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Kinder Des Nebels

Kinder Des Nebels

Titel: Kinder Des Nebels
Autoren: Brandon Sanderson
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nach Belieben auf unseren Booten reisen und hätten immer die Eskorte, die sie benötigen.«
    Der Obligator hob eine Braue. »Das ist die Hälfte des früheren Preises.«
    »Ich habe es Euch ja gesagt«, meinte Camon. »Wir sind verzweifelt. Mein Haus
muss
seine Boote in Fahrt halten. Fünfzig Kastlinge bescheren uns keinen Gewinn, aber das ist gleichgültig. Sobald wir den Kontakt zum Ministerium hergestellt haben, der uns Stabilität verspricht, können wir andere Vertragspartner finden, die unsere Geldtruhen füllen.«
    Härr sah nachdenklich drein. Es war ein fabelhaftes Geschäft - eines, das unter normalen Umständen verdächtig gewesen wäre. Doch Camon hatte in sehr überzeugender Weise das Bild eines Hauses am Rande des finanziellen Ruins gezeichnet. Theron, der andere Anführer, hatte fünf Jahre damit verbracht, diesen Augenblick vorzubereiten. Eine solche Gelegenheit durfte sich das Ministerium nicht entgehen lassen.
    Härr erkannte dies mit aller Klarheit. Das Stahlministerium war nicht nur die mächtigste Bürokratie und rechtliche Autorität im Letzten Reich, es war auch ein eigenes Adelshaus. Je reicher es war, und je besser seine Handelsbeziehungen waren, desto mehr Einfluss besaßen die einzelnen Abteilungen des Ministeriums aufeinander - und auf die Adelshäuser.
    Doch Härr zögerte immer noch. Vin sah den Blick seiner Augen, und das Misstrauen darin kannte sie genau. Er würde den Vertrag trotzdem nicht abschließen.
    Jetzt bin ich an der Reihe,
dachte Vin.
    Vin setzte ihr »Glück« bei Härr ein. Probeweise streckte sie ihre Fühler nach ihm aus - sie war nicht einmal sicher, was sie da tat oder warum sie dazu in der Lage war. Doch ihre Berührung war rein instinktiv, wenn auch durch viele Jahre des Gebrauchs sehr geübt. Sie war zehn Jahre alt gewesen, als sie erkannt hatte, dass andere Leute das, was ihr möglich war, nicht zu tun vermochten.
    Sie drückte gegen Härrs Empfindungen und dämpfte sie. Er wurde weniger misstrauisch, weniger ängstlich. Und immer gefügiger. Seine Sorgen schmolzen dahin, und Vin erkannte, wie sich das ruhige Gefühl der Beherrschung in seinen Augen zeigte.
    Doch noch immer schien er ein wenig unsicher zu sein. Vin drückte heftiger. Nachdenklich legte er den Kopf schräg, öffnete den Mund und wollte etwas sagen, doch sie stemmte sich noch einmal gegen ihn und setzte dazu ihr letztes Quäntchen »Glück« ein.
    Er hielt abermals inne. »Also gut«, sagte er schließlich. »Ich werde diesen neuen Vorschlag dem Rat vorlegen. Vielleicht können wir doch noch eine Übereinkunft erzielen.«

Wenn jemand diese Worte liest, dann soll er wissen, dass Macht eine schwere Bürde ist. Niemand sollte danach trachten, von ihren Ketten gefesselt zu werden. Die Prophezeiungen von Penis sagen, dass ich die Macht haben werde, die Welt zu retten.
    Sie deuten aber auch an, dass ich ebenso die Macht habe, sie zu vernichten.

Kapitel 2
    I n Kelsiers Augen bot die Stadt Luthadel - der Sitz des Obersten Herrschers - einen düsteren Anblick. Die meisten Gebäude waren aus Steinquadern errichtet, und die Dächer der Gebäude, die in der Regel aus Steinquadern bestanden, waren bei den Reichen mit Schiefer gedeckt und ansonsten mit Schindeln. Die Häuser standen eng beieinander, was ihnen ein gedrungenes Aussehen verlieh, obwohl sie für gewöhnlich drei Stockwerke hoch waren.
    Die Mietshäuser und Läden waren sehr gleichförmig; dies hier war kein Ort, an dem man freiwillig die Aufmerksamkeit auf sich lenkte. Es sei denn, man gehörte dem Hochadel an.
    In der ganzen Stadt verteilt standen etwa ein Dutzend monolithischer Festungen. Sie besaßen ganze Reihen von speerartigen Türmen und tiefen Toreingängen, waren reich verziert und bildeten die Heimstätten des Hochadels. Zudem waren sie das Zeichen der bedeutenden Adelsfamilien. Jede, die es sich leisten konnte, eine Festung zu errichten und ihre Gegenwart in Luthadel so deutlich zu machen, trug den Ehrentitel eines »Großen Hauses«.
    Der größte Teil des offenen Geländes innerhalb der Stadt lag um diese Festungen herum. Die Freiflächen inmitten der Siedlungen waren wie Lichtungen in einem Wald, und die Festungen glichen vereinzelten Felsen, die sich hoch über den Rest der Landschaft erhoben. Schwarze Felsen. Wie der Rest der Stadt, so waren auch die Festungen geschwärzt von den zahllosen Jahren des Ascheregens.
    Jedes Gebäude in Luthadel - eigentlich jedes Gebäude, das Kelsier je gesehen hatte - war mehr oder weniger
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