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Kinder des Donners

Kinder des Donners

Titel: Kinder des Donners
Autoren: John Brunner
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nach Großbritannien zurückkehren, ob das nun die to- tale Pleite für Shaytronix Inc. zur Folge hatte oder nicht.
Tatsächlich, das war Davids Meinung, würde es dem al- ten Kotzbrocken recht geschehen, wenn seine Herr- schaft über die Firma, die er gegründet hatte, zu Ende wäre. Er wäre dann immer noch ein sehr wohlhabender Mann, denn er war gut im Errichten von — nun — Si- cherheitspolstern. Was er sagen würde, wenn er dahin-
terkäme, daß es ihm David während der vergangenen
achtzehn Monate nachgemacht hatte, indem er die Ein- künfte aus seiner Drogenerfindung in eine Bank auf den Bahamas hatte fließen lassen, war unmöglich zu erra- ten. Doch wenn sich eine entsprechende Notwendigkeit ergäbe, könnte durch eine Enthüllung ein gewisser Druck ausgeübt werden; da er minderjährig war, hatte er das Geld auf den Namen seiner Eltern deponieren
müssen, mit Referenzen, die Mitglieder der Geschäfts- leitung von Shaytronix ohne ihr Wissen gegeben hat- ten, und was er getan hätte, war so offensichtlich legal, da er sich mit Fug und Recht darauf berufen konnte, daß seine neue Droge ein durch Genmanipulation gewonne- nes Sekret aus Hefe war und kein synthetisches Pro-
dukt, daß diese Nachricht sofort die Aufmerksamkeit des FBI und vielleicht auch der Sicherheitspolizei auf die Firma lenken würde. Tatsächlich war das erstere be-
reits auf David aufmerksam geworden, wenn auch nicht auf die Firma. Doch die betreffende Abteilung würde keine Schwierigkeiten mehr machen, oder auf jeden Fall diese ganz speziellen Beamten nicht mehr... Ange- sichts dieser Bedrohung hätte Harry keine andere Wahl,
als zu verkaufen und einer Rückkehr nach England zu- zustimmen.
    Doch es war wahrscheinlich gar nicht nötig, daß es soweit käme. David hegte buchstäbliches Vertrauen in
seine Überredungskraft, ganz besonders nach dem Zoff, den er mit dem FBI gehabt hatte. Wenn es jedoch hart
    auf hart gehen sollte, hätte er keine Bedenken, diese Art von Druck auf seinen Vater auszuüben.
    Er kippte seinen Stuhl nach hinten und stieß einen
Seufzer aus, während er dachte: Vater — Sohn ...
    Seit er zehn war, hatte er einen gewissen Verdacht, und seit er zwölf war, wußte er genau, daß Harry nicht sein Vater war. Jedenfalls, wenn man seine Blutgruppe in Betracht zog, sprach alles dagegen. Harry wies mit Vorliebe darauf hin, daß sich die Biotechnik von ihren gegenwärtigen Rückschlägen wieder erholen würde und sich in der nächsten Zeit sogar zu einem blühenden
Industriezweig entwickeln könnte, wenn erst einmal die Computer der fünften Generation verkraftet wären. Demzufolge war er entzückt, als sich David zu seinem
zwölften Geburtstag eine Biologie-Ausrüstung wünsch-
te — eine ganz spezielle, die sich der Junge sorgsam
ausgesucht hatte, weil die Möglichkeit einer Blutgrup-
penanalyse in der Liste der durchführbaren Experimen- te aufgeführt war. Erst später las er den Hinweis, daß dafür echte Blutproben zur Verfügung stehen mußten, und eines Morgens, als sich Harry beim Rasieren ge- schnitten hatte, kramte David ein Kosmetiktuch aus dem Abfalleimer des Badezimmers. Ein gebrauchtes Tampon seiner Mutter war leichter aufzutreiben, wenn
auch hinterher schwerer auf diskrete Art verschwinden
zu lassen.
    Und mehr als einmal, als er einen Blick auf seinen nackten Vater erhaschte, hatte er etwas bemerkt, das verdächtig wie eine Vasotomie-Narbe aussah ...
    Er war ein sehr kühles, sehr vernünftiges Kind. Er
wäre ganz zufrieden gewesen, wenn Harry und Alice von Anfang an auf gleicher Ebene mit ihm umgegangen wären, oder zumindest ab dem Alter, in dem er die Ant- worten auf diesbezügliche Fragen verstehen konnte. Was in ihm einen tiefen und eisigen Zorn entfachte, war die Tatsache, daß ihn seine Eltern belogen. Schlimmer noch: Sie scheuten keine Peinlichkeit, um ihre Lüge
    nicht nur direkt, sondern auch indirekt zu bekräftigen. So zum Beispiel gefiel es seiner Mutter, andere Leute zu
fragen: »Finden Sie nicht, daß David seinem Vater un- geheuer ähnlich sieht?«
    Vielleicht tue ich das. Wenn ich nur wüßte, wer mein Vater ist, könnte ich es sagen.
    Ein zaghaftes Klopfen klang von der Tür her. Da ihm bewußt war, was das ankündigte, schlich er sich lautlos zurück ans Fenster. Seine Eltern diskutierten immer noch mit Goldfarb, der jetzt endlich sein Jackett ausge- zogen hatte, und es hatte den Anschein, daß die Unter- haltung so hitzig geführt wurde, wie ihm zumute war. Das würde bestimmt noch eine
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