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Killerinstinkt: Serienmördern auf der Spur (German Edition)

Killerinstinkt: Serienmördern auf der Spur (German Edition)

Titel: Killerinstinkt: Serienmördern auf der Spur (German Edition)
Autoren: Stephan Harbort
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Kassel und Karlsruhe müssen nun wieder bei null beginnen. Sorge bereiten den Fahndern insbesondere der kurze Abstand zwischen den Taten sowie die unorthodoxe Vorgehensweise des mutmaßlichen Serienmörders, der seine Opfer wahllos zu attackieren scheint: hier ein eher jüngerer Mann, der einen eher ungepflegten Eindruck macht und seine Bisexualität heimlich auslebt, dort ein lebenslustiger älterer Herr, der auf sein Äußeres achtet und sich offen zu seiner Homosexualität bekennt.
    Offenbar ist es dem Täter auch gleichgültig, wie eine Tat abläuft. Denn: Harald Huber wurde vollständig bekleidet gefunden, Wilhelm Lohr nackt. Allein die Art und Weise der Schussabgabe ist nahezu identisch. Auch das Nachtatverhalten divergiert deutlich: Nur beim zweiten Mord versuchte der Täter, die Leiche zu verbergen. Hat er dazugelernt?
    Neben der übereinstimmenden Munition und der gleichartigen Tatörtlichkeit gibt es aber auch ein Merkmal, das zunächst an eine unterschiedliche Herangehensweise denken lässt: die Tatzeit. Im Naturschutzgebiet »Grüner See« schlug der Täter nachts zu. Wahrscheinlich erschien ihm tagsüber das Risiko zu hoch, da der dortige Parkplatz nicht nur von Homosexuellen angesteuert wurde. Im zweiten Fall tötete er das Opfer in den Mittagsstunden. Allerdings war es auf dem Parkplatz an der A 5 zu dieser Zeit sehr laut, und mit zufälligen Besuchern war eher nicht zu rechnen. Diese Umstände dürften dem Täter bekannt gewesen sein. Nicht zuletzt ist es dem Unbekannten in beiden Fällen gelungen, die ihm wohl fremden Opfer von seiner Ungefährlichkeit zu überzeugen und in eine Situation zu manövrieren, in der sie ihm schutzlos ausgeliefert waren. Deshalb schreiben die Ermittler dem Mann neben seiner Kaltblütigkeit auch ausgeprägte manipulative Züge zu.
    »Bestimmte Charaktermerkmale haben sich bei ihm erst im Laufe der Jahre herauskristallisiert. Er konnte zum Beispiel gut manipulieren, besonders mit seinem Taschentrick. Wenn irgendetwas passiert war, das ich mal mehr hinterfragen wollte, dann hat er immer gesagt: ›Jetzt hör doch endlich auf, das ist meine Sache!‹ Wenn ich dann aber nachgebohrt habe, ist er immer schnell ins Schlafzimmer gegangen, hat eine Tasche vom Schrank geholt, fing an zu packen und hat gesagt: ›So, ich gehe jetzt, es stinkt mir!‹ Und ich dummes Schaf habe immer gesagt: ›Ach, bleib doch bitte.‹ So, da waren wir wieder im alten Spiel, und dann habe ich auch nicht mehr weiter nachgefragt.«
    Auch mehr als drei Wochen nach dem Mordfall an der A 5 sucht die Kripo weiter mit Hochdruck nach dem mysteriösen Serientäter, der jeden Tag erneut zuschlagen kann. Der Schlüssel zum Erfolg in diesem sehr ungewöhnlichen Fall wird übereinstimmend in der so genannten Opferdisposition gesehen. In diesem Fall sind nämlich »Cruiser« getötet worden, also Männer, die sich auf der mobilen Suche nach anderen Männern befanden und der üblichen Vorgehensweise entsprechend Kontakt aufnahmen – eine rituell anmutende Kombination von flüchtigen Blicken und schnellen Bewegungen –, um möglichst anonym möglichst schnell ans Ziel zu kommen. Oder aber die Opfer hielten sich längere Zeit in einer bekannten Cruising-Area auf, um angesprochen und »abgeschleppt« zu werden. Dem Mörder dürften diese Umgangsformen jedenfalls vertraut gewesen sein, sonst hätte er sich den später Getöteten nicht bis auf wenige Zentimeter ungehindert nähern können. Demzufolge dürften sich die Taten gezielt gegen Homosexuelle gerichtet haben, jedoch ohne dass der Täter eine bestimmte Person im Blick hatte.
    Möglicherweise hasst der Täter Homosexuelle, überlegen die Ermittler. Vielleicht ist der Mörder jemand, der sich nicht damit abfinden kann, dass an den Schwulentreffs die Toilettenwände mit Kontaktanzeigen vollgeschmiert werden und benutzte Kondome für jedermann, auch Kinder, sichtbar herumliegen und dass die sexhungrigen Männer ihren Bedürfnissen öffentlich nachkommen, ohne Rücksicht auf das Schamgefühl anderer Menschen zu nehmen. Macht da jemand regelrecht Jagd auf Homosexuelle und will dadurch seine eigenen Vorstellungen von Moral und Anstand gewahrt wissen?
    Eventuell ist der Täter aber auch von einem Sexualpartner mit einer schwerwiegenden Krankheit angesteckt worden, vielleicht sogar mit dem HI-Virus. Nachdem die Krankheit ausgebrochen ist, rächt er sich dafür wahllos an Schwulen. Weil er den Mann, der ihm das angetan hat, nicht mehr ausfindig machen kann oder weil er
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