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Kinderfrei

Kinderfrei

Titel: Kinderfrei
Autoren: Nicole Huber
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Familienplanung und ja, insbesondere auch die Frage nach einer Schwangerschaft im Bewerbungsgespräch anzusprechen, damit der Arbeitgeber weiß, worauf er sich einstellen muss. Alles andere fördert nur Vorurteile und Misstrauen gegen Frauen im Allgemeinen. Und um es einmal deutlich zu sagen: Eine Frau, die sich um eine Stelle bewirbt, obwohl sie weiß, dass sie schwanger ist, und obwohl sie beabsichtigt, Elternzeit zu nehmen, verhält sich unredlich und egoistisch. Wozu sich auf einen Arbeitsplatz bewerben, wenn man nicht vorhat zu arbeiten? Man würde doch auch nicht von einem Immobilienverkäufer verlangen, einem ein Haus drei Jahre lang zu reservieren, und obendrein ohne jegliche Gewähr dafür, dass man das Haus nach Ablauf dieser Frist dann auch tatsächlich kauft.
    Jede Mutter hat Anspruch auf den Schutz und die Fürsorge der Gemeinschaft? Ich würde mir wünschen, dass jedes Mitglied unserer Gemeinschaft einen Anspruch auf den Schutz und die Fürsorge dieser Gemeinschaft hat.

2 Die Kinder-Reichen
    Allenthalben tönt es uns entgegen: Familien mit Kindern sind gegenüber Kinderfreien finanziell benachteiligt, und diese ungerechten Vermögensnachteile müssen unbedingt ausgeglichen werden. So spricht beispielsweise der Monitor Familienforschung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) vom »zunehmenden Wohlstandsabstand zu kinderlosen Lebensformen« 9
› Hinweis
. Und auch im Bereich der Marktforschung finden sich Beispiele, die kräftig zu dem Mythos beitragen, dass Singles und kinderfreie Paare automatisch zu den »Besserverdienern« gehören. Die infas Geodaten GmbH etwa, ein Unternehmen, das Marktinformationen und Geodaten für Marketingmaßnahmen zur Verfügung stellt, bietet in der Kategorie »Haushalte« die Unterscheidungsmerkmale »Haushalte nach Größenklassen«, »Haushalte mit Kindern«, Haushalte nach Einkommensklassen« und »Haushalte nach Lebensform« an. »Dinks« ( double income, no kids ) werden in dieser Kategorie grundsätzlich mit einem monatlichen Haushaltsnettoeinkommen von über 2500 Euro sowie »Konsumstarke Singlehaushalte« mit einem monatlichen Nettoeinkommen von über 2000 Euro aufgeführt. Das bedeutet, dass hier seltsamerweise keine Nennung von Singles und kinderfreien Paaren ohne Verknüpfung mit einem bestimmten Minimaleinkommen erfolgt. Umgekehrt gibt es aber keine Kategorie »Haushalte mit Kindern mit einem monatlichen Nettoeinkommen von über xxx Euro«. Allein die Tatsache, dass nur kinderfreie Paare und Singles in Verbindung »mit einem Nettoeinkommen von über …« bzw. als »konsumstark« auftauchen, verfestigt die allgemeine Vorstellung, dass diese Gruppen gegenüber Familien mit Kindern stets finanziell bessergestellt sind.
    Dabei muss man schon blind und taub durch die Welt gehen oder ideologisch völlig verblendet sein, um nicht wahrzunehmen, dass der »zunehmende Wohlstandsabstand« nicht zwischen Kinderfreien und Eltern besteht, sondern sich quer durch alle Generationen und Lebensformen zieht. So besaß 2007 das reichste Zehntel der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland über 61,1% des gesamten Nettoprivatvermögens. 2002 waren es noch 57,9%. Das reichste 1% der Bevölkerung vereinigte knapp 23% des Nettovermögens auf sich. Demgegenüber besaßen 70% der Erwachsenen lediglich 9% des Nettovermögens – rund 1,5 Prozentpunkte weniger als noch 2002. 10
› Hinweis
    Doch auch innerhalb ein und derselben Einkommensklasse kann von einer Benachteiligung von Eltern keine Rede sein, wie folgende Berechnungen anhand typischer Lebenssituationen zeigen. 11
› Hinweis
    Familie 1
    Ehepaar mit zwei Kindern. Die Mutter bleibt die ersten fünf Jahre von der Arbeit zu Hause, um ihre Kinder zu betreuen (was der durchschnittlichen Babypause deutscher Frauen entspricht). Einkommen des Vaters: 4000 Euro brutto im Monat. Aufgrund dieser Familienkonstellation hat der Vater Steuerklasse III.
    Familie 2
    Ehepaar mit einem Kind. Verdienst des Vaters: 4000 Euro brutto im Monat. Die Mutter hat eine Teilzeitstelle mit einem festen Gehalt von monatlich 800 Euro brutto. Aufgrund der hohen Differenz der Einkommen wird das Paar mit Steuerklasse III und V veranlagt.
    Kinderfrei 1
    Ehepaar ohne Kinder. Beide sind berufstätig, er verdient monatlich 4000 Euro brutto im Monat, sie 3000 Euro. Beide haben Steuerklasse IV (was der Steuerklasse I entspricht).
    Kinderfrei 2
    Single ohne Kinder. Gehalt von 4000 Euro brutto im Monat. Steuerklasse I.
    Als weitere
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