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King Stephen

King Stephen

Titel: King Stephen
Autoren: Riding the Bullet
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wiederholen. Ich
würde eine andere fällen. Auch irgendwie komisch
- hätte ich sie wie erwartet tot vorgefunden, hätte
ich damit leben können. Aber war dies letztendlich
nicht das Ende, wie Geschichten normalerweise
immer enden?
    Niemand wird einen Burschen in der Stadt
mitnehmen , hatte der alte Mann mit dem
Bruchverband gesagt, und wie recht hatte er. Ich
ging den ganzen Weg durch Lewiston - drei
Dutzend Blöcke in der Lisbon Street und neun
Blöcke auf der Canal Street, an all den Bars mit den
Jukeboxen vorbei, wie sie die alten Songs von
Foreigner, Led Zeppelin und AC/DC in französisch
spielten - ohne meinen Daumen auch nur ein
einziges Mal rauszuhalten. Es hätte sowieso nichts
gebracht. Es war schon nach elf als ich die
DeMuth-Brücke erreichte. Sobald ich auf der Seite
von Harlow war, nahm mich das erste Auto mit.
Vierzig Minuten später fischte ich den Schlüssel
unter der roten Schubkarre raus und weitere zehn
Minuten später lag ich im Bett. Beim Einschlafen
kam es mir vor, als sei dies das erste Mal gewesen,
daß ich alleine in diesem Haus schlief.
* * *
    Das Telefon weckte mich um viertel nach zwölf.
Ich vermutete, es könnte das Krankenhaus sein,
irgend jemand vom Krankenhaus würde mir
mitteilen, meiner Mutter wäre es urplötzlich
schlechter gegangen und sie wäre ein paar Minuten
zuvor verstorben, es täte ihnen so leid. Aber es war
nur Frau McCurdy, die sichergehen wollte, daß ich
heil zu Hause angekommen war, die Neuigkeiten
meines Krankenhausbesuches letzte Nacht wissen
wollte (ich mußte ihr alles drei Mal erzählen und
am Ende der dritten Wiederholung fühlte ich mich
wie ein Schwerverbrecher unter Mordverdacht),
außerdem wollte sie fragen, ob ich mit ihr am
Nachmittag zum Krankenhaus fahre. Ich sagte ihr,
das sei großartig.
Nachdem ich aufgelegt hatte ging ich quer durch
den Raum zur Schlafzimmertür. Hier war ein
Spiegel in voller Körpergröße. In ihm sah ich einen
großen, unrasierten jungen Mann mit einem
leichten Bauchansatz, bekleidet mit einer
ausgebeulten Unterhose. “Du mußt Dich damit
abfinden, großer Junge,” reflektierte ich. “Du
kannst nicht jedes Mal in Deinem Leben beim
Klingeln des Telefons denken, daß dir irgend
jemand den Tod deiner Mutter mitteilen möchte.”
    Nicht daß ich das tun würde. Mit der Zeit würde
die Zeit alle Wunden heilen, Zeit tut das
immer…aber es war erstaunlich, wie real und
unmittelbar die letzte Nacht erschien. Jede
Begebenheit war klar und deutlich. Ich konnte
Staubs junges gutaussehendes Gesicht unter seiner
herumgedrehten Baseballmütze sehen und die
Zigarette hinter seinem Ohr und wie der Rauch
zwischen den Stichen seiner Narbe aus seinem Hals
sich emporkräuselte. Ich konnte ihn immer noch die
Geschichte vom zu verkaufenden Cadillac erzählen
hören. Die Zeit würde die Klarheit verwischen und
das Deutliche abstumpfen, aber nicht innerhalb der
nächsten Zeit. Abgesehen davon hatte ich immer
noch den Button, er lag auf meiner Frisierkommode
im Badezimmer. Hatte nicht jeder Held einer
Geistergeschichte ein Souvenir als Beweis, daß es
wirklich passiert ist?
    In der Ecke des Zimmers war eine alte
Stereoanlage, und ich durchsuchte meine alten
Cassetten auf der Suche nach etwas Hörbaren für
die Zeit meines Rasierens. Ich fand eine beschriftet
mit M USIK -M IX und legte die Cassette ein. Ich hatte
das Band noch in der Highschool aufgenommen
und konnte mich kaum daran erinnern was da drauf
war. Bob Dylan sang über den einsamen Tod von
Hattie Caroll, Tom Paxton sang über einen alten
Kumpel und dann begann Dave Van Ronk über den
Kokain-Blues zu singen. Mitten in der dritten
Strophe hielt ich mit dem Rasierer in Höhe meines
Halses inne. Hatte den Kopf voll Whiskey und den
Bauch voll Gin , sang Dave mit seiner rauhen
Stimme. Der Arzt sagt, es tötet, aber nicht wann. Und genau das war natürlich die Antwort. Mein
schuldiges Bewußtsein hatte mir eingeredet, daß sie sofort sterben würde und Staub hatte diese
Annahme niemals korrigiert - wie konnte er auch,
wo ich ihn doch niemals gefragt hatte? - auch wenn
es wirklich nicht wahr war.
Der Arzt sagt, es tötet, aber nicht wann.
    Warum in Gottes Namen quälte ich mich derart
damit? War meine Wahl nicht mehr als natürlich
gewesen? Überleben Kinder ihre eigentlich nicht
meistens? Der Hurensohn hatte versucht, mich zu
erschrecken - mir Schuld einzureden - aber ich muß
ihm ja nicht alles abnehmen, was er mir zu
verkaufen versucht, oder? Sind wir am Ende nicht
alle mit dem ‘Bullet’
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