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Kinsey Millhone 06 - Dunkle Geschaefte - H wie Hass

Kinsey Millhone 06 - Dunkle Geschaefte - H wie Hass

Titel: Kinsey Millhone 06 - Dunkle Geschaefte - H wie Hass
Autoren: Sue Grafton
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kein sechs Jahre altes stinkendes Kleid zu meiner Hochzeit anziehen. Du hast versprochen, du kaufst dir ein neues.«
    »Ich tu’s ja.«
    Sie sah mich skeptisch an. »Wo willst du denn danach suchen? Doch wohl nicht im K-Markt.«
    »Ich würde nie in den K-Markt gehen. Wie kommst du denn darauf?«
    »Also, wo dann?«
    Ich sah sie unsicher an und suchte nach einer Antwort, die sie zufriedenstellen würde. Ich wusste, mein Zögern würde bei ihr nur als Aufforderung ankommen, sich einzumischen und mich herumzukommandieren, aber um ehrlich zu sein, ich hatte nicht die blässeste Ahnung, was für ein Kleid ich kaufen sollte. Ich war noch nie Brautjungfer gewesen. Ich hatte keinen Schimmer, was diese Mädels tragen. Sicher irgendwas total Unpraktisches, mit Riesenrüschen überall.
    Und sie mischte sich ein. »Ich helfe dir«, sagte sie, als hätte sie es mit einer Debilen zu tun.
    »Wirklich? Das ist toll.«
    Vera verdrehte die Augen, aber ich wusste, sie war entzückt, dass ich die Sache aus der Hand gab. Alle Leute sind immer ganz wild darauf, mein Privatleben für mich zu regeln. Offenbar meinen sie, dass ich es selbst nicht auf die Reihe kriege. »Am Freitag. Nach der Arbeit«, sagte sie.
    »Danke. Wir können ja hinterher zusammen essen gehen, auf meine Rechnung.«
    »Ich will keinen doppelten Cheeseburger«, sagte sie.
    Ich wischte alle weiteren Einwände mit einem Winken beiseite und wandte mich Richtung Tür. »Also dann bis morgen. Lässt du mich bitte raus?«
    »Warte noch eine Minute, dann gehe ich auch. Hol dir doch in der Zwischenzeit die Akte, die ich dir am Freitag geben wollte. In dem Ordner in dem Kasten >Ausgänge<. Die Dame heißt Bibianna Diaz. Wenn du sie packen kannst, stehen wir ja vielleicht alle ein bisschen besser da.«
    Also marschierte ich in die gläserne Zelle, in der sie in ihrer Eigenschaft als Leiterin der Schadensabteilung residiert. Ich fand die Akte Diaz ganz oben auf dem Stapel. »Hab sie!«, rief ich.
    »Du kannst ja mal mit Mary Bellflower reden, wenn du reingeguckt hast. Eigentlich war Parnell dafür zuständig, aber sie hat den Fall aussortiert.«
    »Ich dachte, die Bullen hätten alle seine Akten mitgenommen. «
    »Die da war aber nicht bei den Akten auf seinem Schreibtisch. Er hatte sie einen Monat vorher Mary gegeben, deshalb haben die Bullen sie gar nicht zu Gesicht gekriegt.« Sie kam wieder zum Vorschein und suchte, die Fotokopien zwischen die Zähne geklemmt, nach ihren Autoschlüsseln.
    »Ich will erst mal versuchen, mir die Dame anzusehen, bevor ich mit Mary rede. Dann habe ich wenigstens schon mal eine blasse Vorstellung«, sagte ich.
    »Auch gut. Du kannst es angehen, wie du möchtest.« Vera knipste das Licht hinter sich aus, ließ uns aus der Tür und schloss ab. »Falls du irgendwelche Fragen hast — ich bin um zehn wieder daheim.«
    Wir gingen plaudernd die Treppe hinunter. Unsere Autos standen ganz allein auf dem Parkplatz, Seite an Seite. »Oh, noch etwas«, sagte sie, als sie ihre Wagentür aufschloss. »Titus wünscht dich gleich morgen früh zu sehen.«
    Ich starrte sie über das Wagendach hinweg an. »Mich? Aber warum denn? Ich arbeite doch gar nicht für ihn.«
    »Wer weiß? Vielleicht betrachtet er dich als elementaren Bestandteil des Teams<. So redet er nämlich. Dieses ganze blöde Bla-Bla. Widerlich.« Sie öffnete die Wagentür, schlüpfte auf den Fahrersitz und kurbelte das Beifahrerfenster herunter. »Mach’s gut.«
    »Du auch.«
    Ich stieg in meinen Wagen, und mein Magen fühlte sich jetzt schon an wie aus Stein. Ich wollte Gordon Titus überhaupt nicht sehen, und schon gar nicht morgen früh. Was für ein Wochenanfang...
    Der Parkplatz war so gut wie leer und das Stadtzentrum ruhig. Wir fuhren gleichzeitig los, in entgegengesetzte Richtungen. Die Läden hatten alle zu, aber die Lichter entlang der State Street und die Fußgängergrüppchen verliehen dieser ansonsten verlassenen Geschäftsgegend noch einen Hauch von Leben. Santa Teresa ist ein Ort, wo man auch nach Ladenschluss noch bummeln kann, ohne (übermäßige) Angst haben zu müssen. In der Touristensaison wimmelt es auf den Straßen von Menschen, und selbst in den toten Monaten hat diese Stadt noch etwas Harmloses. Ich war einen Moment lang versucht, eben noch schnell in einem der kleinen Restaurants einen Happen essen zu gehen, hörte dann aber aus meiner heimischen Küche ein Erdnussbutter-und-Pickle-Sandwich nach mir rufen.
    Das Viertel lag völlig dunkel da, als ich den Wagen abstellte
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