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Kirchweihmord

Kirchweihmord

Titel: Kirchweihmord
Autoren: F Schmöe
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Fluss gefunden. Sie war blond, pummelig, und deutlich älter als die Frau im Wasser.
    »Ich brauche mehr Anhaltspunkte. Kollegen Ihrer Frau, Freundinnen, Freunde der Familie …«
    »Claudia hat gerade Elternzeit.«
    »Dennoch.«
    Katinka suchte Block und Bleistift aus der obersten Schublade und notierte die Namen und Adressen, die Johannes Herzing auswendig aufsagen konnte. Sogar die Telefonnummern hatte er im Kopf.
    »Gutes Gedächtnis«, sagte Katinka lächelnd.
    »Ach, wie dumm von mir. Hier ist ihr Adressbuch.«
    Claudia Herzing hatte es anscheinend erst vor kurzem angelegt. Im Gegensatz zu Katinkas Register war hier nichts durchgestrichen, keine Telefonnummer zwischen die Zeilen gequetscht. Sämtliche Einträge waren mit dem gleichen Stift vorgenommen.
    »Ich muss los …«
    »Wo arbeiten Sie eigentlich?«
    »Ich bin Mathelehrer, am E.T.A.-Hoffmann-Gymnasium.«
    »Ach …«
    »Ich meine, jetzt in den großen Ferien ist das alles kein Thema. Ich kann mich um die Kinder kümmern, aber was, wenn der große Run wieder losgeht? Wenn Claudia nicht zurückkommt?«
    Katinka gewann den Eindruck, er habe sich mit diesem Gedanken schon fast vertraut gemacht.
    »Ich tue, was ich kann«, sagte sie und hoffte, professionell zu wirken und Herzing damit zu beruhigen. Er nickte, wollte das Foto wieder einstecken, aber Katinka legte die Hand drauf und sagte: »Das könnte ich noch brauchen.«
    »Ach ja«, sagte er, stand auf, nickte der Schreibtischplatte zu und trat hinaus in die Hasengasse.
     
    Katinka brauchte nicht lange, um das Adressbuch abzutelefonieren, das Herzing ihr gegeben hatte. Zwar hatte Claudia Herzing viele Kontakte notiert, aber die meisten waren nicht zu Hause, schließlich war Urlaubs- und Badezeit.
    Es waren einige Adressen in anderen Städten notiert. Katinka rief dort an und fragte sich durch.
    »Katinka Palfy hier, aus Bamberg. Könnte ich wohl mit Claudia Herzing sprechen?«
    »Claudia? Die habe ich seit einem Jahr nicht mehr gesehen. Sie müsste zu Hause sein.«
    »Dort habe ich niemanden angetroffen. Es geht um die Lehrerkonferenz zu Ferienende, und Claudia gab mir mal Ihre Nummer für den Fall, dass sie daheim nicht erreichbar sein sollte …«
    »Wie gesagt, ich habe sie seit einem Jahr nicht gesehen. Ab und zu telefonieren wir, aber das ist nun mindestens auch drei Monate nicht der Fall gewesen.«
    Niemand konnte etwas Entscheidendes berichten. Zwei fragten, ob denn Claudias Mann nicht Bescheid wüsste. Bei der letzten Nummer im Adressbuch meldete sich ein Anrufbeantworter. Katinka sprach eine kurze Nachricht auf das Band und bat um Rückruf. Sie stand auf und griff nach einer Zeitung, mit der sie sich Luft zufächerte. Claudia war nirgends aufgetaucht. Katinka hielt es für unwahrscheinlich, dass sie sich verleugnen ließ. Nach Aussage ihres Mannes war sie ja nicht im Streit weggelaufen. Außerdem machte keine von Claudias Freundinnen einen unruhigen Eindruck – sie wirkten einfach nur überrascht. Wie ich vermutlich auch wirken würde, wenn mich jemand anriefe und fragen würde, ob er Britta sprechen könne, dachte Katinka.
    In Bamberg erreichte sie nur zwei Ex-Kollegen von Claudia Herzing und eine Freundin, die mit ihr im Chor sang. Schnell aktivierte sie ihren Anrufbeantworter, schloss seufzend Fenster und Tür und radelte los.
    Sie strampelte die Karolinenstraße hinauf, klingelte die Touristengruppen vor dem Dom aus dem Weg und erntete bewundernde Rufe, während sie keuchend über das Kopfsteinpflaster den Berg hinaufrumpelte. Die Hitze drückte, und am Jakobsberg stieg sie entgegen ihrer Gewohnheit ab. Nicht genug mit der Joggingrunde heute morgen, dachte sie. Jetzt auch noch Sport in der größten Mittagshitze. Die Wildensorger Straße reckte sich steil empor, und mit Schatten war um diese Zeit nicht zu rechnen. Katinka bezweifelte, dass Bamberg auf sieben Hügeln erbaut war – das fränkische Rom, wie die Stadt auch genannt wurde. Im Gegenteil, statt Hügel wäre Berg die angemessene Bezeichnung, und bestimmt waren es mehr als sieben, mindestens zehn. Sie warf einen kurzen Blick nach links zur Altenburg, der sie nie sonderlich viel hatte abgewinnen können. Sie wirkte auf Katinka ein wenig wie eine Spielzeugburg, zu rund, zu kuschelig. An der höchsten Stelle der Straße stieg sie wieder aufs Rad und ließ sich ins Tal treiben.
    Bernhard Hellmreich lebte in einem angeberischen Eigenheim am Michaelsberger Wald. Er begrüßte Katinka in Shorts und mit nacktem, krebsrotem Oberkörper und
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