Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kinsey Millhone 07 - Hoher Einsatz - G wie Galgenfrist

Kinsey Millhone 07 - Hoher Einsatz - G wie Galgenfrist

Titel: Kinsey Millhone 07 - Hoher Einsatz - G wie Galgenfrist
Autoren: Sue Grafton
Vom Netzwerk:
zusammenbringen? Ein Rendezvous mit einem Unbekannten?« Die Aussicht war für mich ungefähr so verlockend wie ein Besuch beim Zahnarzt.
    »Warum dieser Ton, Kindchen? Der Typ ist einfach perfekt für dich.«
    »Ich mag gar nicht fragen, was das heißen soll«, sagte ich.
    »Es soll heißen, dass er nicht verheiratet ist wie jemand, dessen Namen ich dir nennen könnte.« Sie bezog sich auf Jonah Robb, der so etwas wie eine Rin-in-die-Kartoffeln-und-raus-aus-die-Kartoffeln-Ehe führte, was natürlich Konflikte mit sich brachte. Seit vergangenem Herbst war ich mit Unterbrechungen mit ihm liiert, aber das Hochgefühl war längst abgeflaut.
    »Die Beziehung ist ganz in Ordnung«, sagte ich.
    »Ist sie nicht«, fauchte sie. »Er ist nie da, wenn du ihn brauchst. Dauernd sitzt er mit dieser Wie-sie-auch-immer-heißt in irgendeiner Eheberatung.«
    »Ja, das stimmt leider.« Jonah und Camilla zogen von einem Therapeuten zum anderen und wechselten ihn, wenn sich eine Lösung abzeichnete. Konfliktabhängig nennt man das, glaube ich. Sie waren seit der siebten Klasse zusammen und anscheinend süchtig nach der dunklen Seite der Liebe.
    »Er wird sie nie verlassen«, sagte Vera.
    »Damit hast du wahrscheinlich Recht, aber wen kümmert’s?«
    »Dich — und das ist dir auch völlig klar.«
    »Gar nicht wahr«, erwiderte ich. »Und ich will dir mal was sagen. In meinem Leben ist wirklich kein Platz für viel mehr Partnerschaft. Ich will keine große, hitzige Liebesaffäre. Jonah ist ein guter Freund, und für meine Begriffe kümmert er sich oft genug um mich...«
    »O Mann, du bist aber weit weg vom Fenster.«
    »Ich will deine abgelegten Liebhaber nicht, Vera, nur darum geht’s.«
    »Er ist kein abgelegter Liebhaber. Eher eine Empfehlung.«
    »Willst du mit mir ein Verkaufsgespräch führen? Ich sehe dir doch an, dass du genau das willst. Los, informier mich. Ich kann es kaum erwarten.«
    »Er ist perfekt.«
    »>Perfekt<. Gut«, sagte ich und tat so, als machte ich mir Notizen. »Sehr schön. Was noch.«
    »Er hat nur einen Fehler.«
    »Ah!«
    »Ich bin ganz aufrichtig«, erklärte sie, von Rechtschaffenheit durchdrungen. »Wäre er absolut perfekt, würde ich ihn für mich behalten.«
    »Wo ist der Haken?«
    »Dräng mich nicht. Dazu komme ich schon noch. Zuerst möchte ich seine Pluspunkte aufzählen.«
    Ich warf einen Blick auf meine Uhr. »Du hast dreißig Sekunden.«
    »Er ist intelligent. Er hat Humor. Er ist rücksichtsvoll. Er ist tüchtig...«
    »Womit verdient er seinen Lebensunterhalt?«
    »Er ist praktischer Arzt, aber nicht arbeitssüchtig. Er nimmt sich Zeit für Gefühle. Ehrlich. Er ist ein lieber Kerl, lässt sich nichts gefallen.«
    »Weiter.«
    »Er ist fünfunddreißig, war nie verheiratet, ist aber an einer festen Bindung ernsthaft interessiert. Er ist körperlich fit, raucht nicht, nimmt keine Drogen, ist aber in dieser Beziehung nicht fanatisch, du verstehst schon, was ich meine. Fühlt sich nicht über andere erhaben.«
    »Hm-hm-hhhm«, sagte ich monoton und forderte sie mit einer schwungvollen Handbewegung auf, zur Sache zu kommen.
    »Er sieht auch gut aus. Das meine ich ernst. Auf einer Skala von eins bis zehn würde ich ihn auf achteinhalb setzen. Er fährt Schi, spielt Tennis, ist Gewichtheber...«
    »Er kriegt ihn nicht hoch«, sagte ich.
    »Er ist fantastisch im Bett.«
    Ich fing an zu lachen. »Also, was stimmt nicht, Vera? Ist er ein Idiot? Erzählt er Witze? Du weißt, ich hasse Kerle, die Witze erzählen.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Er ist klein.«
    »Wie klein?«
    »Vielleicht einszweiundsechzig, und ich bin einsvierundsiebzig.«
    Ich sah sie ungläubig an. »Na und? Du bist schon mit einem halben Dutzend Typen ausgegangen, die kleiner waren als du.«
    »Ja, aber im Vertrauen — es hat mich immer gestört.«
    Ich sah sie noch eindringlicher an. »Du wirst ihn doch nicht deshalb abblitzen lassen?«
    »Hör mal, er ist wunderbar«, sagte sie trotzig. »Er ist nur nicht der Richtige für mich. Ich gebe kein Urteil über ihn ab. Das ist nur eine Marotte von mir.«
    »Wie heißt er?«
    »Neil Hess.«
    Ich bückte mich und holte ein Stückchen Papier aus dem Papierkorb. Dann nahm ich einen Füller von ihrem Schreibtisch. »Gib mir seine Telefonnummer.«
    Sie blinzelte mich an. »Du willst ihn wirklich anrufen?«
    »He, ich bin nur einssiebenundsechzig. Was machen schon fünf Zentimeter unter Freunden?«
    Sie gab mir seine Nummer, ich notierte sie mir pflichtgetreu und steckte den Zettel in meine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher