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Kind des Grals

Kind des Grals

Titel: Kind des Grals
Autoren: Vampira VA
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sich auf den Geschmack des Blutes zu konzentrieren, das durch ihre Kehle rann. Ihre Augzähne hatten die Schlagader der Frau angestochen, die Anum von der Straße weg ins Haus befohlen hatte. Denn was seinen Durst anging, unterschied der Hohe Mann sich wenig von jedem gewöhnlichen Vampir, der die Heimsuchung der magischen Seuche überdauert hatte, welche die Alte Rasse fast ausgerottet hatte.
    Nur noch wenige Oberhäupter existierten, so hatte Anum es berichtet. Wie es aber zum Sterben der Sippen hatte kommen können, darüber konnte nur spekuliert werden. Niemand schien Genaues zu wissen, auch die Überlebenden nicht. Lilith ahnte, daß es mit ihr zu tun haben konnte. Mit dem, was sie getan hatte, nachdem sie mit der Agrippa in den Korridor der Zeit bei Uruk gegangen war.
    Hier endete alle Geschichtsschreibung der EWIGEN CHRONIK.
    Und Beth' Erinnerung.
    Lilith löste den Mund von der Wunde am Hals der Frau, die mit geschlossenen Augen auf dem Bett lag, das einmal David gehört hatte. Sie merkte nicht, was ihr angetan wurde. Ihr Zustand kam einer Vollnarkose gleich. Lilith beneidete sie fast darum.
    Sie wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. Ein magisches Enzym, das über ihren Speichel in den Körper des Opfers gelangt war, verschloß die Wunde am Hals.
    Auf Dauer würde das nicht genügen. Die Frau muß essen und trinken, um sich vom Verlust zu erholen, dachte Lilith. Ihr Blick fand den Mann, der mit angezogenen Knien am Fußende des Bettes hockte und abwesend vor sich hinstierte. Er war zusammen mit der Frau ins Haus gekommen, aber sein Blut verschmähten sowohl Anum als auch Lilith. Er war alt, es konnte nicht munden. Sein Name war Jeb Holski. Offenbar war er verwandt mit den Chaims und hatte nach dem Rechten sehen wollen.
    Warum sie ihn hierbehielten, statt ihn mit gefälschter Erinnerung wieder nach Hause zu schicken, wußte Lilith selbst nicht. Vielleicht würden sie ihn mit der Frau zusammen wieder fortschicken ...
    In diesem Augenblick hörte sie Anum ihren Namen schreien. Er klang nicht einfach nur aufgeregt, sondern völlig außer sich.
    Und während Lilith mit schnellen Schritten der Wohnstube entgegeneilte, ahnte sie noch nicht, daß die relative Ruhe und Ereignislo-sigkeit der letzten Tage mit diesem Schrei ihr ebenso jähes wie unwiderrufliches Ende gefunden hatte.
    Mit unabsehbaren Folgen für sie und Anum .
    *
    »Mach die Augen auf! Sieh mich an! Komm schon, es ist ganz leicht ...!«
    Im nachhinein gestand sich Anum ein, daß er die Zuversicht, die er Lilith gegenüber demonstriert hatte, selbst nicht unbedingt empfunden hatte.
    Doch was zählte das noch?
    Schwache Atemzüge hoben und senkten Rahels Brustkorb. Und vor Sekunden hatte er mit eigener Hand den Schlag ihres Herzens erfühlt .
    Es war geschehen!
    Von einem Moment auf den anderen war das Räderwerk im Körper des Mädchen wieder in Bewegung geraten.
    Anum war sofort aufgesprungen und hatte den Lilienkelch geholt. Mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln wollte er verhindern, daß Rahel sich in ähnlicher Weise »verflüchtigte« wie ihr Bruder. Vielleicht, wenn er ein Feld aus Kelchmagie um sie legte .
    »Was ist? Warum hast du so geschrien?«
    Hinter sich hörte er Lilith eintreten.
    »Warum?« Er lachte laut und ungestüm. Dann wies er mit dem Kelch in seiner Faust auf Rahel und sagte in einem Ton, als wollte er das Mädchen damit gleichzeitig ermuntern, es tatsächlich zu tun: »Sie erwacht!«
    Lilith glaubte ihm nicht. Natürlich nicht.
    Aber sie kam näher und sah mit eigenen Augen, wie sich die Lungen der vormals Toten mit Atem füllten und ihn wieder aus sich entließen.
    Ein, aus. Ein, aus ...
    »Großer Gott!«
    Anum verzieh Liliths Entgleisung. Rahels Augen waren immer noch geschlossen. Die Lider flatterten nicht einmal.
    Den Kelch noch nicht in Anspruch nehmend, faßte Anum das Mädchen am Arm und schüttelte es sanft.
    Keine Reaktion.
    »Es wird nicht halten«, flüsterte Lilith wie in einer Gegenbeschwörung.
    Sie will es gar nicht, erkannte Anum, der begriff, was sie mit ihren Worten zum Ausdruck bringen wollte.
    »Es wird«, sagte er und legte den Lilienkelch sacht auf die Mitte der Kinderbrust. »Ich werde nicht zulassen, daß sie -«
    Ein Geräusch, das sich anhörte, als würden in unmittelbarer Nähe zwei Autos mit hohem Tempo zusammenstoßen und unter dem Aufprall in ihre Bestandteile aufgelöst, riß ihm das Wort von den Lippen.
    Von der Wohnstube aus konnte man sowohl zur Straße als auch zum Hinterhof
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