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Killing God

Killing God

Titel: Killing God
Autoren: Kevin Brooks
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zum Pinkeln in den Garten schickte – dann stand ich an der Gartentür, pfiff und rief sie wieder rein:
JESUS! MARY! NA, KOMM SCHON, JESUS! BEEIL DICH!
Nein, Mr und Mrs Garth gefiel das überhaupt nicht. Und noch weniger gefiel ihnen, wenn ich
Jebus
statt Jesus rief. (Die Idee hatte ich aus einer Folge der
Simpsons
).
JEEBUS! HEY, JEE-BUSS!
Aus irgendeinem Grund störte die Garths
das
erst recht. Genau genommen störte essie so sehr, dass Mr Garth eines Abends sein Fenster aufriss und mich anbrüllte: »Wie kannst du es
wagen
!«, schrie er (ziemlich schlapp). »Wie kannst du es wagen, den Namen des Herrn zu missbrauchen!«
    »Wie bitte?«, fragte ich und sah ihn unschuldig an.
    »Du bist
widerlich
. Also wirklich. Du dummes, bedauernswertes Ding.«
    Mr und Mrs Garth sind inzwischen weggezogen.
    Gott sei Dank.

    Hast du mal gesehen, wie viele Bibeln es bei Waterstone’s gibt? Da stehen ganze Regale voll und alle haben andere Titel und andere Umschläge. Im Moment seh ich zum Beispiel die
Neue King-James-Bibel
, die
Autorisierte King-James-Bibel
, die
Neue internationale Bibel
, die
Heilige Schrift, katholische Ausgabe
, die
Jugendbibel
… es gibt sogar eine, die heißt
Bibel der guten Botschaft
. Also hör mal … ich hab zwei nasse Hunde, die draußen warten – mir fehlt die Zeit für das alles.
    Schließlich entscheide ich mich für eine mit dem Titel
Die Heilige Schrift. Neue, revidierte Standardausgabe. Mit Apokryphen
. Sie verfügt über das weltberühmte
Nelson’s Unique Fan-Tab™ Index Reference System
(das einem angeblich
hilft, die Bücher der Bibel sofort aufzufinden!
). Außerdem enthält sie:
informative Abschnitts-Einführungen mit Strichzeichnungen und Karten
thematische Stichworte mit Querverweisen zum Weiterlesen
phonetische Schreibweisen zum leichteren Lesen
erläuternde Fußnoten zum besseren Verständnis
    und das alles für £ 11,99.
    Es ist ein ziemlich dickes Buch (1.191 ganz dünne Seiten) und sieht aus, als ob es mindestens zwanzig Milliarden superklein gedruckte Wörter enthält, deshalb flitz ich, eh ich zur Kasse geh, noch schnell in die Kinderbuchabteilung und schnapp mir eine viel zugänglicher wirkende
Illustrierte Kinderbibel
(für £ 9,99).
    Ich nehm die Ohrstöpsel raus, trag die Bibeln zur Kasse und geb sie dem ziegenbärtigen Buchhändlertypen.
    Er schaut sie an, dreht sie um und scannt sie mit seinem Strichcode-Dings.
    »Okay, macht £ 21,98, bitte«, sagt er.
    Ich grab in meiner Tasche und versuch aus den Scheinen, die ich da reingestopft hab, einen Fünfziger zu lösen, doch als ich ihn rauszieh, kommen die andern mit und ich werf das ganze Geld auf den Kassentisch. Es ist ziemlich viel Bares (was ich gleich noch erkläre) – ungefähr £ 250 oder so – und ich seh, wie der Buchhändlertyp hinstarrt und sich fragt, was jemand wie ich – d. h. ein plumpes fünfzehnjähriges Mädchen, das überhaupt nicht reich wirkt – mit so viel Geld macht.
    Ich sag nichts zu ihm, schnapp mir nur einfach die Scheine, reich ihm den Fünfziger und verstau den Rest wieder in meiner Tasche. Er zögert einen Moment, dann zuckt er mit den Schultern (so nach dem Motto: Was hab ich damit zu tun?), nimmt den Fünfziger, hält ihn gegen das Licht, um zu prüfen, ob er auch echt ist, legt ihn dann in die Kasse, steckt die Bibeln in eine Tragetüte und gibt mir das Restgeld zurück. Ichstarr auf die Scheine und Münzen in meiner Hand und habe kurz Lust, eine £ 1-Münze hochzunehmen, gegen das Licht zu halten und sie mit zusammengekniffenen Augen anzuschauen, als würde ich prüfen, ob auch
sie
echt ist, so wie eben der Buchhändlertyp meinen Fünfziger mit zusammengekniffenen Augen angeschaut hat … du weißt schon, einfach nur so, zum Spaß. Aber ich glaub nicht, dass er das lustig fände, und eigentlich ist es mir auch egal.
    »Soll ich die Quittung mit in die Tüte stecken?«, fragt er.
    Ich nicke.
    Er steckt die Quittung in die Tragetüte und reicht sie mir.
    »Wann schließen Sie?«, frag ich.
    »Um acht«, antwortet er und schaut auf seine Uhr.
    »Ich dachte, Sie machen um vier zu.«
    »Nein«, sagt er. »Um acht.«
    »Und wann schließen Sie sonntags?«
    »Sonntags um vier.«
    »Wieso das?«
    Er wirft mir einen ungeduldigen Blick zu. »Was ist?«
    »Wieso Sie sonntags um vier schließen?«
    Er zuckt wieder die Schultern. »Keine Ahnung … machen wir eben.«
    Ich bedank mich, nehm meine Bibeln, geh aus dem Laden, schnapp mir Jesus und Mary und mach mich auf in den winterlich dunklen
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