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Killing God

Killing God

Titel: Killing God
Autoren: Kevin Brooks
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Hälfte von mir.
    Mel Monroe.
    Mel ist das böse Mädchen, zu dem alle andern bösen Mädchen aufschauen. Sie ist knallhart und sie ist scharf. Die lässt sich nichts gefallen. Die weiß Bescheid. Mel Monroe kann dein Leben zerstören, indem sie dich bloß schief anguckt. Und bis vor einem halben Jahr war sie DIE EINE, die Einzige, und keiner reichte an sie ran. Doch dann ist Taylor Harding aufgekreuzt, die (wie gemunkelt wurde) auf der andern Seite der Stadt von der Schule geflogen war. Geflogen (wie die wechselnden Gerüchte behaupteten), weil sie sich geprügelt hatte, weil sie Drogen genommen hatte, weil sie in der Turnhalle Sex mit einem Jungen oder in der Turnhalle Sex mit einem
Mädchen
gehabt hatte, weil sie ein Messer bei sich trug, eine Pistole … eine Panzerfaust. Was auch immer. Was eben so alles geredet wird. Jedenfalls, als sie das erste Mal auftauchte – mit ihrem gewaltigen schlechten blonden Ruf –, gingen eigentlich alle davon aus, dass es früher oder später zum Showdown zwischen ihr und Mel kommen würde. Aber überraschenderweise kam der nie. Die ersten paar Tage umkreisten sie sich gegenseitig, musterten sich, schätzten sich ab, aber dann, am dritten Morgen, tauchten sie zum Erstaunen aller Arm in Arm in der Schule auf. Es war, als ob sieschon immer die größten Busenfreundinnen gewesen wären – sie stolzierten gemeinsam durch die Gegend, hatten den gleichen Blick drauf … und auf einmal war Mel nicht mehr DIE EINE, die Einzige. Mel und Taylor waren jetzt zusammen die Einzigen. Zu zweit eins. MelundTaylor. An der Hüfte verbunden wie eine Hardcoreversion siamesischer Zwillinge.
    Aber nichts davon hatte irgendwas mit mir zu tun. Weder damals noch jetzt. Ja, natürlich weiß ich Bescheid, was in der Schule abgeht. Und natürlich hör und seh ich genau, was so läuft, ich weiß auch, was was und wer wer ist … aber niemand sieht
mich
, klar? Ich bin unsichtbar.
Nichts
hat irgendwas mit mir zu tun.
    Wieso also, denkt jetzt die eine Hälfte von mir, wieso sollten
mich
Mel und Taylor fragen, ob ich zu ihrer Party komm? Wieso sollte mich
irgendwer
fragen, ob ich zu seiner Party komm?
    Gleichzeitig denkt die andere Hälfte (die, die nicht über Taylor und Mel nachdenkt) daran, Gott umzubringen.
    Gott umbringen?
    Wieso denn?
    Wie denn?
    Was heißt das überhaupt?
    Und dann seh ich Splodge bei sich vor dem Haus auf der Treppe sitzen, im Regen.

    Sein richtiger Name ist Steven Lodge. Er ist jünger als ich – vielleicht zehn oder elf – und ich kenn ihn eigentlich gar nicht so gut, aber das Haus, wo er wohnt, ist nur vier Türenvon unserm entfernt, deshalb seh ich ihn ziemlich oft. Er trägt ständig so einen billigen Parka, egal wie das Wetter ist, und er ist immer allein. Was so ein bisschen der Grund ist, weshalb ich ihn mag. Alle nennen ihn Splodge (außer seine Eltern, nehm ich mal an), denn:
    1. Sein zweiter Vorname ist Peter, was ihn zu S. P. Lodge macht. (Man sollte meinen, dass seine Eltern das gemerkt hätten, haben sie aber offenbar nicht. Oder vielleicht doch und sie fanden es einfach nur lustig.)
    Und 2. hat er so ein purpurig rotes Feuermal im Gesicht. Und leider
ist
das nun mal ziemlich splodge-haft. Du weißt nicht, was ein
splodge
ist? Ich sag’s dir: ein Flatschen. Das Feuermal geht fast über die ganze linke Hälfte von seinem Gesicht und natürlich sehen die Leute so was nicht gern, deshalb wissen sie nicht, wo sie hingucken sollen, wenn sie mit ihm reden, und sie wissen auch nicht, wie sie sich verhalten sollen (lieber ignorieren oder doch irgendwas sagen?), deshalb fühlen sie sich total mulmig und kleinlaut … und deshalb gehn ihm die meisten aus dem Weg. Als ob er krank wär oder so. Also ist er die meiste Zeit allein – manchmal kickt er ein bisschen mit einem Ball rum, manchmal läuft er einfach nur so durch die Gegend und manchmal (wie jetzt) sitzt er bloß auf der Treppe vorm Haus und beobachtet, wie die Welt an ihm vorbeizieht.
    Jetzt lächelt er, als Jesus und Mary zu ihm hochwatscheln, um kurz an seiner Jogginghose zu schnuppern.
    »Ihr seid ja nass«, sagt er zu ihnen und krault Mary den Kopf.
    »Liegt am Regen«, sag ich, als ich neben ihm stehen bleibund den iPod ausschalte. »Regen hat meistens den Effekt, nass zu machen.«
    Er sieht zu mir auf. »Du solltest ihnen Mäntel besorgen.«
    »Die haben Mäntel.«
    Er lächelt mich an. Sein Feuermal ist heute echt purpurig. Liegt an der Kälte. Der Flatschen wird purpurig, wenn es kalt ist, und orangig rot, wenn
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