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Kinsey Millhone 15 - Gefaehrliche Briefe O wie Opfer

Kinsey Millhone 15 - Gefaehrliche Briefe O wie Opfer

Titel: Kinsey Millhone 15 - Gefaehrliche Briefe O wie Opfer
Autoren: Sue Grafton
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schmeckte der Kaffee wie ein Bonbon.
    Teddy legte den Kopf schief und sah mich nachdenklich an. »Und Sie sind also Privatdetektivin? Mir ist aufgefallen, dass Sie unter Millhone, Ermittlungen, eingetragen sind.«
    »Genau. Ich war zwei Jahre lang Polizistin. Dadurch habe ich auch John kennen gelernt.«
    »Der Typ ist Bulle?«
    »Jetzt nicht mehr, aber damals schon.«
    »Darauf wäre ich nie gekommen... ich meine, wenn man sich den Schrott anschaut, mit dem er dieses Fach vollgestopft hat. Ich hätte ihn eher für eine Art Penner gehalten. Das war jedenfalls mein Eindruck.«
    »Da gibt’s eine Menge Leute, die ganz Ihrer Meinung wären.«
    »Aber Sie gehören nicht dazu, oder?«
    Ich zuckte die Achseln und sagte nichts.
    Teddy musterte mich mit scharfem Blick. »Was bedeutet Ihnen dieser Mann?«
    »Warum fragen Sie?«
    »Ach, kommen Sie. Wie heißt er wirklich? Vielleicht kann ich ihn für Sie aufspüren, wie bei einem Vermisstenfall.«
    »Wozu die Mühe? Wir haben uns seit Jahren nicht gesprochen, und er ist mir egal.«
    »Aber jetzt haben Sie mich neugierig gemacht. Weshalb das Pseudonym?«
    »Er war Ende der sechziger, Anfang der siebziger Jahre beim Rauschgiftdezernat. Damals sind einige große Drogenringe aufgeflogen. John hat verdeckt ermittelt, daher war er immer paranoid, was seinen echten Namen betraf.«
    »Klingt nach einem Irren.«
    »Mag sein«, sagte ich. »Was war sonst noch in dem Fach?«
    Er winkte ab. »Das meiste war unbrauchbar. Ein Rasenmäher, ein kaputter Staubsauger. Dann noch eine große Kiste Küchenutensilien: ein Nudelholz, eine riesige hölzerne Salatschüssel mit mindestens einem Meter Durchmesser, ein Satz Keramikschüsseln... wie heißt das? Dieser Fiesta-Schrott. Dafür habe ich einen Batzen Kleingeld bekommen. Eine Skiausrüstung, Tennisschläger; nichts davon in Bestzustand. Außerdem ein altes Fahrrad, ein Motorradmotor, eine Radabdeckung und ein paar Autoersatzteile. Ich vermute, Russell war eine Art Hamster und konnte sich von nichts trennen. Ich habe das meiste davon auf dem Flohmarkt hier verscherbelt — der war gestern.«
    Meine Stimmung verdüsterte sich. Die riesige hölzerne Schüssel hatte meiner Tante Gin gehört. Die Fiesta-Keramik war mir gleichgültig, obwohl die auch von ihr gewesen war. Aber ich wünschte, ich hätte die Gelegenheit gehabt, das Nudelholz zu erstehen. Tante Gin hatte mit seiner Hilfe immer Zimtschnecken gebacken — eine ihrer wenigen häuslichen Fertigkeiten — und damit den Teig ausgerollt, bevor sie Zimt und Zucker darauf streute. Darauf musste ich verzichten; es hatte keinen Sinn, sich nach etwas zu sehnen, was bereits vergeben war. Seltsam, dass mir ein Gegenstand auf einmal dermaßen viel bedeutete, nachdem ich jahrelang nicht mehr an ihn gedacht hatte.
    Er nickte zum Karton hin. »Dreißig Mäuse, und er gehört Ihnen.«
    »Zwanzig. Er ist kaum so viel wert. Es ist alles Schrott.«
    »Fünfundzwanzig. Kommen Sie. Für die Reise in die Vergangenheit. Die Sachen sehen Sie sonst nie wieder. Der Affektionswert und so. Greifen Sie lieber zu, solange Sie Gelegenheit dazu haben.«
    Ich zog einen Zwanziger aus der Tasche und legte ihn auf den Tisch.
    »Niemand sonst gibt Ihnen auch nur zehn Cents dafür.«
    Teddy zuckte die Achseln. »Dann werfe ich alles weg. Wen juckt’s? Fünfundzwanzig, das ist mein letztes Wort.«
    »Teddy, wenn Sie zur Müllkippe fahren, kostet Sie das fünfzehn, also fahren Sie damit um fünf Dollar besser.«
    Er starrte das Geld an, warf mir einen hastigen Blick zu und nahm den Schein dann mit einem übertrieben angeekelten Seufzer über sich selbst an sich. »Zum Glück mag ich Sie, sonst wäre ich jetzt stinksauer.« Er faltete den Zwanziger längs und steckte ihn ein. »Sie haben meine Frage nicht beantwortet.«
    »Welche?«
    »Was Ihnen dieser Kerl bedeutet.«
    »Nichts Besonderes. Er war früher einmal ein Freund von mir — nicht, dass Sie das irgendetwas anginge.«
    »Oh, na klar. Schon kapiert. Jetzt ist er >ein Freund<. Inneressante Entwicklung. Sie müssen dem Typen ganz schön nahe gestanden haben, wenn Ihre Sachen bei ihm geblieben sind.«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    Er tippte sich gegen die Schläfen. »Logisches Denken. Analytisch, verstehen Sie? Ich wette, ich könnte auch als Schnüffler arbeiten, genau wie Sie.«
    »Na klar, Teddy. Keine Frage. Offen gestanden habe ich ein paar Kisten bei John untergestellt, als ich am Umziehen war. Mein Zeug muss dann zwischen seines geraten sein, als er Santa Teresa
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