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Kinsey Millhone 15 - Gefaehrliche Briefe O wie Opfer

Kinsey Millhone 15 - Gefaehrliche Briefe O wie Opfer

Titel: Kinsey Millhone 15 - Gefaehrliche Briefe O wie Opfer
Autoren: Sue Grafton
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verlassen hat. Übrigens, welche Lagerfirma war es?«
    Sein Gesichtsausdruck wurde verschlagen. »Warum wollen Sie das wissen?«, fragte er in leicht spöttischem Ton.
    »Weil ich mich frage, ob John noch irgendwo in der Gegend ist.«
    Teddy schüttelte den Kopf. Er war mir weit voraus. »Auf keinen Fall. Vergessen Sie’s. Das wäre nichts als Zeitverschwendung. Ich meine, sehen Sie’s mal so. Wenn der Typ einen falschen Namen benutzt hat, dann hat er vermutlich auch eine falsche Adresse und Telefonnummer angegeben. Wozu bei der Firma nachfragen? Die sagen Ihnen auch nichts.«
    »Ich bin mir sicher, dass ich die Daten bekommen könnte. Schließlich bin ich darin Profi.«
    »Sie und Dick Tracy.«
    »Ich will doch nur den Namen wissen.«
    Teddy lächelte. »Wie viel ist er Ihnen wert?«
    »Wie viel er mir wert ist?«
    »Ja, machen wir ein kleines Geschäft. Zwanzig Dollar.«
    »Seien Sie nicht albern. Ich bezahle Ihnen nichts dafür. Das ist doch lächerlich.«
    »Also, machen Sie mir ein Angebot. Ich bin ein vernünftiger Mensch.«
    »Schwachsinn.«
    »Ich sage nur, eine Hand wäscht die andere.«
    »So viele Lagerfirmen kann es hier in der Gegend ja nicht geben.«
    »Fünfzehnhundertelf, wenn Sie die benachbarten Bezirke miteinbeziehen. Für zehn Dollar sage ich Ihnen, in welcher kleinen Stadt sie ist.«
    »Ausgeschlossen.«
    »Kommen Sie. Wie wollen Sie es denn sonst herausfinden?«
    »Mir fällt bestimmt etwas ein.«
    »Wollen wir wetten? Fünf Dollar, dass Sie es nicht schaffen.«
    Ich sah auf die Uhr und schlüpfte von der Sitzbank. »Ich wünschte, wir könnten weiterplaudern, Teddy, aber Sie haben ja Ihren Termin, und ich muss wieder an die Arbeit.«
    »Vielleicht rufen Sie mich an, wenn Sie es sich anders überlegt haben. Dann können wir ihn gemeinsam suchen. Wir könnten uns zusammentun. Ich wette, Sie könnten jemanden mit meinen Verbindungen gebrauchen.«
    »Und wie.«
    Ich nahm den Karton, gab noch ein paar höfliche Laute von mir und kehrte zum Auto zurück. Ich stellte ihn auf den Beifahrersitz und stieg dann auf der Fahrerseite ein. Instinktiv verriegelte ich beide Türen und atmete heftig aus. Mein Herz hämmerte, und ich spürte, wie mir im Kreuz der Schweiß ausbrach. »John Russell« war das Pseudonym eines ehemaligen Rauschgiftfahnders aus Santa Teresa namens Mickey Magruder... meines ersten Exmannes. Was zum Teufel wurde hier gespielt?

2

    Ich rutschte im Auto nach unten und musterte den Parkplatz aus meiner Position auf halber Höhe. Hinten auf dem Platz bemerkte ich einen weißen Lieferwagen, dessen Ladefläche mit der Art von Eimern und Planen vollgestellt war, die ich einem Großdachdecker zuschreiben würde. Ein überdimensionaler Werkzeugkasten stand gleich hinter der Fahrerkabine, und eine ausziehbare Aluminiumleiter war anscheinend an die andere Seite montiert, da ihre beiden Antirutschfüße etwa dreißig Zentimeter vorstanden. Ich schob mir den Rückspiegel zurecht und wartete, bis Ted Rich aus dem Coffeeshop kam, die Baseballkappe auf dem Kopf und die Windjacke übergezogen. Er hatte die Hände in die Hosentaschen gesteckt und pfiff vor sich hin, während er auf den Lieferwagen zuging und seine Schlüssel herausfischte. Als ich hörte, wie sein Wagen ansprang, bückte ich mich einen Moment lang, um nicht in sein Blickfeld zu kommen. Sowie er vorbeigefahren war, setzte ich mich wieder auf und sah zu, wie er nach links abbog und sich in den Verkehr einreihte, der auf die Freeway-Auffahrt in südlicher Richtung zufloss.
    Ich wartete, bis er weg war, dann stieg ich aus dem VW und trottete zu der Telefonzelle neben der Einfahrt zum Parkplatz. Ich legte seine Visitenkarte auf die schmale, metallene Ablage, hievte das Telefonbuch nach oben und sah unter den behördlichen Einträgen nach. Ich fand die Nummer, die ich suchte, kramte etwas Kleingeld aus den Tiefen meiner Umhängetasche, warf Münzen in den Schlitz und wählte die Nummer des Postamts, das auf Rich’s Visitenkarte genannt war. Es klingelte zwei Mal, dann ertönte eine Bandansage, die mir die üblichen Beschwichtigungsfloskeln vortrug. Sämtliche Anschlüsse seien momentan besetzt, aber die Anrufe würden in der Reihenfolge ihres Eintreffens entgegengenommen werden. Der Ansage zufolge war mir das Postamt ausgesprochen dankbar für meine Geduld, was beweist, wie wenig man mich dort kannte.
    Als sich endlich eine leibhaftige Angestellte meldete, nannte ich ihr die Postfachnummer von Overhead Roofing, vielleicht auch eingetragen
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