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Killing God

Killing God

Titel: Killing God
Autoren: Kevin Brooks
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in mich rein. »Wollt bloß grad … ihr wisst schon …«
    »Alles in Ordnung?«, fragt Mel.
    Ich seh sie an und frag mich, was denn verdammt noch mal los ist. Wieso reden die beiden mit mir? Die reden doch
nie
mit mir. Die würden nicht mal tot mit mir reden, schon gar nicht vor dem
Accessorize -Laden
, wenn da noch all ihre fiesen Freundinnen drin rumhängen – ausgerechnet mit mir in meinem Gar-nicht-Mantel und meiner schlabberigen schwarzen Hose, den ausgetretenen alten Boots und der Tüte mit den Bibeln, die ich krampfhaft festhalte. Aber hier stehen sie und fragen mich, wo ich hinwill, ob alles in Ordnung ist …
    »Hm«, sag ich zu Mel. »Ja, alles okay.«
    Sie nickt und kaut Kaugummi. Mel ist kleiner als Taylor und auch hübscher … auf die billige Art. Aber billig steht ihr. Und das weiß sie genau.
    »Sind das deine?«, fragt Taylor und schaut nach unten zu Jesus und Mary, die beide geduldig zu meinen Füßen sitzen.
    »Ja«, sag ich.
    »Beißen die?«
    »Nur, wenn ich’s ihnen sage.«
    »Und was sind das für Viecher?«
    »Kurzhaardackel.«
    »Furzhaardackel?«
    »Dackel eben«, sagt Mel.
    Taylor nickt, nicht wirklich interessiert. Sie schaut auf die Tragetüte in meiner Hand. »Und was ist da drin?«
    Ich zuck mit den Schultern. »Bloß ’n paar Bücher.«
    »Bücher?« (So als ob ich ihr gerade gesagt hätte, es wär Hundescheiße drin.) »Was denn für Bücher?«
    Ich zuck wieder mit den Schultern. »Bücher eben, weißt du …«
    »Klar.« Sie schaut über ihre Schulter und starrt ein paar Mädchen an, die gerade aus dem
Accessorize -Laden
kommen, dann wendet sie sich wieder mir zu. »Was machst du heute Abend?«
    »Wie?«
    »Heute Abend … was du da machst?«
    »Wieso?«
    »Lust auf ’ne Party?«
    »Auf ’ne Party?«
    Sie stöhnt. »Bist du taub oder was?«
    Mel lacht.
    Ich seh sie an.
    »Wir feiern eine kleine Party, das ist alles«, erklärt sie mir, während sie sich durch die Haare fährt. »Bloß ein paar Leute. Musik. Was zu trinken. Hast du Lust zu kommen?«
    Fast sag ich: Ob
ich
Lust hab zu kommen?, aber ich kann mich gerade noch bremsen. Mein Gesicht sagt es trotzdem:
Party? Ihr macht eine Party und wollt, dass ICH komm?
    »Alles okay?«, fragt Mel und sieht mich schräg an.
    »Ja … ja, ’tschuldigung. Ich war nur grade –«
    »Hör zu«, sagt Taylor eilig und wirft wieder einen Blick über die Schulter. »Wir müssen los, klar?«
    »Sicher …«
    Sie beugt sich zu mir vor. »Und?«
    »Und was?«
    Noch ein Stöhnen. »Und … kommst du jetzt zur Party oder nicht?«
    »Ähm, weiß nicht … wo denn?«
    Mel und Taylor antworten gleichzeitig. »Bei mir.«
    »Was?«
    Sie sehen sich einen Moment an, beide irgendwie ärgerlich (auch wenn sie versuchen, es nicht zu zeigen), dann schauen sie mich an, auf einmal wieder total fröhlich.
    »Die Party steigt bei
mir
«, sagt Taylor. »Ursprünglich sollte sie bei Mel sein, aber … ähm …«
    »Meine Mum ist da«, spricht Mel weiter. »Ich dachte, sie wollte weggehen, weißt du, doch dann hat sie sich’s anders überlegt. Also machen wir die Party eben bei Taylor.«
    »Klar«, sag ich. »Und ihre Mum ist nicht da?«
    »Nein«, antwortet Taylor. »Also, du weißt Bescheid, wenn du kommen willst, bisschen Spaß haben …« Sie zwinkert mir zu. »Nelson Lane, gegenüber vom Park. Weißt du, wo das ist?«
    »Ja.«
    »Nummer 57«, sagt sie. »Um neun.«
    »Klar.«
    Und das ist es so in etwa. Sie drehen sich um und gehen die Straße hoch, kichern und flüstern miteinander, schwenken ihren Hintern und Taylor sagt was zu Mel, Mel klatscht ihr scherzhaft die Hand auf den Arm, Taylor stößt einen hässlichen Lachschrei aus … und ich steh allein auf dem Gehweg, ganz kalt und nass und verwirrt.
    Ich schau runter zu Jesus und Mary.
    »Wisst ihr, was das Ganze sollte?«, frag ich sie.
    Mary gähnt.
    Jesus leckt sich den Hintern.
    »Na, danke«, sag ich. »Ihr seid ja echt eine Hilfe.«

inside me (2)
    Ich sitz jetzt im Bus, auf dem Weg nach Hause. Regenwasser tropft von Mänteln und Schirmen und ich hab den säuerlichen Geruch nach regennassen Klamotten und alten Leuten in der Nase. Ich sitz oben, ziemlich weit hinten, und Jesus und Mary liegen auf dem Boden zu meinen Füßen. Mary zittert.
    »Ist ja gut«, sag ich und kraul ihr den Kopf. »Wir sind bald zu Hause.«
    wie bald?
    »Bald.«
    Ich hätte ihre Mäntel mitnehmen sollen. Wenn ich ihre Mäntel mitgenommen hätte, wären sie jetzt nicht so kalt und nass. Ich bin ein Idiot.
    Ich stell meinen
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