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Kinder des Feuers

Kinder des Feuers

Titel: Kinder des Feuers
Autoren: Julia Kröhn
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Tochter dereinst auf einer solchen Blumenwiese spielen, und die Eltern, in deren weit geöffnete Arme sie lief, würden nicht zulassen, dass sie von ihnen getrennt wurde und dass ihr jemals Unheil widerfuhr.

H ISTORISCHE A NMERKUNG
    Auch nach 945 war die Herrschaft von Richard nicht gesichert – immer wieder wurde in den nächsten Jahren die Souveränität der Normandie bedroht. Doch Richard konnte sich gegen seine mächtigen Feinde – gegen König Ludwig, Kaiser Otto, Thibaud le Tricheur und viele andere – durchsetzen, und so blieb die Normandie die einzige herrschaftliche Nordmännerbegründung, die über die Zeit der Wikingerüberfälle Bestand hatte.
    In der Bretagne hingegen ist es nach Rögnvaldrs zunächst erfolgreichen Bemühungen in den Zwanzigerjahren des 10. Jahrhunderts nicht mehr gelungen, einen Wikingerstaat zu schaffen. Was die Herrschaftsgelüste der Wikinger in der Bretagne allesamt scheitern ließ, war wohl die Tatsache, dass sie anders als in der Normandie nur militärisch präsent, jedoch nie bestrebt waren, sich der dortigen Kultur anzupassen.
    Einerseits wird am Modell der Wikinger augenscheinlich, dass ein Volk in der Fremde nur dann langfristig bestehen kann, wenn es die dortige Kultur übernimmt. Andererseits sind sie der Beweis dafür, wie hoch der Preis sein kann, den man dafür zahlen muss – haben sie mit Sprache und Religion doch zugleich wesentliche Grundsäulen ihrer Identität aufgegeben.
    Der Verlust dieser Identität und die Suche nach einer neuen, die Bewältigung von Traumata, die sich aus dem Zusammenprall zweier Kulturen ergeben, und die innere Zerrissenheit, mit der die Nachfahren von Eroberern wie Eroberte zu leben haben, sind die Themen, die meine Protagonisten antreiben. Das Schicksal der fiktiven Hauptfiguren Mathilda und Arvid verknüpft sich dabei mit dem vieler historischer Persönlichkeiten, ob Wilhelm Langschwert und Richard, Sprota und Esperlenq, Gerloc und Bernhard der Däne. Aus ihrem Leben sind nur wenige Fakten überliefert, die ich teilweise mit viel Fantasie ausgeschmückt habe, doch trotz aller Fiktion geben die Quellen auch manch spannendes Detail preis, das mir bei der Charakterisierung der Protagonisten sehr weitergeholfen hat, zum Beispiel die Frömmigkeit von Wilhelm und sein Bestreben, sein Leben im Kloster zu beenden.
    Die Geschichte um Hawisa, Dökkur und Hasculf ist frei erfunden: In den Quellen wird man keine Schwester von Oreguen – Tochter von Alanus dem Großen, Gattin des Mathedoi und Mutter von Alanus Schiefbart – finden, die mit Rögnvaldr ein Kind hatte. Nicht fiktiv ist jedoch, dass es immer wieder Versuche gab, auch nach Rögnvaldr einen heidnischen Staat in der Bretagne zu etablieren – vor allem in Regionen wie dem Nord-Cotentin. Historisch belegt ist ferner die Existenz der beiden in meinem Roman erwähnten Heiden Turmod und Sedric, die die Instabilität der Region nutzen wollten, um eigene Machtgelüste zu befriedigen, letztlich aber scheiterten.
    Auch viele der geschilderten Ereignisse sind nicht ausschließlich Frucht meiner Fantasie: Diverse Quellen berichten beispielsweise von der Verlobung und Hochzeit Gerlocs, der Ermordung Wilhelms durch Arnulfs Krieger, Richards Flucht aus Laon in einem Strohballen oder der Schlacht an der Dives, aus der die Normannen nicht zuletzt aufgrund der Unterstützung von Harald Blauzahn als Sieger hervorgingen.
    Bei den meisten dieser Ereignisse fällt die Datierung jedoch schwer. So gehen in der Forschung die Meinungen stark auseinander, wann Gerlocs Hochzeit anzusetzen ist. Häufig wird dafür ein viel früherer Zeitpunkt als in meinem Buch genannt – nämlich das Jahr 935. Allerdings kann man daran berechtigte Zweifel anmelden, denn vielen Quellen ist zu entnehmen, dass in diesem Jahr nicht ihre und Werghaupts Hochzeit, sondern die von Wilhelm und Lieutgarde ausgehandelt wurde. Selbst das ist jedoch nicht sicher. Ich habe mich schließlich für jenes Jahr entschieden, das der Dramaturgie meiner Geschichte am dienlichsten war.
    Auch was das Geburtsjahr von Richard anbelangt, gibt es in den Quellen unterschiedliche Angaben. Einige setzen es 930 an, andere dagegen 933, wieder andere erst 935.
    Der Grund für die unterschiedlichen Angaben und im Übrigen auch dafür, dass für ein und dieselbe historische Persönlichkeit oft unterschiedliche Vornamen genannt werden bzw. deren Schreibweise stark divergiert, liegt vielleicht darin, dass sämtliche Chronisten, die über die damaligen Ereignisse
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