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Kind des Grals

Kind des Grals

Titel: Kind des Grals
Autoren: Vampira VA
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Ding, das glaubte, er zu sein.«
    »Ein . Ding?« Nona fröstelte.
    »Du kennst es vielleicht als Genvampir. Ich formte ihn nach Land-rus Ebenbild und pflanzte ihm eine Kopie dessen Bewußtseins ein. Er mußte daran glauben, er wäre tatsächlich Landru, um überzeugend zu sterben. Du verstehst?«
    »Nicht das geringste.«
    »Die Details sind nicht wichtig. Sobald du dem echten Landru gegenüber stehst, wirst du keine Zweifel mehr haben, daß ich die Wahrheit sage.«
    Nona schüttelte ihre Erstarrung ab. »Du sagtest vorhin, er würde sein Leben verlieren, sobald er Jerusalem erreicht. Trachtest du ihm danach?«
    Gabriel lächelte wie ein dekadenter Milliardärssohn. »Sein Tod hätte keinen Nutzen für mich - zur Zeit jedenfalls. Aber er wartet tatsächlich hier in Jerusalem auf ihn. Und du wirst Landru zeigen, wo.«
    »Ich?«
    Gabriel nickte so überzeugt, wie jemand nur von einer Sache sein konnte. »Erinnere dich: Weshalb bist du ursprünglich in diese Stadt gekommen - als du noch nicht wußtest, daß ich dich ohnehin hierher gerufen hätte?«
    »Um Landrus Tod zu verhindern«, sagte Nona. »Mein alter Mentor Chiyoda hat mich die Vision einer Welt erleben lassen, in der Anum regiert. Eine schreckliche, düstere Welt ohne Hoffnung -«
    »War Landru dort noch am Leben?«
    »Das war er. Aber er war seinem Bruder im Streit um den >Thron< unterlegen.«
    »Eine glaubhafte Entwicklung«, sagte Gabriel. »Bis auf eine Kleinigkeit.«
    »Welche?«
    »Sollte es zu einem Kampf der Brüder kommen, und davon gehe ich aus, wird der Unterlegene ganz gewiß keine Gnade unter den Augen des Siegers finden.«
    »Du meinst, Landru würde Anum töten?«
    Gabriel stutzte kurz, als müßte er erst überlegen, ob Nona tatsächlich so naiv sein konnte. Dann erwiderte er ungehalten: »Blödsinn!«
    Und Nona begriff.
    *
    Zur gleichen Zeit, mitten in der Negev-Steppe
    In dem klapprigen alten Bus, der entlang einer kaum sichtbaren Über-landpiste gen Sedom rumpelte, war es brütend heiß. Die hinter dem Steuer sitzende Gestalt hatte die Kapuze ihrer Kutte dennoch über den Kopf gestülpt, so daß ein Schatten über das bleiche Gesicht geworfen wurde, in dem zwei Kohlen düsterrot zu glimmen schienen.
    Von den anderen elf Kuttenträgern hatte nur einer die Kapuze zurückgeschoben und gestattete dem Sonnenlicht, auf sein Gesicht zu fallen. Es war zugleich der untypischste der Archonten, neben dem Landru Platz genommen hatte.
    Eine Frau. Ihr Name war Jada, und nach vielen Jahren - Jahrhunderten -, die sie von ihren Stiefbrüdern und -schwestern getrennt gewesen war, hatte sie Anstrengungen unternommen, ihr Äußeres dem normaler Menschen anzugleichen. Seither sproß Haar auf ihrem Haupt und war ihre Haut nicht mehr so totenweiß wie die der anderen Albinos. Für den Uneingeweihten sah sie tatsächlich aus wie eine nicht unhübsche, brünette Frau Anfang Dreißig. Nur die Kontaktlinsen, die das stechende Rot ihrer Augen verhüllt hatten, hatte sie bei der Wiederbegegnung mit den anderen Archonten abgelegt.
    Aus Scham?
    Landru bezweifelte, daß Jada ihm auf eine entsprechende Frage geantwortet hätte. Gespannt erwartete er ihre Ankunft in Jerusalem, wohin er die »Kinder Satans« in Gabriels Auftrag führen sollte, nachdem er sie aus ihrem Verlies im Weißen Tempel von Uruk befreit hatte. Alle bis auf Jada, mit der er schon in der Feste Ophit zusammengetroffen war .. . 4
    »Was meinst du?« wandte sich Landru der Frau zu, die wie die anderen Insassen des Busses im zarten Kindesalter gestorben, dann aber vom leibhaftigen Satan aus ihrem Grab gestohlen und wiedererweckt worden war. Um ihm zu dienen.
    Der Teufel machte keine Geschenke. Er gab, um selbst wieder nehmen zu können. Alles bei ihm hatte einen Preis, den auch die Ar-chonten irgendwann, vielleicht schon bald, abgelten würden.
    Landru wußte dies aus leidvoller eigener Erfahrung. Denn auch er hatte sich zu einem Pakt mit Gabriel hinreißen lassen, um seine in der Hölle verlorene Erinnerung zurückzuerhalten. Und es hatte lange gedauert, bis der Teufel ihn überhaupt hatte wissen lassen, welche Gegenleistung er von dem ehemaligen Hüter der Vampire, den er im Zentrum des wahren Stonehenge zu seinem »Ritter« geschlagen hatte, erwartete.
    Die Befreiung der Archonten war es gewesen.
    Damit, dachte Landru, den Blick an Jada vorbei in die kahle Steppe gerichtet, habe ich meine Schuld abgetragen. Aber bin ich auch wieder frei?
    »Nebel kommt auf.«
    Im ersten Moment hielt er den Ruf des Fahrers
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