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Kirmes des Todes

Kirmes des Todes

Titel: Kirmes des Todes
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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gleich einen Lachkrampf, Herr Walter.“ Waldhausen blickte den Bürgermeister streng an. „Seit wann hat denn hier ein einfacher Bürgermeister zu entscheiden, ob ein Amtsleiter etwas sagen darf oder nicht? Das entscheidet in Nordrhein-Westfahlen in den meisten Fällen noch der Stadtdirektor. Und das ist zumindest in Düren der Fall. In Aachen wäre es vielleicht etwas anders. Da gibt’s ja bekanntlich die Doppelspitze nicht mehr und ist Ihr ehemaliger Bürgermeisterkollege nunmehr hauptamtlicher Verwaltungschef“, dozierte er. „Also, lassen Sie bitte Herrn Grundmann antworten.“
    Walter schluckte und sah den Tageblatt-Chef grimmig dann. Dann nickte er kurz zu Grundmann.
    „Auf Heller und Pfennig kann ich es Ihnen natürlich nicht sagen. Da muß ich erst alle Abrechnungen sehen“, antwortete Grundmann. „Sie wissen, daß es unterschiedliche Berechnungsgrundlagen gibt, die von Schausteller zu Schausteller differieren können.“
     
     
    Waldhausen winkte ab. „Ich will keine theoretische Abhandlung über die Gebührenerhebung. Ich will wissen, ob Ihr Ansatz im diesjährigen Haushaltsplan erfüllt wurde oder unterschritten wird.“ Grundmann lächelte wieder souverän. „Der Ansatz wird auf die Mark genau erreicht, davon können Sie ausgehen.“
     
     
    „Also keine überplanmäßigen Mehreinnahmen?“
     
     
    „Nein, wir haben die Einnahmen schon hoch angesetzt. Da können wir gar nicht mehr drüberkommen.“ Waldhausen gab sich mit der Antwort zufrieden. Küpper wandte sich flüsternd an Grundmann, der bestätigend nickte, und beendete die Pressekonferenz.
     
     
    Die Journalisten verließen den Raum und hasteten zum Ausgang. Man wollte noch vor der Mittagspause in den Redaktionen Bericht erstatten. Waldhausen näherte sich mit Bahn wieder dem Treppenhaus, während ihre Kollegen diskutierend in den Aufzug stiegen. Kaum hatte sich die Tür hinter ihnen geschlossen, trat Waldhausen zurück in das Treppenhaus. „Komm!“, sagte er zu dem überraschten Bahn. „Gehen wir noch zu Küpper.“
    Im Büro des Kommissars saß bereits Grundmann. Wenzel hatte es sich wieder in einer Ecke bequem gemacht. „Ich hoffe, wir stören nicht allzusehr“, entschuldigte sich Waldhausen, doch Küpper bat sie, sich zu ihnen zu setzen. „Wo haben Sie denn unser aller Bürgermeister gelassen?“, wandte sich Bahn fragend an Grundmann.
    Der sei von einem seiner persönlichen Referenten abgeholt worden, antwortete der Beamte.
    „Dann kann er Sie wenigsten nicht kontrollieren, wenn Sie aus Ihrem Amtsbereich informieren“, lachte Küpper. „Geht der Ihnen nicht auf den Keks mit seinem ständigen Einmischen?“ Doch Grundmann blieb reserviert. „Man findet sich mit vielen Dingen ab. Es ist außerdem nicht schlecht, wenn der Bürgermeister über alles Bescheid weiß.“
    „Weiß er denn über alles Bescheid?“, fragte Waldhausen. „Ich denke schon.“
    „Und manchmal weiß er früher Bescheid als Sie, nicht wahr?“
     
     
    Grundmann verstand die Frage von Bahn nicht. „Ich denke da nur an den Wirt des Festzeltes, der zuerst mit Walter verhandelt hat. Sie durften dann nur noch den Vertrag unterschreiben.“
     
     
    „Der Vertrag war aber rechtens“, beeilte sich Grundmann zu versichern.
    „Das streite ich nicht ab“, bestätigte Bahn. „Nur ist sein Zustandekommen ungewöhnlich.“
    „Apropos ungewöhnlich, Herr Grundmann“, übernahm Waldhausen die Gesprächsführung, „finden Sie es eigentlich nicht ungewöhnlich, daß es in diesem Jahr auf der Annakirmes nur eine einzige Biersorte gab, sehe ich einmal vom Festzelt und der Sonderbehandlung für Zimmer ab?“
    Bahn grinste. Das war es gewesen, was er auf dem Rummel solange übersehen hatte! Erst am Sonntag, als die anderen auf seine Kosten trinken konnten, war es ihm aufgefallen. „Was soll daran ungewöhnlich sein?“ Grundmann blieb gelassen. „Die Besitzer dieser Bierstände haben wohl die Bedingungen der Stadt Düren als einzige erfüllt.“
    „Oder Sie haben sich nicht von den in den letzten Jahren vervierfachten Gebühren abschrecken lassen?“ Bahn blickte langsam durch. „Wie etwa der ‘Arme Paul?“
    „Oder der Keller, der Frings, der Mertens, die alle in diesem Jahr nicht mehr gekommen sind, Herr Grundmann.“ Waldhausen lächelte böse. „Oder die Herren Müller, Schneider, Koch und wie sie alle heißen, die schon im letzten Jahr oder gar schon vor zwei Jahren die Segel gestrichen haben, weil es ihnen zu teuer wurde.“
     
     
    „Wie
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