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Kinsey Millhone 02- In aller Stille

Kinsey Millhone 02- In aller Stille

Titel: Kinsey Millhone 02- In aller Stille
Autoren: Sue Grafton
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verschwenden, aber ich mußte sichergehen, daß Lily Howe sich in Sicherheit befand. Wir gingen zu dem ersten Haus, in dem Licht zu sehen war, einem mit Zedernschindeln gedeckten Gebäude zwei Türen weiter.
    Ich klingelte. Ein Mann öffnete die Tür; ich schob sie hinein und erklärte, daß es Schwierigkeiten gäbe und sie Hilfe benötigte. Ich drängte Lily, die Cops zu rufen und ging dann. Ich war mir nicht sicher, ob sie es machen würde oder nicht.
    Ich stieg in meinen Wagen, fuhr mit quietschenden Reifen an und verbrannte noch Gummi, als ich zwei Blocks weiter um die Ecke schlitterte. Ich fuhr sehr angespannt, überfuhr Stopschilder und umging den Verkehr, wo ich nur konnte. Ich mußte vor ihnen am Haus sein. An einer Ampel mußte ich stehenbleiben. Die Zeit nutzte ich, um auf der Suche nach der Taschenlampe mein Handschuhfach zu durchwühlen. Ich nahm sie heraus und checkte die Batterien. Sie schienen okay zu sein. Das Signal schaltete auf Grün, und ich fuhr wieder an.
    Zu spät wurde mir klar, daß meine Waffe immer noch im Aktenschrank im Büro eingeschlossen war. Ich ging voll in die Bremsen und fuhr zurück, um sie zu holen, aber ich hatte keine Zeit. Wenn sie zuerst ins Motel gefahren waren, gepackt, bezahlt und den Wagen vollgeladen hatten, hätte ich vielleicht Zeit, die Mordwaffe vor ihnen zu bekommen. Wenn sie mir zuvorgekommen waren, würde ich auf der Stelle zu Tillie gehen und die Polizei rufen. Ich hatte nicht die Absicht, es ganz allein mit Marty Grice aufzunehmen.
    Ich fühlte einen satten Adrenalinstoß. Meine Nervenzellen vibrierten und schlossen dann mit einem Freudensprung einen Gedankenkreis. Die Antwort auf eine alte Frage schoß mir in den Kopf, und plötzlich wußte ich, wie sie die Sache mit dem Mageninhalt gemanagt hatten. Marty hatte Elaines Küchenabfall gestohlen. Nichts leichter als das. Die braune Einkaufstüte, die Mike im Flur gesehen hatte, war Elaine Boldts Müll gewesen. Sie enthielt die leere Thunfisch- und die Suppendose, die an jenem Tag Elaines Abendessen enthalten hatten. Marty hatte stundenlang Zeit für die Durchführung gehabt. Ich konnte mir das Szenarium so bildlich vorstellen, als hätte ich hellseherische Fähigkeiten. Leonard geht mit Lily zum Essen aus, und Marty ruft Elaine an und lädt sie unter einem beliebigen Vorwand zu sich ein. Elaine kommt vorbei und wird irgendwann so lange ins Gesicht geschlagen, bis sie stirbt. Sobald es dunkel ist, nimmt Marty die Schlüssel und geht zu Elaines Wohnung. Sie holt den Küchenabfall heraus, nimmt ihn mit nach Hause und läßt ihn einen Moment lang im Flur stehen, während sie hinunter in den Keller geht und das Kerosin holt. Da erscheint Mike, öffnet die Eingangstür und schließt sie wieder, als er merkt, daß etwas Schreckliches passiert sein muß. Marty übergießt die ganze Wohnung mit Kerosin und setzt sich. Wie abgemacht wartet sie auf Leonards Anruf um neun und erzählt ihm am Telefon, was Elaine gegessen hat, damit er das später der Polizei gegenüber erwähnen konnte. Ein Thunfisch-Sandwich und Tomatensuppe. Vielleicht hatte Marty die Überreste auf ihr eigenes Küchenregal gestellt, damit alles übereinstimmte und korrekt aussah. Marty entzündete das Feuer und schlüpfte dann in Elaines Wohnung, wo sie sich bis zu ihrem Flug nach Florida am folgenden Montag bequem versteckt hielt. Meine Vermutung war, daß sie sich die Haare gefärbt hatte, bevor sie flog. Und das feine, graubraune Haarbüschel, das ich bei meiner ersten Durchsuchung in dem Abfallkorb in Elaines Bad gefunden hatte, war tatsächlich wohl ein zusätzlicher Beweis dafür, daß Marty Grice dort gewesen war.
    Ich kam an dem Haus der Grices an, hielt auf der anderen Straßenseite und nahm mir einen Moment Zeit, das Haus und den Hof zu studieren. In der Dunkelheit war der Feuerschaden zwar unsichtbar, aber noch strömte das Haus diese Aura von Ruin und Verlassenheit aus. Draußen gab es kein Zeichen von dem Wagen. Nirgendwo im Haus Licht. Keine Fußgänger auf der Straße.
    Ich ließ den Schlüssel im Zündschloß stecken, stieg aus dem Wagen und ließ die Tür angelehnt. Ich wollte in der Lage sein, ohne viel Herumfummelei wieder hineinzuspringen und loszufahren, falls es nötig werden sollte. Ich öffnete den Kofferraum und nahm das Werkzeug heraus, das ich zu brauchen glaubte. Nachdem ich festgestellt hatte, daß niemand kam, überquerte ich die Straße und lief durch den Seitenhof der Grices.
    Leise ging ich den Weg entlang und suchte im
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