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Kinder der Dunkelheit

Kinder der Dunkelheit

Titel: Kinder der Dunkelheit
Autoren: Gabriele Ketterl
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umarmt hatte, wandte sich Selda an Stefano, der etwas abseits stand. Sie stapfte auf ihn zu und stemmte die Arme in die Seite. „Sie sagen zwar alle, dass du so gefährlich bist, aber soll ich dir mal was sagen? Das ist mir scheißegal!“ Sie warf ihre Arme um Stefano und drückte ihn nach Leibeskräften.
    „Ich lass das als ‚Danke‘ gelten, okay?“ Lächelnd strich Stef ano über ihre schwarzen Locken. „Ich hab das Gefühl, wir sehen uns ab sofort öfter. Ich glaub, ich mag den Kerl dort drüben.“
    Langsam fuhren die ersten los. Vor allem Domingo wollte se ine Krieger wieder in Carmona wissen und sich mit seiner Tochter zurückziehen. „Wie bekomme ich die restlichen Männer jetzt in den Parador?“
    In dem Moment näherten sich mehrere Fahrzeuge. Langsam fuhren acht große Mercedes-Sprinter vor und aus dem ersten Wagen sprang eine wohlbekannte Gestalt.
    „Vittorio, dich schickt ein Engel!“ Raffaele freute sich sichtlich, den alten Freund zu sehen. Der Spanier grinste übers ganze Gesicht.
    „Kommt gut hin, der Engel heißt Silvana – sie dachte, ein paar Fahrzeuge zum zügigen Abtransport von was-auch-immer könnten nicht schaden.“
    „Ich liebe diese Frau!“ Abdallah schloss Vittorio kurz, aber herzlich in die Arme.
    „Na warte, das sag ich Mutter. Und jetzt fahren wir. Ich bin müde und ich freue mich auf einen Tag in einem weichen, sauberen Bett an der Seite meines Mannes. Man sieht sich!“ Samira hatte ein Machtwort gesprochen und endlich setzte sich der Konvoi mit Abdallah und seinen Getreuen in Bewegung, gefolgt von Massimo, der seine Wächter zurückließ, ebenso wie die Wächter Domingos, die, sobald sie allein waren, alle Spuren verwischen würden.

6 5.
     
     
    „Kommt, steigt in die Autos. Lasst uns zum Parador fahren. Ve rpackt Ares sicher und achtet gut auf ihn. Vittorio, kommst du mit uns?“ Raffaele hatte es nun eilig. Er wünschte sich, dass alle zur Ruhe kämen und er ahnte, dass Luca sich danach sehnte, mit Sabine allein zu sein.
    Vittorio nickte nur kurz. „Natürlich, ich komme sogar mit nach Venedig. Ich habe diese wunderbare Stadt viel zu lange nicht gesehen.“
    Als die Wagenkolonnen den Ort verließen, an dem so viele schreckliche Dinge geschehen waren, konnte Sabine nicht anders. Sie musste sich noch einmal umdrehen. Fast glaubte sie, Andro dort am Wegesrand stehen zu sehen. Es war ihr wichtig gewesen, dass die Wächter, bevor sie die Burg in Brand steckten, Andros Leichnam zumindest mit einem ehrenvollen Begräbnis bestatteten. Die Seele des mutigen, klugen Dieners konnte so mit Würde hinübergehen ins Licht.
    Lucas Arme umschlossen sie so fest und tröstend, dass sie nicht in Trübsal verfallen konnte. Sie war viel zu glücklich, ihn wieder an ihrer Seite zu haben.
    „Es ist keine fünf Stunden her und die Narbe verblasst schon? Ihr seid mir immer wieder ein Rätsel.“ Zärtlich strich Sabine über Lucas Brust und ließ ihren Zeigefinger über die kaum mehr sichtbare Narbe gleiten. Nichts deutete mehr darauf hin, dass ihn die Verletzung um ein Haar das Leben gekostet hatte.
    Luca war ihr wirklich nicht böse, er hatte ihr die Dummheit verziehen, die sie in diese prekäre Lage gebracht hatte. Durch die zugezogenen Vorhänge fiel leichtes Sonnenlicht und zufrieden kuschelte sie sich in dem großen Bett an ihn. Es war heller Tag und eigentlich sollten sie sich nun ausruhen von den Strapazen der vergangenen Tage und vor allem der letzten Nacht. Doch beiden erschien ihnen die gemeinsame Zeit zu kostbar, um auch nur eine Minute davon zu verschlafen. Immer wieder fuhr Sabine die Linie von Lucas Mund mit dem Finger nach, als müsse sie sich jede kleine Einzelheit seines Gesichtes wieder neu einprägen. Zärtlich küsste sie seine geschlossenen Lider und seine Stirn.
    „Ich bin so unsagbar glücklich, dich wiederzuhaben“, flüsterte sie. „Ich war so dämlich!“
    Luca öffnete die Augen und allein sein Blick elektrisierte ihren ganzen Körper. „Um das klarzustellen: Meine Frau ist nicht dämlich. Ich habe etwas Wichtiges gelernt: Selbst, um andere zu schützen, darf man die Wahrheit nicht verschweigen, denn später ist sie umso schmerzlicher. Stefano ist ein kluger Mann. Und jetzt Ende der Diskussion.“
    „Entschuldige, ich halte dich andauernd wach, sicher willst du schlafen.“ Sabine wollte sich schuldbewusst ein wenig zurüc kziehen, doch hier lag sie gründlich falsch.
    „Nichts ist mit schlafen, meine Schöne. Mir schwebt da ganz etwas anderes
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