sie kennen Kirmes-Schmitz nicht, wenn ich mich richtig erinnere. Oder Helmut?“
    „Das stimmt, Fritz. Herr Grundmann hat mir vor der Kirmes gesagt, das müsse vor seiner Zeit gewesen sein.“ Bahn dachte nach. „‘Den hat wohl Zins mitgenommen’ oder so ähnlich haben Sie damals gesagt.“
    „Na, den Namen kannte ich schon“, beschwichtigte Grundmann, ‘ „aber sonst.“
    „Sie kannten ihn also nicht persönlich?“, hakte Waldhausen nach. „Nein.“
    „Sie haben ihn nie bewußt gesehen?“
    „Nicht, daß ich wüßte.“
    „Sie haben ihn also nicht beim Sommerfest der SPD vor drei Jahren im Rurpark gesehen, als er dort die Zapfanlage ablieferte?“ Grundmann stutzte kurz. „Nein, woher sollte ich?“
     
     
    „Weil Sie der SPD die Anlage vermittelt haben, Herr Grundmann. Sie waren doch bei dem Fest dabei!“ Waldhausen kramte in seiner Aktentasche. „Hier! Auf dem Bild aus der Dürener Zeitung vom damaligen Fest sind Sie doch ganz deutlich neben Walter zu sehen.“ Er legte einen Zeitungsausschnitt auf den Tisch, auf dem eine Gruppe zu erkennen war, zu der auch Grundmann gehörte.
     
     
    „Ja und? Ich war auf dem Fest. Aber ich habe nichts mit der Zapfanlage zu tun. Die muß jemand anders vermittelt haben.“
     
     
    „Das behaupten Sie.“
    „Das sage ich“, meinte Grundmann, „Sie behaupten das Gegenteil, ohne es beweisen zu können.“ Er stand auf. „Wissen Sie was? Ich gehe. Ich habe es nicht nötig, mich von Ihnen hier verhören zu lassen. Ich habe noch genug im Büro zu tun.“ Grundmann wollte zur Tür gehen.
     
     
    Aber Wenzel stellte sich ihm in den Weg. „Warten Sie bitte noch“, meinte er übertrieben höflich, „wir erwarten noch Besuch.“ Die Tür öffnete sich. Ein Rollstuhl wurde ins Zimmer geschoben. „Das ist er! Das ist der Mann, der mich nach Kirmes-Schmitz gefragt hat. Das ist er!“ Der Ober-Penner zeigte wütend auf Grundmann. „Das ist das Schwein, das mich erschlagen wollte!“
    Grundmann war blaß geworden. „Ich denke, der ist tot!“ Verstört blickte er um sich, es schien, als suche er Trost beim betrübt dreinblickenden Küpper.
    „Hier will mir einer was andrehen“, beschwerte er sich. „Ich habe doch nichts getan.“
    „Das glaube ich nicht, Herr Grundmann.“ Der Bernhardiner war aufgestanden und trat auf ihn zu. „Ich glaube vielmehr, daß Sie Kirmes-Schmitz auf dem Gewissen haben.“ Er blickte Grundmann scharf in die Augen. „Und ich glaube, daß ich es
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