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Killerspiel

Killerspiel

Titel: Killerspiel
Autoren: Michael Marshall
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auf die Tür rechts gerichtet hielt, den Zugang zur übrigen Wohnung. Ich sah eine Küche, ein paar matte Deckenfluter, einen Flur, der zu den Schlafzimmern führte. Ich ging zum Tisch, senkte den Blick. Sah noch einmal genauer hin. Bei den Belegen handelte es sich um Kreditkartenkäufe. Ich erkannte die Nummer, die letzten vier Ziffern wieder. Sie gehörte zu meiner Amex-Karte, die ich auch bei dem Kaffee in Jonny Bo’s mit Hazel verwendet hatte – die Karte, die laut Sheriff Barclay gefälscht worden war, um damit die Waffe zu kaufen, mit der er seinen Deputy erschossen hatte. Einer der Belege belief sich auf mehrere hundert Dollar, die in einem Kaufhaus namens Hank’s Sportartikel ausgegeben worden waren. Vermutlich handelte es sich dabei um den entsprechenden Kassenzettel. Es gab noch ein paar, mit ähnlichen Beträgen, doch ich kam nicht mehr dazu, festzustellen, für welche Einkäufe sie gedient hatten, denn jetzt sah ich, was auf den Fotos war.
    Auf dem ersten mein Swimmingpool, vom Wohnzimmer aus aufgenommen. Auf dem zweiten die verstümmelte Leiche, die ich darin gefunden hatte. Auf einem dritten dieselbe Leiche, nackt und mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden, bevor sich jemand die Mühe gemacht hatte, Teile davon abzutrennen. Nur jemand, der in das Spiel eingebunden war, konnte Zugang zu diesen Dingen haben.
    In dem Moment wurde mir klar, dass Karren White bei allem, was in der letzten Woche passiert war, wenn auch am Rande, mitbetroffen war. Sie arbeitete im selben Büro. Sie wusste, wo ich mich wann aufhielt, nahm an allem teil, was ich in meinem Arbeitsalltag tat – und das über viele Monate hinweg.
    Sie war bei dem ersten angeblichen Treffen mit David Warner eingesprungen und hatte sich dann aus dem Deal zurückgezogen, um mir Platz zu machen – alles so eingefädelt, dass ich mit Freuden in ihre Fußstapfen trat.
    Sie war diejenige, die so an ihrem Fenster gestanden hatte, dass jemand sie fotografieren konnte.
    Ich hatte sie in den letzten achtundvierzig Stunden sogar mehrmals angerufen und ihr mitgeteilt, wo ich gerade war und wie ich mich gerade fühlte.
    Mir wurde klar, dass ich vielleicht tatsächlich ein Vollidiot gewesen war und dass mich Karren vielleicht gar nicht aus Angst hergerufen hatte.
    »Hey, Bill«, sagte eine Stimme. »Coole Pistole.«
    Ich riss den Kopf hoch und sah eine Frau in einem Morgenmantel, die sich an den Türrahmen lehnte. Sie hatte die Arme verschränkt. Sie wirkte entspannt und ein wenig amüsiert.
    Es war Cass.

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    I ch war mir meiner Hände, meiner Füße und meines Körpers nicht mehr bewusst. Ich war nur noch Augen.
    »Uiuiui«, sagte sie mit einem vergnügten Lachen. »Das ist ja noch besser, als ich zu hoffen wagte. Sie sehen so aus, als würden Sie jeden Moment zu Boden gehen. Köstlich.«
    »Cass?«
    »Freut mich, dass die Gesichtserkennungs-Software noch funktioniert. Und das nach so einem harten Tag. Sie haben’s drauf.«
    Ich wusste nicht, was ich sonst noch sagen sollte.
    »Das ist in Ordnung, nehmen Sie sich einen Moment Zeit«, sagte sie. »Wollen Sie einen Drink oder so? Ist nicht viel im Haus. Aber vielleicht gehen Sie Alkohol nach der letzten Nacht ja auch besser aus dem Weg?«
    Ich versuchte, alles noch einmal Revue passieren zu lassen, was vorgefallen war, seit ich am Nachmittag in mein Haus zurückgekehrt war.
    Noch weiter zurück – von dem Moment an, als ich in der Wohnung dieser Frau aufwachte und entdeckte, dass ein Wort an die Badezimmertür geschmiert worden war – wie ich glaubte, mit ihrem Blut. Ich machte sogar einen zögerlichen Schritt zur Seite, um mich davon zu überzeugen, dass ich wirklich sah, was ich zu sehen glaubte, und nicht eine zurechtgeschminkte Doppelgängerin, dass es aus einem anderen Winkel noch genauso wirkte, dass ich nicht durch sie hindurchsehen konnte. Dass sie echt war.
    »Wie kommt es, dass Sie nicht …«
    »Schauen Sie sich die Fotos noch mal an.«
    Ich betrachtete die Bilder auf dem Couchtisch: mein Pool, die Leiche, die darin schwamm; auf dem dritten Bild dann der nackte Rücken, und mir wurde klar, dass ich mich vielleicht hätte fragen sollen, wieso jemand eine Leiche zuerst auszieht, bevor er sie anschließend in eine schwarze Spitzenbluse steckt – ein Kleidungsstück mit Wiedererkennungseffekt, das einen leicht dazu verführen konnte, beim Anblick einer Toten in seinem Pool die falschen Schlüsse zu ziehen.
    »Das waren nicht Sie.«
    »Offensichtlich nicht.«
    »Wer dann? …«
    Ich hielt
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