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Killing God

Killing God

Titel: Killing God
Autoren: Kevin Brooks
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es heiß ist.
    »Alles klar?«, frag ich.
    »Ja.«
    »Was machst du?«
    »Nichts Besonderes …« Er wirft einen Blick auf die Tüte in meiner Hand. »Was Gutes gekauft?«
    »Bibeln«, erklär ich.
    »Bibeln?«
    »Ja.«
    Während ich mir den Regenschlier von der Stirn wisch, wendet Splodge seine Aufmerksamkeit einem vorbeifahrenden Lieferwagen zu. So einem blauen mit der Aufschrift
Marthings Möbel
auf beiden Seiten. Uralter Kasten, pfeift aus dem letzten Loch. Eine zusammengeflickte Rostlaube mit verbogener Antenne, Klebeband am Scheinwerfer und Scheiben, die so dreckig sind, dass man nicht durchgucken kann. Hab ihn schon öfter hier gesehen.
    Splodge folgt ihm mit den Augen, als er vorbeifährt, die Dane Street hoch, bis er links in die Whipton Lane abbiegt. Danach dreht sich Splodge wieder zu mir um.
    »Weißt du, wer das ist?«, fragt er.
    »Wer – in dem Lieferwagen?«
    »Ja … ich seh den ständig hier in der Gegend. Manchmalfährt er rum, manchmal parkt er, aber ich hab noch nie jemand aussteigen sehen.«
    »Vielleicht das FBI«, schlag ich vor. »Vielleicht beschatten sie dich.«
    Er lächelt nicht.
    Ich seh ihn an. »Kann ich dich mal was fragen?«
    Er schnieft. »Was denn?«
    »Glaubst du an Gott?«
    Er guckt mich schräg an. »Gott?«
    »Ja … also, glaubst du, dass es wirklich eine Art übernatürliches Wesen gibt, das alles erschaffen hat und alles weiß und alles sieht?«
    Er zuckt mit den Schultern. »Weiß nicht … ehrlich gesagt, hab ich noch nie so genau drüber nachgedacht.«
    »Gehst du in die Kirche?«
    »Ja, manchmal.«
    »Betest du und so was?«
    Er nickt. »Hm … jeden Abend, bevor ich ins Bett geh.«
    »Echt?«
    »Ja.«
    »Du betest zu Gott?«
    »Ja.«
    »Aber du weißt nicht, ob du an ihn glaubst oder nicht?«
    Er zuckt wieder mit den Schultern.
    »Wofür betest du?«, frag ich ihn.
    »Für ein neues Gesicht.«

her way of praying (1)
    Ich geh hintenrum ins Haus (den kleinen Durchgang lang, dann rechts und noch mal rechts) und die Hunde laufen vor mir her und schieben sich durch die Hundeklappe in der Hintertür. (Im Prinzip ist es natürlich eine
Katzen klappe
, aber es sind nun mal Hunde … also, du weißt schon … deshalb seh ich sie immer als Hundeklappe.) Ich geh hinter ihnen her in die Küche, zieh die Stiefel aus und meinen iPod ab, dann schnapp ich mir ein Hundehandtuch aus dem Hundeschrank und rubbel Jesus und Mary ordentlich trocken.
    »Bist du’s, Dawn?«, ruft Mum aus dem Wohnzimmer, als ich gerade Jesus’ Ohren trocken reibe.
    »Ja«, ruf ich zurück. »Ich kümmer mich schnell um die Hunde.«
    »Alles in Ordnung?«
    »Ja. Ich komm gleich.«
    »Okay.«
    Nachdem ich mit dem Trockenreiben fertig bin, kriegen die Hunde ihr Abendbrot. Jeder einen halben Becher Eukanuba-Futter mit ein bisschen warmem Wasser drüber. Ichsteh da und schau ihnen beim Fressen zu. Ich mag das Geräusch, wenn sie ihr Futter verschlingen – das warmweiche Mahlen der Mäuler, das stille Scharren ihrer plumpen Pfoten, das leise Klingeln von Metall, wenn ihre Hundemarke gegen den Rand der Fressnäpfe schlägt …
    Ich wünschte mir, ich könnte mich auch so für irgendwas begeistern wie sie.
    Als sie fertig sind, geb ich ihnen noch ihren Nachtisch (einen Bonio-Hundekeks für jeden), dann geh ich ins Wohnzimmer. Mum sitzt wie immer in ihrem Sessel und schaut auf unsern riesigen 5 2-Zoll -Flachbildfernseher. Es ist so ziemlich das Einzige, was sie tut, seit Dad weg ist – sie sitzt nur da, Stunden um Stunden, Fernbedienung und Programmzeitschrift neben sich, und glotzt fern.
    Das ist ihr Leben.
    Das, der Alkohol und die Pillen.
    Jetzt nimmt sie die Fernbedienung, stellt den Apparat auf stumm und lächelt mich an. »Alles in Ordnung, Schatz?«
    »Ja, danke.« Ich werf einen Blick Richtung Fernseher. Auf dem Bildschirm sieht man Jeremy Clarkson neben einem knallroten Sportwagen stehen, die Hände in seine albernen Jeanstaschen geschoben.
»Top Gear?«
, frag ich Mum.
    Sie nickt.
    »Interessant?«
    Sie zuckt mit den Schultern. »Ist ganz okay.«
    Mum guckt so ziemlich alles. Altes, Neues, Science-Fiction, Dokus, Comedys, Soaps, Filme, Sport, Krimis, Thriller, sogar Autosendungen wie jetzt gerade … manchmal frag ichmich, ob sie überhaupt weiß, was sie guckt. Egal, was läuft, es ist, als ob sie bloß guckt, ohne wirklich was aufzunehmen. Ihre Augen … ihre Augen wirken immer, als ob sie nicht ganz da ist, aber das kommt hauptsächlich vom Alkohol.
    Sie trinkt echt viel, meine Mum.
    Um ehrlich zu
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