Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kinder des Mars

Kinder des Mars

Titel: Kinder des Mars
Autoren: Skylar Hamill
Vom Netzwerk:
es sich dann um die Hüften und ließ die Tür zum Schlafzimmer weit offen stehen. Er öffnete das Fenster über seinem Bett und lüftete so.
    Aus dem Kleiderschrank nahm Jack frische Unterwäsche, zog sie an, hängte im Bad das Handtuch auf und schlüpfte im Wohnzimmer in eine Jeans, die er gestern dort über einen Sessel geworfen hatte. An dem Sweatshirt, das unter der Jeans gelegen hatte, roch er zuerst, fand, dass er es noch einmal anziehen konnte, und streifte es über. Dann sammelte Jack seine Sportklamotten ein und stopfte sie in den Wäschesack.
    Im Computerraum fuhr er seinen Hauptrechner hoch. Zeit, zu arbeiten. Es war der Mittwoch vor Thanksgiving. Abends wollte er sich mit Paul und Luke im Blue Oyster treffen, morgen würde er nach New York fahren. Bis dahin musste er noch einiges für seine Seminare an der Uni erledigen.

    Die Tür des Blue Oyster ging zum wiederholten Male auf. Ein kalter Windhauch folgte dem Neuankömmling. Er war kleiner und kräftiger gebaut als der dunkelhaarige junge Mann, der an der Bar saß und auf ihn wartete.
    »Paul!«
    »Hi Jack!«
    Die Tür fiel von alleine zu. Paul Johnston, Jack Fullers bester Freund, öffnete den Reißverschluss seiner blauen Cordjacke, wobei er einen beachtlichen Bauchansatz entblößte. Bald würde es nicht mehr nur ein Ansatz sein. Er setzte sich neben Jack auf einen Hocker.
    »Ein Bier, Paul?«
    »Ja, danke, Frank.«
    Frank Brice war der Bartender, ein großer, breitschultriger Mann mit Dreitagebart. Er hatte ein gutes Gedächtnis, nicht nur für Flaschen und ihre Namen, sondern auch für Menschen. Obwohl das dasselbe war, sagte er. »Die meisten Leute sind nun mal Flaschen. Sogar die Guten sind Flaschen, wenn auch besonders wertvolle, so wie ein alter Single Malt Scotch.«
    Die Jungs kannten ihn seit drei Jahren. Früher hatten sie nur Cola getrunken, seit sie einundzwanzig waren durften sie Alkohol konsumieren und saßen jetzt öfter an der Bar, wo sie sich manchmal mit Frank unterhielten. »Um zu etwas Besonderem zu werden, müsst ihr noch etwas reifen«, hatte er einmal zu ihnen gesagt. »Ihr seid gute Jungs, aber eben erst Jungs, die auf die Uni gehen und ihr Leben noch vor sich haben.«
    Jack fand Franks Mischung aus Zynismus – »alle Menschen sind Flaschen« – und Optimismus – »ihr seid gute Jungs und habt das Leben noch vor euch« – etwas seltsam, doch so war Frank eben: Sämtlichen Enttäuschungen zum Trotz gab er die Hoffnung nie auf. Als das Blue Oyster vor einigen Jahren kurz vor dem Bankrott gestanden hatte, war er auf die Idee gekommen, mit einem neuen Wochenprogramm Leben in die Bude zu bringen. Das hatte nicht nur bei Studenten Anklang gefunden.
    Unter der Woche spielten täglich Live Bands im Blue Oyster. Mittwoch war Indie Abend. Freitag und Samstag legte ein DJ auf, sonntags gab es Musik nach Wahl des Barkeepers. Frank mochte Classic Rock. Jack und seine Freunde bevorzugten den Mittwochabend, weil die Alternative Bands meist gut waren.
    Das Blue Oyster lag nicht weit entfernt vom MIT Campus, bequem zu Fuß zu erreichen für Jack und Paul, die am Massachusetts Institute of Technology Informatik studiert hatten. Nach ihrem Bachelor of Arts hatten beide vor drei Monaten an die Harvard University gewechselt und studierten jetzt dort für ihren Master am Harvard Science Center, das nicht weit entfernt vom MIT lag.
    Jack hatte sich gleichzeitig für Betriebswirtschaft an der Harvard Business School eingeschrieben, deren Campus auf der anderen Seite des Charles River lag. Da er ohnehin pendelte, wohnte er weiterhin wie Paul in der Nähe ihres ehemaligen Colleges, nur wenige Straßen von ihrer alten Wohnung entfernt.
    Sie trafen im Blue Oyster häufig Luke, Pauls Cousin, der an der Bostoner Universität Medizin studiert hatte. Auch er schätzte die gemütliche Atmosphäre des Clubs, in dem man trinken und Musik hören, essen und Pool spielen konnte. Die Speisekarte gab nicht viel her, doch für die Ansprüche von jungen Studenten, die vor allem kamen, um eine gute Zeit zu haben, war sie mehr als ausreichend.
    Der Club hatte passend zum Namen eine blau gestrichene Decke und graue Wände, die an das Innere einer Auster erinnerten. Der Boden und die Einrichtung waren aus dunklem Holz von einem alten Schiff. Zumindest erzählte das der Inhaber, für den der Laden so etwas wie sein Wohnzimmer war. So alt und abgenutzt, wie die Möbel aussahen, war das durchaus möglich. Sie passten auf jeden Fall ausgezeichnet zu den salzverkrusteten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher