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Kirchwies

Kirchwies

Titel: Kirchwies
Autoren: Hannsdieter Loy
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unterschiedlichsten Ländern – Liechtenstein, Katar, Kirgisien, Vatikan – strömten zu Fuß durch das Herzlichste Dorf. Entfernte Zufahrtsstraßen waren mit Autos vollgestopft, die Bahn sanierte mit den Gewinnen aus der Linie Rosenheim–Kirchwies den Verlust übriger Strecken. Mit anderen Worten: Die Internationalität der Neugierde konnte leichter gemolken werden als die Kühe.
    In den Gärten durchwebten die Blüten der spätsommerlichen Blüher wie Malven, Astern, Hortensien oder der Rote Fuchsschwanz die Holzzäune. Der Efeu blühte in halb kugeligen Dolden an den Hauswänden, und die Traubenspaliere bogen sich unter der Last reifender Früchte. Es war ein exzellenter Sommer gewesen. Unter den Obstbäumen stritten sich Admiral-Falter, Pfauenaugen, allerlei Käfer, Bienen, Hummeln und Wespen um die besten Nahrungsplätze beim Fallobst. Der große Renner in Heidis frisch renoviertem Blumen-Shop waren Serviettenringe, die sie und Margot aus Ulmenrinde fertigten. Nebenher hatte Heidi ihrem Blumenladen in der alten Tankstelle noch einen Outdoor-Shop angegliedert. Margot setzte hinterm Haus eine neue Sorte Himbeersträucher, tauschte die alten Rosen gegen frische aus und schuf einen Vorrat an getrocknetem Obst und Preiselbeermarmelade für sich, ihren Mann und das Kirchwieser Löchl.
    Auch die Löchl-Wirtin hatte sich auf die neuen Gäste eingestellt. Herbstsalat mit Joghurt-Brombeer-Nocken und goldenen Trauben, heimischer Bergsauerbraten aus der Gams mit Semmelknödel und Kirchwieser Pfirsichcreme mit Schokoraspel und Minzeblatt erwuchsen zu wahren Rennern. Abends hörte man die Klänge einer Band, die Rumba, Hubert von Goisern, Zumba und Gangnam spielte. Die Melodien drangen vom Dorf über den Feldbach bis zu den Bergen hinauf. Über den Köpfen der feinen Gesellschaft kreisten Laserstrahlen, welche die Kronen der Trauerweiden und der Kastanien wie Juwelen funkeln ließen.
    Max Campari hätte die Auswahlprüfung für den Befähigungsnachweis als bekennender Christ kaum bestanden, wäre Pater Timo ihm nicht rührend zur Seite gestanden. Wer sollte schon Fragen nach dem Text des sechsten Gebots, nach dem Sinn des Weihnachtsfests und dem Namen des vorletzten Papstes ohne fremde Hilfe richtig beantworten können? Pater Timo in seiner unendlichen Güte stand ihm bei, und Campari wurde für die nächste Landtagswahl zum heißen Kandidaten gewählt.
    Im Gegenzug wohnte Campari der Beerdigung der Pfarrhaushälterin bei, hielt den Pater ab, vor Scham und Trauer zurück ins Kloster zu flüchten, besorgte ihm eine neue Haushälterin und genehmigte ihm und dem Bauern Benedikt, gemeinsam eine Zucht Afrikanischer Wildesel zu betreiben, und am Ende sorgte er auch noch für den neuen Glockenturm.
    Sie fragen, was aus Odilo wurde?
    Seit Felix Breitenstein in den Blumenhof eingezogen war, wurde aus Odilo ein anderes Kind. Er lachte viel, war fröhlich und half, wo es ging, im Garten mit. Er war der Sonnenschein aller Gäste.
    Nur seine Sprüche, die hatte er noch immer auf den Lippen.
    Zum Beispiel diese:
    Septemberwetter warm und klar, verheißt ein gutes nächstes Jahr.
    Was der Sonnenschein für die Blumen ist, das sind lachende Gesichter für die Menschen.

Anhang

Pikantes aus Kirchwies
    Paulis Fischsuppe
    1 kleine Zwiebel, fein gehackt
    ¼ Lauchstange
    1 kleine Karotte
    1   Knoblauchzehe
    4 EL Olivenöl oder Bratöl
    Suppengewürz mit Salz oder gekörnte Gemüsebrühe
    Salz, Pfeffer
    125   ml Weißwein
    ½ bis ¾ l Wasser
    1 TL Tomatenmark
    1   kg Fischfilet nach Wahl (Forelle, Zander, Lachs, Scampi, Hecht, Krebsfleisch), in mundgerechte Stücke geschnitten
    Schnittlauch, fein geschnitten zum Garnieren
    Das Gemüse putzen und in feine Streifen schneiden, Knoblauch und gehackte Zwiebel in Öl andünsten, Tomatenmark zugeben und gut anschwitzen.
    Das Gemüse sowie das Suppengewürz zufügen und dabei kräftig umrühren, mit Weißwein und Wasser aufgießen, einmal kurz aufkochen lassen. Dann den Fisch zugeben und etwa fünfzehn Minuten ziehen lassen, bis er gar ist.
    Abschmecken, mit Schnittlauch bestreuen und sehr heiß servieren.
    Dazu schmeckt am besten ein einfaches Baguette.

Spinatknödel à la „Löchl“
    Knödelbrot von 4   Semmeln
    100 g Semmelbrösel
    250 g blanchierter, gehackter Spinat
    4   Eier
    ¼ l warme Milch
    1 kleine, fein gehackte Zwiebel
    1 kleine, fein gehackte Knoblauchzehe
    Muskatnuss, Salz, Pfeffer
    Das Knödelbrot mit den Semmelbröseln in eine Schüssel geben und mit der warmen Milch
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