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Kinder der Dunkelheit

Kinder der Dunkelheit

Titel: Kinder der Dunkelheit
Autoren: Gabriele Ketterl
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Kreislauf fast auf null runterfahren. Das hilft ihm, länger zu überleben.“
    „Gott sei Dank.“
    „Der hat damit gar nichts zu tun!“ Stefanos böse, aber sicherlich wahre Bemerkung ignorierend, begann Sabine an einer der Wunden zu schnuppern und schoss schon nach einem kurzen Augenblick hoch. „Digitalis! Jeder Mensch wäre längst tot. Raffaele hat mich gelehrt, was es bewirken kann. Ich kenne es!“ In fliegender Hast öffnete sie den Koffer, entnahm ihm eine Ampulle und eine Einmalspritze. „Muss ich seine Haut desinfizieren, bevor ich ihm eine Spritze gebe?“
    Stefano zuckte nur die Schultern. „Ich glaube nicht, eigentlich sind wir ja sozusagen unkaputtbar. Mach einfach.“ Sein Blick ruhte unruhig auf Luca, der mehr tot als lebendig vor ihnen lag.
    Sabine zog die Spritze auf und stach sie in Lucas Vene. Langsam ließ sie das Gegengift in seinen Körper eindringen. „Stefano, ich befürchte, das allein wird nicht helfen. Ich schätze, er hat zu viel Blut verloren. Aber meins hilft ihm nicht, meines kann nicht heilen und das von Rodrigo auch nicht.“ Aus ihrer Stimme klang Verzweiflung: Wegen des enormen Blutverlustes durch die offenen Wunden war Luca zusätzlich geschwächt.
    „Deins nicht, aber meines. Du nähst die Wunden zu, ich mache das, was ich tun kann. Beeil dich, vertrau mir einfach.“ Stefano öffnete die Pulsader seines rechten Armes und sofort tropfte sein zähes, burgunderrotes Blut in die größte von Lucas Wunden. Sabine vernähte sie, so rasch sie konnte, immer mit einem b esorgten Seitenblick auf Lucas marmorweißes, bewegungsloses Gesicht. Noch während sie die letzten Stiche setzte, hatte Stefano Lucas Kopf angehoben und seinen Mund mit sanfter Gewalt geöffnet. Sein Blut floss zwischen Lucas geöffnete Lippen. Beide starrten angespannt auf den reglosen Hüter. Es dauerte fast eine Minute, eine Ewigkeit in einer solchen Situation, ehe Luca zum ersten Mal schluckte. Eine Sekunde später öffnete er mit wildem Blick die Augen und schlug die Zähne in Stefanos Handgelenk. „Na also! Willkommen zurück, Kumpel. Dafür schuldest du mir was, das nur so nebenbei!“
    „Verzeihung, aber warum hast du ihn auch hereingebracht? Er ist doch tot?“ Rodrigos Stimme klang erstickt und endlos traurig.
    „Nein, das ist er nicht, zumindest nicht ganz. Er hat die gleichen Fähigkeiten wie Luca. Allerdings muss ich zugeben, dass es mir ein absolutes Rätsel ist, wie er das geschafft hat.“ Stefano wandte sich wieder an Luca, der noch immer an seiner Pulsader trank. „Nichts für ungut, aber mein Blutvorrat ist begrenzt. Ich schätze, deine Teuerste wird sich freuen, dir zu Diensten zu sein, aber bei mir musst du jetzt aufhören. Ich möchte gern versuchen, den Kerl dort drüben irgendwie zu retten. Sabine, auf ein Neues?“
    Sofort und ohne zu zögern, eilte Sabine an das Lager des zwe iten Schwerverletzten. „Natürlich, nichts lieber als das! Lass uns alles tun, was wir können! Rodrigo, bitte sieh nach Luca!“
    Lucas Stimme war noch sehr leise, aber dafür umso bestim mter. „ Mir geht es schon wieder ganz passabel. Ich krieg das jetzt hin. Seht zu, dass ihr ihn irgendwie zusammenflickt, es wäre verdammt schade um ihn.“

6 2.
     
     
    Raffaele, Domingo, Massimo und Abdallah standen auf den Stufen der Treppe, die ins Hauptgebäude führte. Vor sich im Innenhof hatten sie etwa dreißig Überlebende der Gegenseite zusammengetrieben, die die Blicke zum Boden gesenkt hielten. Jeder der anwesenden Vampire konnte ihre Angst riechen. Lan gsam flanierten die Hüter um die Truppe herum und sogen die Gefühle und Stimmungen der geschlagenen Kämpfer auf.
    „Ihr wisst, dass euer Herr gefallen ist? Es ist euch allen b ewusst, dass es vorbei ist?“ Angel musterte die Männer aufmerksam. „Wer von euch ist der Anführer?“
    Keiner der Männer machte Anstalten, sich zu melden, keiner bewegte sich. Sie waren vor Angst wie gelähmt. „Das war früher einmal ich.“ Alvarez humpelte, auf sein Gewehr gestützt, auf Angel zu. „Sie dienten unter Rodrigo und mir. Und sie alle haben ihren Treueeid auf Ares geschworen. Es war die panische Angst vor Alexandre, die sie veranlasst hat, zu kämpfen. Sie wussten, was sie erwartet hätte, wenn sie ihm die Treue versagten.“
    „So ist das also. Und was machen wir jetzt mit euch?“ Nachdenklich wanderten Angel und Sergej durch die Reihen der verschüchterten Männer. Angel spielte mit ihnen, ließ die Furcht in sie eindringen und wartete ab, was geschah.
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