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Killing God

Killing God

Titel: Killing God
Autoren: Kevin Brooks
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»Das ist
nicht
in Ordnung … wie
kann
das in Ordnung sein? Wie konnte er dir das antun? Er hat dich geliebt … wie konnte er das
tun

    »Ich glaub nicht, dass er gewusst hat, was er tut, Mum … er war zu … was weiß ich? Er war total am Ende.«
    »Das ist keine Entschuldigung.«
    »Ich weiß …«
    Sie nimmt meine Hand und sieht mir fest in die Augen. »Ich konnte nicht zulassen, dass er dir noch einmal wehtut, Dawn. Das verstehst du doch, oder?«
    Ich schau zurück und weiß nicht, was ich sagen soll. Was kann ich sagen? Sie hat gerade den Mann umgebracht, den sie liebt … sie hat ihn umgebracht, weil sie geglaubt hat, sie muss es tun. Sie hat gedacht, sie rettet mich. Doch das stimmt nicht.
    Aber das kann ich ihr ja nicht sagen, oder? Es würde sie umbringen.
    Aber wenn ich es ihr nicht sag …?
    Wenn ich ihr nicht die Wahrheit sag, wird sie für immer glauben, dass Dad nicht zu vergeben war. Sie wird nie wissen, dass es vielleicht, nur vielleicht, einen Teil von ihm gab, den es immer noch wert war zu lieben.
    Wie kann ich ihr das nehmen?
    Und wie kann ich ihm die Möglichkeit nehmen, dass sie ihm vergibt?
    Vergebung …
    Ich schau ihn an, wie er zusammengesackt auf dem Stuhl sitzt, kalt und tot. Und ich würd gern glauben, dass noch was da ist … irgendwas, irgendwo … irgendwas von Dad, das irgendwie weiß, was in meinem Innern los ist. Ich würd gern glauben, dass er mich noch hören kann.
    Ich vergeb dir, Dad.
    Ich vergeb dir.
    Aber ich kann nicht.
    Es
gibt
nichts anderes. Das ist alles. Diese Welt, dieses Leben, diese Zeit – mehr ist nicht.
    Leben und Tod.
    Tod …
    Der Tod lässt was zurück.
    Das ist es, was ich jetzt denk, als ich hier in dem Zimmer, auf diesem Fußboden sitz und den leblosen Körper meines Vaters anstarre, diese kalte Realität – sein Tod lässt was zurück. Er lässt eine Lücke zurück, wo Dad sein sollte. Er lässt mich zurück, voll Blut und Tränen. Und er lässt meine Mum zurück, mit einem Mord an den Händen. Das ist die kalte Realität – meine Mum ist des Mordes schuldig.
    Und wenn wir nicht sofort was tun, könnte es wirklich das Ende bedeuten.
    Ich schau auf die Uhr (19.15 Uhr).
    »Mum«, sag ich. »Wir müssen was tun.«

her way of praying (3)
    Ich hab keine Zeit, drüber nachzudenken, ich muss es einfach tun. Und ich muss schnell sein – vom Bett aufstehen, Mum auf die Beine helfen, versuchen, zu ihr durchzudringen …
    »Komm, Mum … wir müssen weg hier.«
    »Weg?«
    »Kannst du gehen?«
    »Gehen?«
    »Bitte, Mum … du musst nach unten. Sofort. Jetzt komm schon …«
    Sie sieht mich an – sie ist jetzt wie in Trance, hilflos, hoffnungslos. Ich glaub nicht, dass sie weiß, was passiert.
    »Nach unten?«, murmelt sie vor sich hin.
    »Ja«, sag ich und führ sie zur Tür. »Wart im Wohnzimmer auf mich.«
    Sie sagt nichts, schlurft aber hinaus.
    »Ich komm auch gleich runter«, ruf ich ihr nach.
    Ich dreh mich um und such das Zimmer ab.
    Ich fühl mich eigenartig konzentriert.
    Als ob ich, unbewusst, Bescheid weiß, was zu tun ist.
    Los.
Nimm deinen iPod und schalt ihn an.
Ohrstöpsel rein und dann wähl was Schnelles.
Warte drauf, dass der Lärm einsetzt …

    (fall to her call on a saturday night
    she’s got the hip dipping trick
    of all time done right)
Nimm die Pistole vom Boden.
Schnapp dir was, um sie abzuwischen (du musst fast lächeln, als du merkst, dass du das knallrosa
ROCK ’N’ ROLL STAR
- T-Shirt aufgehoben hast), und wisch die Pistole sauber.
Wickel sie in das T-Shirt ein, steck sie in deine Tasche und geh.

    (like a sin scraping skin)

    Ich weiß, dass ich keine Zeit hab, drüber nachzudenken, ich muss es einfach tun, aber das heißt nicht, dass keine Zweifel da sind. Und als ich in Mums Schlafzimmer lauf und die Sporttasche unter den Dielenbrettern rauszieh, werden die Zweifel schon lauter, brüllen mit der Musik zusammen in meinem Kopf …

    (she is screaming for me)

    Aber über das, was ich tu, hab ich wirklich nicht nachgedacht. Ich hab’s mir nicht
ausgedacht
. Es ist einfach, schon fertig, in meinem Kopf aufgetaucht:
Das
musst du tun.
    Und ich hab keine Zeit, es infrage zu stellen.

    Frage:
Wieso rufst du nicht die Polizei und erklärst, was passiert ist? Dein Vater hat dich vergewaltigt. Deine Mutter hat ihn getötet, um eine weitere Vergewaltigung zu verhindern. Ja, klar, sie wird wahrscheinlich wegen Mord (oder Totschlag) angeklagt und sicher wird sie auch ein Verfahren durchstehen müssen. Aber sie wird doch niemals
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