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Kinsey Millhone 03 - Abgrundtief

Kinsey Millhone 03 - Abgrundtief

Titel: Kinsey Millhone 03 - Abgrundtief
Autoren: Sue Grafton
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Halbtagsjob im St. Terry und wartete auf einen Bescheid von der medizinischen Hochschule.«
    Das Santa Teresa Hospital wurde St. Terry genannt, solange ich denken konnte. »War das nicht ein bißchen spät? Ich dachte, die Anwärter auf einen Platz an der medizinischen Hochschule bewerben sich im Winter und bekommen dann im Frühling die Antwort.«
    »Tja, tatsächlich hatte ich mich schon beworben und war nicht angenommen worden, also versuchte ich es noch mal.«
    »Was für eine Arbeit hast du im St. Terry gemacht?«
    »Nun ja, ich war eine Art >Springer<. Ich machte alles mögliche. Eine Weile arbeitete ich in der Aufnahme und kümmerte mich um die Papiere der Neuzugänge. Ich telefonierte herum und erfragte Daten zur Vorgeschichte, zu Versicherungsfragen und so’n Kram. Dann habe ich eine Weile im Krankenhausarchiv gearbeitet, wo ich Tabellen zusammenstellte, bis es mich langweilte, Beim letzten Job war ich als Schreibkraft in der Pathologie. Hab für Dr. Fraker gearbeitet. Der war prima. Hat mich gelegentlich Labortests durchführen lassen. Natürlich bloß so’n simplen Kram.«
    »Klingt nicht nach einer besonders gefährlichen Arbeit«, meinte ich. »Wie steht’s mit der Universität? Könnte sich die Gefahr, in der du dich befunden hast, irgendwie bis zur Schule zurückverfolgen lassen? Fakultät? Seminare? Aktivitäten außerhalb des Unterrichts, an denen du beteiligt warst?«
    Er schüttelte unentwegt den Kopf und verstand offenbar gar nichts mehr. »Ich wüßte nicht wie. Ich war seit Juni fertig. November war der Unfall.«
    »Aber du hast das Gefühl, daß du der Einzige warst, der diese Information hatte, egal, was es war.«
    Sein Blick wanderte durch das Café und kehrte dann wieder zu mir zurück. »Ich glaube ja. Ich und der, der versucht hat, mich zu töten, um mich zum Schweigen zu bringen.«
    Ich saß da, starrte ihn eine Weile lang an und versuchte die Sache klar zu sehen. Ich schüttete etwas, das wahrscheinlich Rohmilch war, in meinen Kaffee. Gesundheitsfanatiker essen gerne Mikroben und so’n Zeug. »Hast du eine Vorstellung davon, wie lange du von dieser Sache schon wußtest? Weil ich mich frage... warum du nicht gleich geplaudert hast.«
    Interessiert sah er mich an. »Zum Beispiel? Zu den Cops gehen oder so was?«
    »Klar. Wenn du über einen Diebstahl gestolpert wärst, oder du hättest herausgefunden, daß jemand ein russischer Spion ist...« Ich ratterte die Möglichkeiten so runter, wie sie mir in den Sinn kamen. »Oder du hättest eine Verschwörung zur Ermordung des Präsidenten aufgedeckt...«
    »Warum hätte ich nicht vom nächstbesten Telefon aus um Hilfe rufen sollen?«
    »Genau.«
    Er wurde still. »Vielleicht habe ich das ja getan. Vielleicht... Scheiße, Kinsey, ich weiß es nicht. Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr mich das frustriert. Ganz am Anfang, in diesen ersten zwei, drei Monaten im Krankenhaus, konnte ich nur an die Schmerzen denken. Ich brauchte all meine Energie, um zu überleben. Über den Unfall habe ich überhaupt nicht nachgedacht. Aber als es mir besser ging, begann ich die Sache Stück für Stück zurückzuverfolgen und versuchte mich an die Vorgänge zu erinnern. Vor allem, als sie mir sagten, daß Rick tot war. Davon hatte ich wochenlang keine Ahnung. Ich vermute, sie fürchteten, daß ich mir die Schuld geben würde und daß das meine Genesung verzögern könnte. Mir wurde ganz übel, nachdem ich es erfahren hatte. Angenommen, ich wäre betrunken gewesen und ganz einfach von der Straße abgekommen? Ich mußte herausfinden, was geschehen war, oder ich wäre auch noch verrückt geworden. Na, jedenfalls war das der Punkt, an dem ich anfing, mir das ganze andere Zeug zusammenzureimen.«
    »Vielleicht fällt dir der Rest auch wieder ein, wenn du dich schon an so viel erinnerst.«
    »Aber das ist es doch«, meinte er. »Was, wenn es mir wirklich einfällt? Ich nehme an, das einzige, was mich zur Zeit am Leben hält, ist die Tatsache, daß ich mich an nichts erinnere.«
    Seine Stimme war lauter geworden, und er hielt inne. Sein Blick zuckte zur Seite. Seine Furcht war ansteckend, denn ich merkte, daß ich mich schon genau wie er umschaute und mich bemühte, meine Stimme gedämpft zu halten, damit unser Gespräch nicht belauscht werden konnte.
    »Bist du tatsächlich mal bedroht worden, nachdem dir das Ganze wieder eingefallen ist?« fragte ich.
    »Nein.«
    »Keine anonymen Briefe oder merkwürdigen Telefonanrufe?«
    Er schüttelte den Kopf. »Aber ich bin
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