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Kinder des Donners

Kinder des Donners

Titel: Kinder des Donners
Autoren: John Brunner
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Karriere
vom Recherchieren zum Schreiben und schließlich zum Co-Moderieren verlief. Während seiner Mitarbeit ge- wann die Serie zwei begehrte Preise. Dann verließ der Produzent den Sender, weggelockt durch ein höheres Gehalt, und die Serie wurde eingestellt.
    Doch inzwischen hatte Peter Levin einen guten Na-
men und jede Menge Kontakte zur Presse und den Sen- deanstalten. Er beschloß, sich selbständig zu machen,
und bis jetzt hatte er es geschafft, immer am Ball zu bleiben. Einmal fungierte er als Berater hier, ein ander- mal schrieb er einen oder mehrere Beiträge dort, gele- gentlich half er beim Konzipieren und Herausgeben ei- nes populärwissenschaftlichen Werkes, und alles in al- lem war er recht gut im Geschäft. Vor allem hatte er die Möglichkeit, Reisen zu machen, die er sich anders als
auf Kosten eines Verlages oder einer Fernsehgesell-
schaft nie hätte leisten können.
    In letzter Zeit jedoch . ..
    Er seufzte. Es war nicht allein sein Problem. Solang
computergesteuerte Panik die Börse ständig zum Ver- rücktspielen brachte, solang Großbritannien von der ja- panischen Wirtschaftssphäre ausgeschlossen war — was im Klartext bedeutete, solang diese verdammte, dämliche Regierung an der Macht blieb —, konnten die Dinge nur schlimmer werden.
    Das Telefon läutete. Überrascht stellte er fest, daß er dem Rest der Nachrichten keinerlei Aufmerksamkeit mehr geschenkt hatte. Während er schnell mit einer
Hand den Ton leiser stellte, griff er mit der anderen nach dem Apparat.
    »Jake Lafarge für Sie«, sagte das Telefon. Das war der Redakteur, der ihn damit beauftragt hatte, über die heu-
tige Konferenz zu berichten.
    »Nun, was halten Sie von meiner Geschichte?« fragte er mit gespielter Herzlichkeit.
    »Geht so«, brummte Lafarge. »Sie muß reichen.«
    »Das ist alles? Ich fand sie eigentlich ziemlich ge- glückt, wenn man bedenkt... Einige der Späßchen ...«
    »Peter, diese Zeitung heißt Comet, nicht Comic!« un- terbrach ihn Lafarge. »Sollte heute nachmittag nicht ei- ne geschlossene Sitzung stattfinden?«
    »Natürlich.« Peter zwinkerte unruhig. »Sie haben das Programm doch gesehen.«
    »Und Sie waren nicht dabei?«
    »Was erwarten Sie? Wie hätte ich das anstellen sol- len? Mich mit einer gefälschten Teilnehmerkarte ein- schleichen? Jake, diese Sitzung behandelte Sicherheits-
fragen, verdammt noch mal!«
    »Sie haben nicht die Gehirne der Teilnehmer ange- zapft? Sie haben sich keinen einzigen geschnappt und
unter Alkohol gesetzt, damit sich seine Zunge löst?«
    »Ich habe mit allen gesprochen, die ich erwischen
konnte!« brauste Peter auf. »Ich habe in der Tat so viel Zeit mit dem Anzapfen von Gehirnen zugebracht, daß
ich erst nach Hause kam, als es schon ...«
    Doch es war offenkundig, daß Lafarge nicht in der
Stimmung war, sich Ausflüchte anzuhören. Er fuhr fort, als ob Peter überhaupt nichts gesagt hätte.
    »Was gäbe ich darum, wenn ich mit einem ordentli- chen Skandal klotzen könnte! Was, zum Teufel, nutzt
die beste technische Ausrüstung in der Branche, wenn ich es mir nicht leisten kann, die besten Mitarbeiter zu engagieren? Tag für Tag, Woche für Woche sehe ich Sto-
ries im Guardian oder Observer, die wir hätten aufreißen müssen — wir sind die stumpfe Klinge auf dem Markt, dabei sollten wir die schärfste sein, verdammt! Wir sit- zen bis zum Hals zwischen den raffiniertesten Compu-
    tern und schaffen es nicht, sie so einzusetzen, daß wir
die Art von Schmutz hochschaufeln, die wir — davon bin ich überzeugt — ausfindig machen könnten, wenn wir nur wüßten wie. Wenigstens ist es mir endlich ge- lungen ...«
    Er unterbrach sich mitten im Satz. Im stillen fragte sich Peter, wie lang Lafarge seinen Job wohl noch behal- ten würde. So wie er sich anhörte, trank er offenbar
ganz gern einen über den Durst. Nach einer ganzen Weile sagte er hinterhältig: »Was haben Sie gesagt?«
    »Vergessen Sie's!« schnauzte Lafarge. »Und das mei-
ne ich wörtlich!«
    Sehr wohl, Baas! Aber das sprach Peter nicht aus. Statt dessen ging er zum wichtigsten anliegenden Punkt über. »Haben Sie mein Honorar angewiesen?«
    »Ja, natürlich. Sie werden es morgen auf dem Konto haben. Und« — mit großer Überwindung — »es tut mir leid, daß ich Sie so angefahren habe. Sie können nichts dafür. Aber denken Sie daran, ich meine es durchaus ernst, daß ich einen echten Aufreißer brauche. Ich ... Also, wir zahlen Honorare, die sich ohne weiteres ver- gleichen lassen.«
    Hier
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