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Kinderfrei

Kinderfrei

Titel: Kinderfrei
Autoren: Nicole Huber
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Grundlagen des Exempels sollen gelten: Bei allen Lebensformen wird von einem Krankenkassenbeitrag von 14% ausgegangen; Anteile des Arbeitgebers an den Sozialbeiträgen bleiben unberücksichtigt.
    Für einen Zeitraum von fünf Jahren ergibt sich folgendes Bild bei Steuern und Sozialabgaben (in Euro):
Abgaben
Familie 1
Familie 2
Kinderfrei 1
Kinderfrei 2
Steuer u. Soli
28 302
33 264
79 167
49 189
Krankenvers.
18 266
22 201
33 025
18 266
Rentenvers.
23 880
28 656
41 790
23 880
Arbeitslosenvers.
3 600
4 320
6 300
3 600
Pflegevers.
2 728
3 317
4 934
2 728
Gesamt
76 776
91 758
165 216
97 663
    Aus diesen Daten ergibt sich rein rechnerisch folgende Mehrbelastung von Kinderfreien gegenüber Familien mit Kindern.
Gegenüber
Familie 1
Familie 2
Kinderfrei 1
88 440
73 458
Kinderfrei 2
20 887
5 905
    Doch nicht nur die Berechnung für einen Zeitraum von mehreren Jahren verdeutlicht die unterschiedliche Belastung von Kinderfreien und Eltern. Bereits der Vergleich der monatlichen Steuerzahlungen offenbart die Unterschiede: Ein Vater (wie in Familie 1) mit Steuerklasse III zahlt monatlich 470 Euro Steuern plus 2 Euro Solidaritätszuschlag. Ein kinderfreier Single mit Steuerklasse I zahlt hingegen 777 Euro plus 43 Euro und hat damit allein in einem Monat eine Mehrbelastung von 348 Euro zu tragen. 12
› Hinweis
Hinzu kommt, dass Familien für weniger Beiträge höhere Leistungen erhalten. Denn in obiger Modellrechnung sind bei Familie 1 vier Personen für einen Krankenkassenbeitrag von insgesamt 18 266 Euro für fünf Jahre versichert, während bei Kinderfrei 2 für den gleichen Beitrag nur eine Person versichert ist. Bei Familie 2 sind drei Personen für einen Betrag von 22 201 Euro über einen Zeitraum von fünf Jahren krankenversichert. 13
› Hinweis
Bei diesem Rechenexempel ist noch nicht einmal das Kindergeld berücksichtigt, das die Familien für den Zeitraum von fünf Jahren erhalten: Familie 1 bezieht insgesamt 22 080 Euro Kindergeld und Familie 2 11 040 Euro.
    Auch im Falle von Arbeitslosigkeit sind Eltern laut einer aktuellen Erhebung der OECD im internationalen Vergleich grundsätzlich bessergestellt als Kinderfreie. So erhält ein alleinstehender Durchschnittsverdiener in Deutschland nach fünf Jahren Arbeitslosigkeit 36% seiner früheren Nettobezüge als Transferleistung (knapp über dem OECD-Durchschnitt). Ein Durchschnittsverdiener mit zwei Kindern und einem nicht erwerbstätigen Ehepartner erhält dagegen nach fünf Jahren Arbeitslosigkeit 63% seines – wegen der steuerlichen Bevorzugung ohnehin höheren – früheren Nettoeinkommens (OECD-Schnitt: 55%). Ein Alleinerziehender mit zwei Kindern kommt auf 61% (OECD-Durchschnitt: 49%). 14
› Hinweis
    Zwar bestreitet niemand, dass Kinder das Armutsrisiko erhöhen, insbesondere für Alleinerziehende. Das allerdings liegt nicht daran, dass in Deutschland zu wenig für Familien getan würde. Im Gegenteil, die Sach- und Barleistungen (ohne Steuerfreibeträge) an Familien liegen in Deutschland mit 2,9% des BIP weit über dem EU-15-Schnitt von 2,08%. 15
› Hinweis
Das Problem ist vielmehr, wie auch die zitierte Studie feststellt, dass das Geld in Deutschland vor allem direkt an die Eltern fließt und nicht, wie in anderen EU-Staaten, mehr in Infrastruktur investiert wird. Daher mangelt es an Ganztagsschulen und (erschwinglichen) Kinderbetreuungseinrichtungen, was die Berufstätigkeit von Müttern erschwert.
    Des Weiteren ist in der Diskussion um den »Wohlstandsabstand« zu berücksichtigen, dass Schulen, Kindergärten, Spielplätze, Kostenfreiheit für Kinder im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV), Familienzuschläge im öffentlichen Dienst, Jugendhilfe etc. pp aus Steuermitteln bezahlt werden, zu denen auch die Erwerbstätigen ohne Kinder ihr Scherflein beitragen. Sicher, ein gutes Bildungssystem kommt der ganzen Gesellschaft zugute. Und es ist auch nur richtig und sinnvoll, dass in einer Gemeinschaft die Gelder aller auch für Dinge verwendet werden, die der Einzelne nicht in Anspruch nimmt. Nicht einzusehen aber ist, warum dieser Einzelne für die betreffenden Dinge mehr zahlen muss als derjenige, der sie tatsächlich in Anspruch nimmt. Mit anderen Worten: Warum muss ein kinderfreier Single höhere Steuern als ein Familienvater zahlen – Steuern, aus denen dann beispielsweise Spielplätze finanziert werden, die ausschließlich Familien mit Kindern zugute kommen?
    Natürlich weiß auch ich, dass die Erziehung eines Kindes die Eltern weit mehr kostet, als durch
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