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Kind des Grals

Kind des Grals

Titel: Kind des Grals
Autoren: Vampira VA
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blicken. Zu beiden Seiten gab es Fenster. Fenster, die Anum mit seiner Magie verschlossen hielt, so daß kein Mensch in der Lage war, sich unbefugt zu entfernen.
    Und eines dieser speziell gesicherten Fenster, die zum Hof zeigten, zerbarst in diesem Moment.
    Für die Betrachter im Haus sah es aus, als würde sich das Loch zeitlupenhaft, von einem winzigen Punkt ausgehend, erweitern, bis es das ganze Fenster und noch einen Teil der Wand verschluckt hatte.
    Als hätte jemand ein Streichholz gegen hauchdünne, straff gespannte Plastikfolie gedrückt, dachte Lilith.
    Und noch während sie es dachte, noch während sie und Anum auf den immer größer klaffenden Krater in der Wand starrten, huschte ein Toter zu ihnen herein.
    Einer, der nicht mehr existieren konnte, weil Anum dessen gepfählten Leichnam mit magischem Feuer eingeäschert hatte.
    Landru...?
    *
    »Kompliment, Bruder. Du lebst also noch. Jetzt mußt du mir nur noch sagen, wie du mich ... uns so zum Narren halten konntest!«
    Anum hatte sich wie schützend vor ein Kind gestellt, das auf einem Sofa in der Mitte des Raumes schlief. Lilith Eden stand etwas abseits.
    Landru, der keine Sekunde brauchte, um sich zu orientieren, lachte auf. Mit der magischen Explosion, die ihm Zutritt ins Haus der Chaims verschafft hatte, war er selbst buchstäblich ins Innere gesogen worden. Und dicht hinter ihm folgte Nona mit katzenhaftem Geschick. Die Fassade mit ihren Vorsprüngen und Simsen hatte ihr genügend Halt geboten, sie zu erklimmen.
    »Dich wiederzusehen«, versetzte Landru, »habe ich mir gewünscht, seit mir Mutters Blut die Erinnerung an unsere gemeinsame Zeit zurückgab. Und nun stehe ich dir gegenüber und erblicke meinen schlimmsten Feind - schlimmer noch als das Kind der Hure Creanna.« Er wies auf Lilith, die sich noch nicht von der Stelle gerührt hatte. Seine Stimme klirrte wie Eiswürfel in einem Glas.
    »Was meinst du mit >Mutters Blut    »Für Erklärungen ist es zu spät, fürchte ich.«
    »Schade.«
    »Paß auf!« zischte Nona, die gerade durch das Loch stieg, das aussah, als hätte eine Granate es gerissen.
    Aus den Augenwinkeln sah er, wie Lilith auf ihn zu kam.
    Da hob Anum die Hand und stoppte sie. »Bleib stehen - diesmal geht es nur ihn und mich an!«
    Trotz der Bestimmtheit, mit der er sprach, wirkte er nervös.
    Warum? Landru glaubte nicht, daß sein Bruder ihn fürchtete. Denn Anum war sich wieder der vollen Machtfülle bewußt, die er schon vor Jahrtausenden als einer von zwanzig gottgleichen Herrschern über das Zweistromland besessen hatte.
    Aber ich habe etwas, das er nie besitzen wird, redete sich Landru Mut zu. Gabriels Macht, die nichts mit der Magie der Hüter zu tun hat...
    »Diesmal ... Das hast du nett ausgedrückt.« Landru trat Anum entgegen. »Es kann dich nicht sehr viel Überwindung gekostet haben, mein Ebenbild zu töten!«
    »Er war perfekt«, zollte Anum eine bitter schmeckende Art von Hochachtung. »Ich nehme an, du willst uns nicht erklären, wie dir das gelungen ist?«
    »Ich trug das Wenigste dazu bei.«
    »Nicht ich habe dich getötet.«
    Warum sagte er das? Um eine Tat zu entschuldigen, die nicht entschuldbar war?
    »Gib dir keine Mühe. Du hast gewiß auch nicht versucht, es zu verhindern. Oder war die Kreatur, die du als Wächter im Dunklen Dom hinterlassen hast, etwa nicht auf mich abgerichtet wie ein Bluthund? Hast du ihr nicht gesagt, ich hätte mein Leben verwirkt und auch das Recht, die Blutbibel vom Grund des Säuresees zu bergen?«
    Anum wiegte den Kopf. »Du warst also dort ...«
    »Ich war dort, und du kannst dir jede weitere Lüge ersparen!« Landru machte eine kurze Pause, ehe er Nona zunickte und dann an die Adresse seines Bruder sagte: »Selbst wenn wir noch keine unerbittlichen Gegner gewesen wären - seit heute wären wir es!«
    »Seit heute? Warum?«
    Landru spürte, daß die Antwort Anum nicht ehrlich interessierte. Der Bruder belauerte ihn, wartete auf das geringste Zeichen einer Unachtsamkeit.
    »Weil ich heute von deinen Plänen erfahren habe. Von dem Alptraum, den du die >Hohe Zeit< nennst.«
    »Alptraum? Es sollte die Krönung all unserer Anstrengungen werden! Schon unsere Mutter hat -«
    »Mutter lag im Sterben, als ich sie zurückließ!« fuhr Landru in seine Rede. »Und willst du wissen, wer die Opferschlange in ihr Herz bohrte?«
    »In ihr Herz bohrte? Du ...?« Anums Stimme war nurmehr ein Hauch.
    »Es schmeckte schal, ihr Herzblut .«
    Das genügte. Mit einem Schrei, der
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