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Kinder des Feuers

Kinder des Feuers

Titel: Kinder des Feuers
Autoren: Julia Kröhn
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ich empfange dich in einem Kerker.«
    Arvid lachte freudlos auf – ein Laut, der in ihren Ohren schmerzte. Plötzlich musste sie an ihr unterirdisches Gefängnis denken. Zugiger war es dort gewesen, die Luft nicht modrig, sondern salzig. Es war etwas größer gewesen, und doch hatte sie dort die gleiche Trostlosigkeit überkommen, in der nun auch Arvid gefangen war.
    Sie strich sich über ihren Leib. Sie hatte die Trostlosigkeit abgeschüttelt und jenen Kerker hinter sich gelassen. Jetzt würde sie dafür sorgen, dass Arvid auch aus seinem befreit wurde.
    »Gib nicht auf«, murmelte sie. »Gib nicht auf.«
    Sprota hatte ihr zweites Kind geboren, ihr Leib war wieder schlank, die Wangen rosig. Es war ein Sohn, Raoul genannt, kein Bastard wie sein Bruder, dennoch weit unter dessen Rang. Aber es war ein Sohn, zu dem sich Sprota offen bekennen konnte. Sie sah glücklich aus, erkannte Mathilda, sie hatte ja auch allen Grund, es zu sein – wegen Raoul und wegen Richards Sieg. Überreich wie ihr Glück war auch ihr Mitleid Mathilda gegenüber, doch diese wusste, es würde ihr nichts nutzen. In der Stunde der Not hatten die mächtigen Männer sich mit Sprota beraten, sie war beinahe eine der ihren gewesen, doch jetzt würden sie sich wieder darauf besinnen, dass sie nichts weiter als Wilhelms einstige Konkubine war, die man zu ignorieren hatte.
    Man ignorierte auch sie, Mathilda. Zwar war sie zu Bernhard dem Dänen vorgelassen worden, doch der zeigte sich in ein Gespräch vertieft und hatte keinen müden Blick für sie übrig. Sie hatte gehofft, Richard anzutreffen, aber noch war er nicht nach Rouen zurückgekehrt, sondern hielt sich an einem sicheren Ort, wahrscheinlich Senlis, auf, bis alles für den feierlichen Einzug in die Stadt vorbereitet war.
    Endlich unterbrach Bernhard sein Gespräch, jedoch nicht, um Mathilda zu begrüßen, sondern um einen Brief entgegenzunehmen, den ein Bote brachte. Er las ihn begierig, erst mit nachdenklicher, dann mit freudiger Miene.
    »Hugo der Große hat erfahren, was passiert ist, doch er hat für Richard Partei ergriffen, nicht für Ludwig. Kein Wunder nach Ludwigs Verrat an ihm. Das bedeutet, dass er keine Anstalten machen wird, Ludwig aus Rouen zu befreien.«
    Osmond lachte auf – Botho hingegen ließ sich von der Begeisterung nicht anstecken. »Das ist alles gut und schön. Aber Richard wird von unseren übrigen fränkischen Nachbarn erst dann als rechtmäßiger Graf betrachtet werden, wenn Ludwig selbst ihn anerkannt hat. Er mag unser Gefangener sein – aber er ist immer noch der König. Und um Richards Grafenwürde zu akzeptieren, muss er im Besitz seiner Macht sein.«
    Osmonds Lachen verstummte. »Wir sollen ihn freilassen?«
    Bernhard fuhr fort: »Wie es aussieht, ist Gerberga tief bestürzt über die Gefangenschaft ihres Gemahls. Sie hat Hilfe bei ihrem Bruder Otto gesucht, und auch wenn der ihre Bitte abschlug, da Ludwig seiner Meinung nach selbst schuld an seiner Lage ist, hat er sie doch auf eine Idee gebracht. Eine Idee, die auch Hugo unterstützt.«
    »Ich dachte, Hugo würde sich raushalten?«
    »Das tut er auch. Aber das bedeutet nicht, dass er uns keinen Ratschlag erteilt.«
    »Und welcher wäre das?«, fragte Osmond unwillig.
    Bernhard deutete auf das Schreiben. »Ludwigs Sohn Lothar könnte als Geisel nach Rouen gebracht werden, nicht allein, sondern in Begleitung zweier einflussreicher Geistlicher – Didier, dem Bischof von Beauvais, und Guy, dem Bischof von Soissons. Vielleicht könnte man auch darauf bestehen, dass überdies Karl, sein jüngerer Bruder, mitzukommen hat. Sobald sie Rouen erreicht und sich uns ausgeliefert haben, wird Ludwig freigelassen.«
    »Und das bedeutet«, ging Osmond der Plan auf, »dass er wieder im Besitz seiner Königswürde ist und Richard als Grafen der Normandie anerkennen muss – und dass er sich hüten wird, erneut das Land zu besetzen, weiß er doch seine Söhne in unserer Hand.«
    Mathilda entging nicht, wie sich Sprotas Gesicht verdunkelte. Sie hätte es wohl niemals zugegeben, aber sie empfand gewiss Mitleid für Gerberga, der das gleiche Schicksal wie ihr drohte – Mutter eines Sohnes zu sein, der sich in Geiselhaft befand. Unter anderen Umständen hätte auch Mathilda Mitleid gehabt, aber noch war sie ganz und gar mit ihren eigenen Sorgen belastet.
    »Ich wüsste einen geeigneten Ort für den offiziellen Friedensschluss von Richard und Ludwig«, schaltete sich Botho ein, »Saint-Clair-sur-Epte. Dort hat Ludwigs Vater einst
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