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Kinsey Millhone 07 - Hoher Einsatz - G wie Galgenfrist

Kinsey Millhone 07 - Hoher Einsatz - G wie Galgenfrist

Titel: Kinsey Millhone 07 - Hoher Einsatz - G wie Galgenfrist
Autoren: Sue Grafton
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Handtasche. »Ich fahre für einen Tag weg, aber ich ruf ihn an, sobald ich zurück bin.«
    »Das ist großartig.«
    Ich stand auf, um das Büro zu verlassen, blieb aber an der Tür stehen. »Wenn ich den Typen heirate, musst du bei der Hochzeit Blumen streuen.«

3

    Am nächsten Morgen verzichtete ich aufs Joggen, weil ich so früh wie möglich aufbrechen wollte. Ich verließ Santa Teresa um sechs Uhr, im Wagen eine Segeltuchtasche, meine tragbare Smith-Corona, die Informationen über Irene Gershs Mutter, meine Aktenmappe, verschiedenen Kram, eine Kühltasche mit einem Sechserpack Diät-Pepsi, ein Tunfischsandwich, ein paar Mandarinen und einen Beutel mit Henrys Schoko-Keksen.
    Ich nahm den Highway 101 von Süden und fuhr bis hinter Ventura, wo die erste Straße ins Landesinnere abbiegt, an der Küste entlang. Mein kleiner VW keuchte und ächzte, als er sich die Camarillo-Steigung zum Kamm hinaufquälte. Bergab nach Thousand Oaks ging’s dann leichter. Als ich das San Fernando Valley erreichte, war es sieben, und der Berufsverkehr verstopfte die Straße in beide Richtungen. Fahrzeuge wechselten die Spuren mit jener Schnelligkeit und Gewandtheit, die ich »Straßen-Surfen« nenne; leider geht das Spiel manchmal tödlich aus. Smog hing über dem Talbecken und löschte die umliegenden Berge aus. Wer die Gegend nicht kannte, musste glauben, das Land sei so flach wie ein Brett.
    In North Hollywood zweigt die 134 nach Pasadena ab, während die 101 nach Süden und Downtown L. A. führt. Auf einer Landkarte dieses Gebiets sieht das Zentrum von Los Angeles wie ein kleines Loch in der Mitte eines weitmaschigen pinkfarbenen Häkeltuchs aus, das sich über Los Angeles County breitet und im Süden bis Orange County reicht. Zusammenlaufende Straßen sehen aus wie ein Knäuel, in dem sich Wolkenkratzer verfangen haben. Ich habe noch keinen Menschen gekannt, der wirklich etwas Berufliches in Downtown Los Angeles zu erledigen hatte. Wenn man nicht gerade unbedingt Union Station, Olvera Street oder die sündige Meile besichtigen will, gibt es nur einen einzigen Grund, sich in die Nähe um Sixth und Spring zu wagen — den Großhandelsmarkt für Gold und Schmuck oder das Cooper Building, in dem Markenkleidung zu Billigpreisen verkauft wird. Am besten tut man jedoch daran, einfach durchzufahren.
    Sie werden bemerkt haben, dass ich die Ereignisse von Donnerstagabend übersprungen habe. Ich will nur sagen, dass ich tatsächlich zu Rosie hineinschaute, um mir den versprochenen Drink abzuholen. Dort musste ich jedoch feststellen, dass sie und Henry eine Geburtstags-Überraschungsparty für mich arrangiert hatten. So eine peinliche Geschichte, bei der das Licht angeht und alle hinter den Möbeln hervorhüpfen. Ich konnte einfach nicht glauben, dass man mir das antat. Jonah war da und Vera (diese Ratte — sie hatte mir mit keinem Wort verraten, was mich erwartete), Darcy und Mac von der California Fidelity Insurance, Moza, die weiter unten in der Straße wohnt, einige Stammgäste und ein paar ehemalige Klienten von mir. Ich weiß nicht, warum ich mich so geniere, darüber zu reden, aber es gab eine Torte, und sie hatten Geschenke für mich, die ich auf der Stelle auspacken musste. Ich lasse mich nicht gern überraschen. Ich stehe nicht gern im Mittelpunkt. Es waren lauter Leute, die ich mochte, aber so viel Nettigkeit nervt mich. Ich habe wohl alles gesagt, was sich so gehört. Ich habe mich nicht betrunken und nicht blamiert, aber ich hatte das Gefühl, von allem losgelöst zu sein — als stünde ich neben mir selbst. Als ich jetzt, allein im Wagen, darüber nachdachte, merkte ich, dass ich lächelte. Solche Ereignisse kommen mir in der Erinnerung immer schöner vor.
    Die Party hatte sich um zehn Uhr aufgelöst. Henry und Jonah begleiteten mich nach Hause, und nachdem Henry sich verabschiedet hatte, zeigte ich Jonah das Apartment so schüchtern wie eine Braut.
    Ich spürte, dass er über Nacht bleiben wollte, doch das packte ich einfach nicht. Ich weiß nicht, warum — vielleicht lag es an dem Gespräch, das ich mit Vera geführt hatte — , aber ich fühlte mich fremd, und als er auf mich zukam, um mich zu küssen, wich ich aus.
    »Was ist los?«
    »Nichts. Ich muss nur endlich allein sein.«
    »Habe ich etwas getan, worüber du sauer bist?«
    »Aber nein! Wirklich nicht. Ich bin nur völlig fertig, das ist alles. Die Party heut Abend hat mich fast geschafft. Du kennst mich. Solche Situationen liegen mir nicht.«
    Er lächelte mit
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