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Kirchweihmord

Kirchweihmord

Titel: Kirchweihmord
Autoren: F Schmöe
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Herzing doch gut – wohin könnte sie sich zurückgezogen haben?«
    »Zurückgezogen?« Zenk riss die Augen auf und betrachtete Katinka, als sei sie soeben unter dem Sofa hervorgebrochen. »Zurückgezogen? Als Mutter von drei Kindern zieht eine Frau sich doch nicht zurück. Claudia ist außerordentlich verantwortungsbewusst. Sie liebt ihren Mann und die Kinder, sie setzt sich für ihre Nachbarn ein, sie … sie arbeitet für ›Amnesty International‹, sie singt im Chor, kurzum, sie hat ihre Verpflichtungen, und die führt sie aus. Nein, Claudia verschwindet nicht. Niemals.«
    Zenk nickte bekräftigend, während seine Finger begannen, an der Tischkante herumzuwischen.
    »Herr Zenk«, fragte Katinka, »ist Ihnen an Claudia in der letzten Zeit irgendetwas Seltsames aufgefallen, vielleicht …«
    »Seltsames?«, unterbrach Zenk harsch. »Was meinen Sie mit seltsam?« Etwas Flehentliches lag in seinen Augen, als bitte er Katinka, endlich das Haus zu verlassen und ihn auf seinem beigebraunen Planeten allein zu lassen. Schnell sprach er weiter: »Ich habe sie selten gesehen. Sie ist im Erziehungsurlaub oder wie das heißt. Sie arbeitet nicht, und sie wird auch eine ganze Weile noch nicht arbeiten. Manchmal lädt sie einige von uns Kollegen zu sich nach Hause ein. Oder wir treffen uns in einem Lokal. Ich habe sie … Ende Juli das letzte Mal gesehen. Wir hatten ein kleines Lehrertreffen zur Feier des letzten Schultages, ganz privat, auf dem Greifenklau-Keller. Tja. Claudia kam dazu. Sie wirkte ganz normal. Ganz normal.«
    »Danke, Herr Zenk, dass Sie sich die Zeit genommen haben. Wenn Ihnen etwas einfällt, von dem Sie meinen, es würde nützen, dann rufen Sie mich an!« Katinka stand auf, ihre Visitenkarte, von Tom professionell aufgemacht, flatterte auf Zenks Wohnzimmertisch.
    »Sicher. Aber … Sicher.«
    Zenk begleitete sie zur Tür, doch anstatt gönnerhaft zu beobachten, wie sie sich aufs Rad schwang und über den glühenden Asphalt davonrollte, wie Hellmreich es getan hatte, rammte Zenk sofort die Tür ins Schloss. Katinka radelte nachdenklich zurück in die Stadt. Sie brauchte dringend einen Kaffee und irgendwas zu essen.
     

3. Vor dem Sturm
    »Also, du hast einen neuen Fall.«
    Begeistert warf sich Britta auf den Stuhl neben Katinka und landete auf deren Rucksack.
    »He, pass auf!«
    »Sorry, sorry.«
    Beide mussten lachen. Britta stellte ihre Fahrradkuriertasche von den Ausmaßen einer Kletterwand auf den Boden. Trotz der Hitze war sie perfekt geschminkt.
    »Schieß los. Du glaubst gar nicht, wie langweilig mein Berufsleben geworden ist. Sommerloch, saure Gurken, nichts zu schreiben. Halleluja, wenn jetzt endlich die Sandkirchweih losgeht. Dann dürfen wir aufzählen, wie viele Tonnen Müll, Hektoliter Pisse an Hauswänden, Platzwunden und so weiter produziert wurden.« Britta Beerenstrauch, die Lokaljournalistin beim Fränkischen Tag , gähnte demonstrativ.
    Katinka kramte das Foto von Claudia Herzing hervor.
    »Kennst du die Frau?«
    »Nee. Sollte ich?«
    »Ich habe nur gedacht, du kennst doch überall jemanden.«
    »Einen Milchkaffee bitte!«, rief Britta der Bedienung zu. »Mensch, ich verdurste. Was für eine Hitze. Bei der Polizei waren sie übrigens halbwegs zugeknöpft wegen dieser Leiche von heute früh. Man spricht von einem Unfall, alles würde darauf hinweisen. Die Frau könnte betrunken gewesen und in den Fluss gefallen sein. Wenn die Leiche zwei Tage später dort angetrieben worden wäre, würde ich das sogar glauben. Aber vor dem großen Saufen?«
    Katinka zuckte die Schultern. Die Bedienung brachte Brittas Milchkaffee.
    »Sie werden die Autopsie abwarten. Rein äußerlich habe ich keine Einwirkungen von Gewalt gesehen«, sagte Katinka. »Aber ich hatte wenig Gelegenheit, sie mir genauer anzuschauen, und ehrlicherweise kann ich das auch nicht.« Sie schüttelte sich innerlich bei der Erinnerung an das Bein, das im Wasser trieb und das Kratzen des toten Körpers an der Holzkonstruktion des Festzeltes.
    Britta schnappte sich ihr Notizbuch. Sie blätterte darin herum. Die Seiten waren mit ihrer großformatigen, weit nach rechts geneigten Handschrift bedeckt.
    »Morde kommen in dieser Stadt außerordentlich selten vor. Ermittelst du jetzt? Gemeinsam mit deinem Kommissarsfreund?«
    »Pustekuchen!«, sagte Katinka. »Er will mich nicht dabei haben. Allerdings habe ich nur wenige Stunden nach dem Leichenfund einen Fall bekommen. Diese Frau hier namens Claudia Herzing«, sie wies auf das Foto, »ist
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