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Kinsey Millhone 15 - Gefaehrliche Briefe O wie Opfer

Kinsey Millhone 15 - Gefaehrliche Briefe O wie Opfer

Titel: Kinsey Millhone 15 - Gefaehrliche Briefe O wie Opfer
Autoren: Sue Grafton
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worden, als eine Kugel meinen rechten Arm traf, und in beiden Fällen war es mein Impuls gewesen, mich auf die Kraftmaschinen zu stürzen. Damit Sie jetzt nicht glauben, ich sei Masochistin oder neigte zu Unfällen, sollte ich erklären, dass ich mein Geld als Privatdetektivin verdiene. In Wirklichkeit tragen normale Detektive keine Schusswaffe bei sich, werden nur selten verfolgt und erleiden auch kaum je eine Verletzung, die gravierender wäre als ein Schnitt an einem Blatt Papier. Mein eigenes Berufsleben ist ähnlich langweilig wie das aller anderen Leute. Ich berichte nur um der geistigen Erhellung willen von den Ausnahmen. Die Ereignisse zu verarbeiten hilft mir dabei, einen klaren Kopf zu bewahren.
    Diejenigen unter Ihnen, die mit meinen persönlichen Daten bereits vertraut sind, können diesen Absatz überspringen. Für die noch Uneingeweihten: Ich bin weiblich, 36 Jahre alt, zwei Mal geschieden und lebe in Santa Teresa, Kalifornien, 150 Kilometer nördlich von Los Angeles. Zur Zeit habe ich ein kleines Büro in den Räumen der Anwaltskanzlei Kingman und Ives. Lonnie Kingman ist mein Anwalt, wenn sich die Gelegenheit ergibt, und die Verbindung zu seiner Firma erschien mir sinnvoll, als ich ein Büro suchte. Ich war zur Nomadin geworden, nachdem man mich kalt lächelnd in hohem Bogen aus meinem letzten Job geworfen hatte — ich betrieb Ermittlungen für die California Fidelity Insurance bei Versicherungsfällen infolge von Brandstiftung und fahrlässiger Tötung. Mittlerweile bin ich seit zwei Jahren bei Lonnie, aber es liegt mir nicht unbedingt fern, kleinliche Rachegelüste gegen die CFI zu hegen.
    Im Lauf der Monate, seit ich wieder mit Gewichten trainierte, hatte sich mein Muskeltonus verbessert, und ich hatte an Kraft zugelegt. An diesem speziellen Morgen arbeitete ich mich durch die gewohnten Körperteile: jeweils zwei Runden à fünfzehn Wiederholungen Beinstrecken, Beincurlen, Bauchcrunches, Rückenbeugen, Zugstange, Bankdrücken und Butterfly sowie Schulterdrücken und verschiedene Übungen für Bizeps und Trizeps. Dadurch gestärkt und euphorisch, betrat ich mit dem gewohnten Blick auf den Anrufbeantworter wieder meine Wohnung. Das Lämpchen blinkte, ich ließ meine Sporttasche auf den Boden fallen, warf die Schlüssel auf den Tisch und drückte den Abspielknopf, während ich mit der anderen Hand nach Block und Stift angelte, falls ich mir etwas notieren musste. Wenn ich nicht im Büro bin, lasse ich von Lonnies Auftragsdienst alle Anrufe in meine Wohnung umleiten. So kann ich im Notfall den ganzen Tag im Bett liegen und mit der Außenwelt verhandeln, ohne mich anzuziehen.
    Die Stimme war männlich, etwas rau, und die Nachricht lautete folgendermaßen: »Miss Millhone, hier is Teddy Rich. Ich rufe aus Olvidado wegen was an, das Sie inneressieren könnte. Es is jetz acht Uhr morgens. Montag. Hoffentlich nich zu früh. Rufen Sie mich an, wenn Sie Zeit haben. Danke.« Er nannte eine Telefonnummer mit der Vorwahl 805, und ich schrieb sie pflichtbewusst auf. Es war erst acht Uhr dreiundzwanzig, also hatte ich ihn nur knapp verpasst. Olvidado ist eine Stadt mit 157 000 Einwohnern, knapp fünfzig Kilometer südlich von Santa Teresa am Highway 101. Grundsätzlich interessiert an Dingen, die mich »inneressieren« könnten, wählte ich die Nummer, die er angegeben hatte. Das Klingeln hielt so lange an, dass ich schon damit rechnete, sein Anrufbeantworter würde sich einschalten, doch schließlich meldete sich Mr. Rich persönlich. Ich erkannte ihn an seiner markanten Stimme.
    »Hi, Mr. Rich. Hier ist Kinsey Millhone aus Santa Teresa. Sie hatten bei mir angerufen.«
    »Hey, Miss Millhone. Schön, von Ihnen zu hören. Wie geht’s?«
    »Gut. Und Ihnen?«
    »Bestens. Danke der Nachfrage und danke, dass Sie so schnell zurückrufen. Das weiß ich zu schätzen.«
    »Klar, kein Problem. Was kann ich für Sie tun?«
    »Tja, ich hoffe eher, dass ich etwas für Sie tun kann«, erwiderte er. »Ich bin Händler für Altwaren aus Lagerbeständen. Sagt Ihnen das etwas?«
    »Leider nein.« Ich zog mir einen Stuhl heraus und setzte mich, da mir klar war, dass Ted Rich sich für seine Erklärung viel Zeit nehmen würde. Ich hatte ihn bereits als Vertreter oder aggressiven Telefon Verkäufer eingeordnet, jemanden, der bis über beide Ohren in seine eigenen unbedeutenden Reize verliebt ist. Ich wollte nicht haben, was er verkaufte, aber ich beschloss, ihn wenigstens bis zum Ende anzuhören. Die Branche des Altwarenhandels aus
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