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Kinsey Millhone 15 - Gefaehrliche Briefe O wie Opfer

Kinsey Millhone 15 - Gefaehrliche Briefe O wie Opfer

Titel: Kinsey Millhone 15 - Gefaehrliche Briefe O wie Opfer
Autoren: Sue Grafton
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Lagerbeständen war mir neu, und ich gab ihm Punkte für Originalität.
    Er sagte: »Ich will Sie nicht mit Einzelheiten langweilen. Ich biete schlicht und einfach für den Inhalt von Selbstbedienungs-Lagern, wenn die monatliche Gebühr überfällig ist.«
    »Ich wusste nicht, dass man das bei säumigen Zahlern so handhabt. Klingt aber vernünftig.« Ich holte das Handtuch aus meiner Sporttasche und frottierte mir damit den Kopf. Meine Haare waren vom Training noch feucht, und mir wurde zusehends kälter. Ich sehnte mich danach, mich unter die Dusche zu stellen, bevor meine Muskeln steif wurden.
    »Ist es auch. Wenn die Lagereinheit von ihrem Eigentümer länger als sechzig Tage ignoriert wird, wandert der Inhalt zur Versteigerung. Wie soll die Firma sonst ihre Verluste abdecken? Leute wie ich kommen hin, bieten blind auf den Inhalt und zahlen dann Beträge zwischen 200 und 1.500 Dollar, immer in der Hoffnung auf einen Knüller.«
    »Wie zum Beispiel was?« Ich fasste nach unten, band meine Sauconys auf und streifte sie von den Füßen. Meine Sportsocken rochen grauenhaft, dabei trug ich sie doch erst seit einer Woche.
    »Tja, meistens kriegt man Mist, aber hin und wieder hat man Glück und stößt auf etwas Gutes. Werkzeug, Möbel; Sachen, die man in bare Münze verwandeln kann. Jetzt sind Sie sicher neugierig, was das mit Ihnen zu tun hat.«
    »Das frage ich mich tatsächlich«, erwiderte ich milde und wappnete mich gegenüber seinem Werbespruch. Für wenige Pennys am Tag können auch Sie herrenloses Gerümpel erstehen, um Ihre Wohnung vollzumüllen.
    »Na gut. Also, jedenfalls letzten Samstag habe ich für zwei Lagerfächer geboten. Keines von beiden hat viel gebracht, aber dabei fielen mir ein paar Pappkartons in die Hände. Ich sah den Inhalt durch, und dabei stieß ich auf mehrere persönliche Schriftstücke mit Ihrem Namen. Jetzt wollte ich Sie fragen, wie viel es Ihnen wert ist, sie zurückzubekommen.«
    »Was für Schriftstücke?«
    »Schauen wir mal. Moment. Offen gestanden habe ich nicht damit gerechnet, so früh von Ihnen zu hören, sonst läge alles schon auf dem Schreibtisch parat.« Ich hörte, wie er im Hintergrund mit Blättern raschelte. »So, jetzt. Da wären ein Abschlusszeugnis von der Santa Teresa Junior High School und eine ganze Menge schulische Erinnerungsstücke: Zeichnungen, Klassenfotos und Zeugnisse von der Woodrow-Wilson-Grundschule. Sagt Ihnen das irgendwas?«
    »Und mein Name steht auf diesen Papieren?«
    »Kinsey Millhone, oder? Millhone mit Doppel-L. Hier ist noch eine Geschichtsarbeit mit dem Titel >Die Mission von San Juan Capistrano< zusammen mit einem Modell der Mission aus Eierkartons. Vierte Klasse, bei Mrs. Rosen. Sie hat Ihnen eine Vier plus gegeben. >Kein schlechter Aufsatz, aber das Projekt ist dürftig dargestellt<, meint sie. Ich hatte auch mal so eine Lehrerin. Ein Miststück sondergleichen«, sagte er beiläufig. »Ach, und hier ist noch etwas. Laut Abschlusszeugnis haben Sie die Santa Teresa High School am 10. Juni 1967 verlassen. Na, wie schlage ich mich bis jetzt?«
    »Nicht schlecht.«
    »Tja, sehen Sie?«
    »Nicht, dass es eine Rolle spielen würde, aber wie haben Sie mich gefunden?«
    »Kinderspiel. Ich habe lediglich bei der Auskunft angerufen. Der Name Millhone ist ungewöhnlich, also denke ich mir, es ist wie in dem alten Sprichwort: Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm und so. Ich bin davon ausgegangen, dass Sie irgendwo in der Nähe wohnen. Sie hätten natürlich heiraten und Ihren Namen ändern können. Das Risiko musste ich einkalkulieren. Egal, die Frage ist jedenfalls, was halten Sie davon, diese Sachen wiederzubekommen?«
    »Mir ist unbegreiflich, wie die Sachen in Olvidado gelandet sind. Ich habe nie dort unten ein Lagerfach gemietet.«
    Er begann Ausflüchte zu machen. »Ich habe nichts von Olvidado gesagt. Ich besuche in ganz Kalifornien solche Versteigerungen. Hören Sie, ich möchte ja nicht aufdringlich klingen, aber wenn Sie bereit sind, ein paar Scheine rüberzulassen, können wir es vielleicht arrangieren, dass Sie den Karton wiederkriegen.«
    Ich zögerte, verärgert von seinem plumpen Manöver, Ich musste an meinen Kampf in Mrs. Rosens Klasse zurückdenken, daran, wie niedergeschmettert ich angesichts der Note gewesen war, nachdem ich mir so viel Mühe gegeben hatte. In Wirklichkeit besaß ich so wenige persönliche Andenken, dass mir jede Ergänzung willkommen war. Ich wollte zwar nicht viel bezahlen, aber ich wollte die Sachen auch nicht
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