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Kinsey Millhone 06 - Dunkle Geschaefte - H wie Hass

Kinsey Millhone 06 - Dunkle Geschaefte - H wie Hass

Titel: Kinsey Millhone 06 - Dunkle Geschaefte - H wie Hass
Autoren: Sue Grafton
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Wollen Sie das vielleicht auch noch mir in die Schuhe schieben? Bibianna klaut meinen Wagen und fährt ihn zu Schrott, und ich bin schuld?«
    »Himmel noch mal, Raymond, tun Sie doch nicht so. Das ist alles Ihr Werk, und das wissen Sie genau.«
    »Treiben Sie’s nicht zu weit, he! Ich hab’ nichts gemacht!« Raymonds Gesicht färbte sich dunkel, und er raste mit zusammengepressten Kiefern weiter. Ich fühlte, wie sich in meinem Brustkorb Angst ausbreitete und mir den Magen zusammenpresste.
    Wir fuhren am Santa Monica Freeway vom 405er ab und weiter nach Westen. Wir nahmen die Ausfahrt Cloverfield und hielten dann rechts. Ich war vor Jahren mal im St. John-Krankenhaus gewesen, und so weit ich mich erinnern konnte, war es nicht mehr weit. Irgendwo an der 21. oder 22. Straße, zwischen dem Santa Monica und dem Wilshire Boulevard. Es war jetzt halb elf. Ich wusste, dass sie es auf der Intensivstation normalerweise mit den Besuchszeiten sehr genau nahmen, aber Raymond würde sich schon Zutritt verschaffen.
    Wir parkten auf einem der Besucher-Parkplätze und gingen durch einen Torbogen zum Haupteingang. Ein blaugrün gekachelter Brunnen plätscherte laut in der Mitte eines gepflasterten Hofs. Hinter dem Brunnen stand eine Bronze-Büste der Gründerin Irene Dünne. Der Komplex bestand aus massiven, cremefarbenen Kästen, die wohl ursprünglich schlichte Betonblöcke gewesen waren, jetzt sprang aus der Frontseite ein Säulenvorbau heraus, und rechts und links flankierte je ein Seitenflügel das Hauptgebäude. Dahinter erhob sich ein vielgeschossiger Anbau. Es sah aus, als hätte sich das Krankenhaus nach und nach das ganze verfügbare Gelände und auch noch die angrenzenden Grundstücke einverleibt. Die Umgebung bestand aus eher bescheidenen Einfamilienhäusern im Stil der 5oer-Jahre. Ein Krankenwagen sauste kurz aufheulend an uns vorüber und dann mit blinkendem Gelblicht und ausgestellter Sirene vor die Notfall-Aufnahme.
    Zu beiden Seiten des Hauptaufgangs schwangen sich Rollstuhlrampen empor. Wir marschierten über die Stufen in die Halle mit dem gedämpften kastanienbraunen Teppichboden und dem Gewürznelkengeruch. Links war eine ganze Wand den Namen all derer gewidmet, die sich in finanzieller Hinsicht um die Klinik verdient gemacht hatten. Das Spektrum reichte von Wohltätern über Gönner und Freunde bis hin zu den Kleinspendern, die zu knausrig gewesen waren, um eine eigene Kategorie für sich in Anspruch nehmen zu können. Am entfernten Ende der Wand hing über der Anmeldung ein kolossaler Ölschinken mit einer lockenhaarigen Gestalt, die den Blick gequält zum Himmel erhob.
    Raymond fragte an der Information nach der Intensivstation. Ich tröstete mich damit, dass Bibianna wohl bei Bewusstsein gewesen sein musste, als sie sie hergebracht hatten. Sonst hätte die Polizei ja nicht herausfinden können, wer sie war. So weit ich wusste, hatte sie keinen Ausweis bei sich gehabt.
    Ein Gesprächsfetzen drang von hinten an mein Ohr. Eine Frau sagte: »...und da hab’ ich diese Zicke im Sheriffs Department gefragt: >Was geht euch das an? Wenn sie ihm nichts anhängen können, wie kommt ihr dann dazu, mit seinem Bewährungshelfer zu reden?< Das ist doch eine Verletzung der Grundrechte oder wie das heißt...«
    In meinem Kopf schloss sich ein Kontakt. Mir entfuhr ein »Oh«, wie man es von sich gibt, wenn man sich Eiswasser in den Ausschnitt kippt. Plötzlich wusste ich, wer Dr. Howards Tochter war — die Braut auf dem Hochzeitsbild. Natürlich — die Zivilangestellte, an der ich mir im Sheriffs Department die Zähne ausgebissen hatte, als ich wegen Bibiannas Adresse dort gewesen war. Verdammt, ich musste irgendwie an ein Telefon kommen. Kein Wunder, dass Dolan nach einer undichten Stelle fahndete!
    Raymond dirigierte uns zum Aufzug, und wir fuhren in den zweiten Stock. Als wir ausgestiegen waren, gingen wir nach rechts, vorbei an der Wöchnerinnen-Station, wo sich eine frisch entbundene Frau wacklig die Wand entlangtastete. Raymond war in Hochform. Er bewegte sich fix und hatte die Augen überall. Ab und zu sah ich Luis’ Blick durch eine geöffnete Tür in ein leeres Zimmer huschen. Ich tat es ihm nach, unfähig, meine Neugier zu zügeln. Aber es gab nicht viel zu sehen. Es roch bereits nach Mittagessen.
    Das Stockwerk 2/Südflügel beherbergte hinter einer geschlossenen Doppeltür die Intensivstation, die koronarmedizinische Station, die Koronarchirurgie und die postoperative Versorgung. Ein Schild besagte:
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