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Kinsey Millhone 05 - Kleine Geschenke

Kinsey Millhone 05 - Kleine Geschenke

Titel: Kinsey Millhone 05 - Kleine Geschenke
Autoren: Sue Grafton
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Ahnung, wo meine Pistole war, aber er zielte mit seiner auf mich. Ich packte meine Handtasche und schwang sie. Ich erwischte ihn am Kopf. Der Schlag ließ ihn seitwärts taumeln.
    Er versperrte mir den Weg nach draußen, also wirbelte ich herum und raste ins Bad. Ich warf die Tür hinter mir zu, sperrte ab und warf mich zu Boden. Er schoß zweimal, die Kugeln surrten durch die Tür wie Hummeln. Es gab keinen Weg hinaus. Das Fenster befand sich genau in der Schußlinie, und ich konnte nichts sehen, womit ich mich hätte verteidigen können. Er fing an, gegen die Tür zu treten. Das Holz splitterte unter der Wucht der Tritte. Ich sah seinen Fuß durch das Paneel kommen, und er trat noch einmal zu. Seine Hand schoß durch das Loch, er tastete nach dem Schloß. Ich riß den Deckel von der Toilette und versetzte ihm damit einen Schlag. Ich hörte ihn schreien, und er zog die Hand zurück. Er feuerte erneut, kreischte Obszönitäten. Plötzlich tauchte sein Gesicht in der Öffnung auf, die Augen rollten wild, als er mich suchte. Die Mündung seiner Waffe zeigte auf mich. Ich hielt den Toilettendeckel wie einen Schutzschild vor mich, weil mir nichts anderes einfiel. Klirrend prallte die Kugel dagegen. Die Wucht war groß genug, mir den Deckel aus der Hand zu reißen und, ihn in zwei Teile zu zerbrechen. Terry trat wieder nach der Tür, aber die Schläge verloren an Kraft.
    Dann hörte ich ihn auf der anderen Seite hinfallen. Ich erstarrte, erstaunt, nach Atem ringend. Mir blieb keine Zeit, um abzuwarten, ob er nur spielte. Mit fliegenden Fingern öffnete ich das Schloß, drückte gegen die Tür, konnte sie aber nicht bewegen. Ich ließ mich auf die Knie herab und starrte ihn durch das Loch im Paneel hindurch an. Er lag flach auf dem Rücken, sein Hemd war blutgetränkt. Offenbar hatte ich ihn doch mit dem ersten Schuß getroffen, aber es hatte so lange gedauert, bis er zusammengebrochen war. Blut sickerte aus seinem Körper wie aus einem Loch in einem alten Reifen. Seine Brust hob und senkte sich noch immer. Über seinem Atem hörte ich das Ticken des Paketes.
    »Terry, verschwinde von der Tür! Terry, beweg dich!«
    Er reagierte nicht. Die Uhr auf meinem Schreibtisch zeigte 17 Uhr 29.
    Ich stieß gegen die Tür, so fest ich konnte, aber es war unmöglich, ihn zu bewegen. Ich mußte von hier verschwinden. Verzweifelt sah ich mich um, packte dann eine Hälfte des zerbrochenen Klodeckels. Ich hieb damit gegen das Fenster. Glasscherben fielen auf den Hof hinaus, andere Splitter blieben im Rahmen zurück. Ich schnappte mir ein Handtuch und legte es über die glasübersäte Fensterbank, als ich mich hinauszwängte.
    Der Knall der Explosion schleuderte mich durch das Fenster wie Superman in vollem Flug. Ich landete auf dem Rasen, und zwar mit einer solchen Wucht, daß es mir den Atem verschlug. Einen Moment lang war ich von Panik gelähmt, fragte mich, ob ich je wieder würde atmen können. Scherben regneten um mich herab. Ich sah ein Stück Dach wie ein UFO an mir vorbeisegeln. Dann fing es an zu taumeln und blieb schließlich in den Zweigen eines Baumes hängen. Eine weiße Rauchwolke trieb heran, löste sich auf. Ich lenkte meinen Blick zur Wand hinter mir. Sie schien in Ordnung zu sein. Mein Schlafsofa stand in der Auffahrt, die Kissen waren schief. Auf der Armlehne hockte der Farn. Er sah aus, als wäre er aus eigenem Antrieb dort hinaufgehüpft. Die gesamte Vorderseite meiner Wohnung mußte verschwunden sein, die Einrichtung, mein ganzer Besitz zerstört. Zum Glück habe ich sowieso nicht viel auf dieser Welt, dachte ich.
    Wieder war ich vorübergehend taub, aber ich gewöhnte mich schon langsam daran. Schließlich erhob ich mich mühevoll und ging zurück, um nachzusehen, ob von Terry noch was übrig war.

Epilog

    Als Henry Pitts heimkehrte, fand er dort, wo seine vermietete Garage sein sollte, einen tiefen Krater. Aber der Ärger, den ich während seiner Abwesenheit gehabt hatte, bekümmerte ihn mehr als der Schaden an seinem Besitz, der im übrigen von der Versicherung gedeckt wurde. Er hat jetzt große Pläne, will ein neues Studio für mich bauen und berät sich bereits mit einem Architekten. Mir ist es gelungen, ein paar Klamotten zu retten, darunter das Kleid für alle Gelegenheiten und meine Lieblingsjacke. Worüber könnte ich klagen? Sobald ich wieder auf den Beinen war, machte ich mich an die Arbeit. Mac hat dafür gesorgt, daß California Fidelity mein Büro neu einrichtet, gewissermaßen als Wiedergutmachung
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