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Kinder Des Nebels

Kinder Des Nebels

Titel: Kinder Des Nebels
Autoren: Brandon Sanderson
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Finanzverwaltung des Ministeriums. Eine Reihe unbedeutenderer Obligatoren folgte ihm; ihre Tätowierungen waren weitaus weniger kunstvoll.
    Camon erhob sich, als Prälan Härr eintrat. Es war ein Zeichen des Respekts, den sogar ein Angehöriger eines der Großen Häuser einem Obligator vom Range Härrs zollen würde. Härr hingegen verneigte sich nicht und entbot auch keinen anderen Gruß, sondern setzte sich vor Camons Schreibtisch. Einer aus der Mannschaft, der als Diener verkleidet war, eilte herbei und servierte dem Obligator gekühlten Wein und Früchte.
    Härr fingerte in den Früchten herum, während der Diener gehorsamst vor ihm stand und reglos das Tablett hielt, als wäre er bloß ein Möbelstück. »Graf Jedue«, sagte Härr schließlich. »Ich bin froh, dass wir endlich Gelegenheit haben, uns kennenzulernen.«
    »Die Freude ist ganz auf meiner Seite, Euer Gnaden«, sagte Camon.
    »Was war noch gleich der Grund, aus dem Ihr nicht ins Verwaltungsgebäude kommen konntet und ich Euch hier besuchen muss?«
    »Meine Knie, Euer Gnaden«, erklärte Camon. »Meine Ärzte haben mir empfohlen, mich so wenig wie möglich zu bewegen.«
    Du hattest zu Recht Bedenken, dich in eine der Verwaltungsfestungen locken zu lassen,
dachte Vin.
    »Ich verstehe«, meinte Härr. »Schlimme Knie. Ein unglücklicher Umstand für einen Mann, der sein Geld mit Transporten verdient.«
    »Nun, ich muss die Reisen ja nicht persönlich unternehmen, Euer Gnaden«, meinte Camon und neigte den Kopf. »Ich brauche sie nur zu organisieren.«
    Gut,
dachte Vin.
Sorge dafür, dass du unterwürfig bleibst, Camon. Du musst verzweifelt wirken.
    Für Vin war es unbedingt nötig, dass diese Scharade erfolg reich war. Camon drohte ihr zwar immer wieder und schlug sie, aber er betrachtete sie als seinen Glücksbringer. Sie war nicht sicher, ob er wusste, warum seine Pläne in der Regel aufgingen, wenn sie im Raum war, doch offensichtlich war er davon überzeugt. Das machte sie wertvoll - und Reen hatte immer gesagt, es sei der sicherste Weg, in der Unterwelt am Leben zu bleiben, wenn man sich unentbehrlich machte.
    »Ich verstehe«, sagte Härr noch einmal. »Ich befürchte jedoch, dass unser Treffen zu spät für Eure Zwecke stattfindet. Das Ministerium hat bereits über Euren Antrag entschieden.«
    »So schnell?«, fragte Camon in ehrlichem Erstaunen.
    »Ja«, antwortete Härr und nippte an seinem Wein, aber er entließ den Diener noch immer nicht. »Wir haben beschlossen, keinen Vertrag mit Euch abzuschließen.«
    Verblüfft nahm Camon Platz. »Es tut mir leid, das zu hören, Euer Gnaden.«
    Härr ist zu dir gekommen und redet mit dir,
dachte Vin.
Das bedeutet, dass er noch Verhandlungsspielraum hat.
    »Allerdings«, fuhr Camon fort, dem offenbar dieselbe Erkenntnis wie Vin gekommen war, »ist das besonders misslich, da ich vorhatte, dem Ministerium ein noch günstigeres Angebot zu machen.«
    Härr hob eine tätowierte Braue. »Ich bezweifle, dass dies etwas ändern wird. Einige Mitglieder des Rates sind der Ansicht, das Ministerium erhalte bessere Leistungen, wenn wir ein stabileres Haus finden, das unsere Leute transportiert.«
    »Das wäre ein großer Fehler«, meinte Camon sanft. »Ich will ehrlich zu Euch sein, Euer Gnaden. Wir beide wissen, dass dieser Vertrag die letzte Rettung für das Haus Jedue bedeutet. Da unser Vertrag mit Farwan geplatzt ist, können wir es uns nicht mehr leisten, unsere Kanalboote nach Luthadel fahren zu lassen. Ohne den Schutz des Ministeriums ist mein Haus finanziell ruiniert.«
    »Das vermag mich nicht zu überzeugen, Euer Ehren«, sagte der Obligator.
    »Nicht?«, meinte Camon. »Stellt Euch doch einmal die Frage, wer Euch besser dient, Euer Gnaden. Ist es das Haus, das Dutzende von Verträgen hat, denen es seine Aufmerksamkeit schenken muss, oder ist es das Haus, das den Vertrag mit Euch als seine letzte Gelegenheit ansieht, den Ruin abzuwenden? Das Amt für Finanzen wird keinen besseren Partner als denjenigen finden, der völlig verzweifelt ist. Erlaubt mir, dass meine Boote Eure neuen Obligatoren aus dem Norden holen ... erlaubt meinen Soldaten, sie zu eskortieren, und Ihr werdet nicht enttäuscht sein.«
    Gut,
dachte Vin.
    »Ich ... verstehe«, sagte der Obligator, der nun nicht mehr so sicher zu sein schien.
    »Ich wäre bereit, Euch einen erweiterten Vertrag anzubieten und einen Festpreis von fünfzig Kastlingen für jeden Kopf und jede Reise zu machen, Euer Gnaden. Eure frisch erkorenen Obligatoren könnten
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