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killer country: thriller (German Edition)

killer country: thriller (German Edition)

Titel: killer country: thriller (German Edition)
Autoren: Mike Nicol
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Einsamkeit.
    Wieder war sie frei. Kroch davon. Zog sich langsam am Tisch hoch, bis sie aufrecht ihm gegenüberstand. Sah in seinen Augen den matten Schimmer, den sie schon bei anderen Mördern gesehen hatte.
    Er starrte sie regungslos an.
    Ihre Hand glitt am Tischbein entlang zu dem Säbel, der dort in seiner Scheide hing. Zückte ihn, die Klinge glitt leicht heraus.
    Die Augen auf ihn gerichtet trat sie Schritt für Schritt auf ihn zu. Sah, wie der Mann seine Jacke öffnete. Sah den schwarzen Griff einer Pistole.
    Alle hörten den Schrei. Christa hielt mitten im Satz an. Pumla runzelte die Stirn. Treasure fragte: »Was ist das?« Mace und Pylon sprangen auf.
    Zögerten. Sahen sich an. Mace durchfuhr es, als ob ihm das Blut gefrieren würde.
    »Waffen«, sagte Pylon.
    Mace schüttelte den Kopf. »Keine Zeit.« Rannte ins Haus. Pylon lief durch den Garten.
    Mace legte das erste Stück des Weges in drei Sprüngen zurück. Rief: »Oumou, Oumou!«
    Vernahm nichts außer seinen eigenen Lauten auf dem Holzboden bis zur Wendeltreppe. Rief erneut nach ihr.
    Die Treppe lief er vorsichtig hinunter, sich der Stille im Atelier bewusst. Er wurde langsamer, bereit zu handeln.
    Zuerst sah er das Blut. Die Schlieren auf dem Boden. Dann Oumous Füße und ihren daliegenden Körper, ein Rasiermesser im Rücken. Ihr Kleid rot durchtränkt. Die Messerschnitte auf ihren Händen, ihren Armen.
    Der Körper von Spitz an der Wand lehnend, der Säbel in seinem Bauch, fast bis zum Ledergriff in ihn gebohrt. Der Killer verblutete. Seine Augen flackerten.
    Mace beugte sich über seine Frau. Flüsterte ihren Namen.
    76
    Mace Bishop saß auf dem Berg mit dem Rücken an einen Fels gelehnt und blickte nach Süden. Er konnte das Blau von False Bay und das Blau des Atlantiks sehen. Über ihm ein wolkenloser Himmel, der am kalten Horizont herabzustürzen schien. In seiner Hand der blaue iPod, in seinen Ohren die Mordmusik der Tindersticks. Seine Brust wie zugeschnürt. Seine Hände zitternd. Seine Tochter stand in einiger Entfernung von ihm.
    Mace betrachtete sie. Ihre schmale Silhouette vor dem kalten Himmel. Die Hände in den Taschen. Die Kapuze hochgezogen. Hatten sie überhaupt ein Wort miteinander gewechselt? Er hatte sie in die Arme genommen. Ihr Essen gekocht. Hatte beobachtet, wie sie den Teller unberührt von sich schob. Hatte sie mitten in der Nacht beim Lesen entdeckt. War auf ihrem Bett eingeschlafen. War im ersten Morgenlicht aufgewacht und hatte festgestellt, dass sie verschwunden war. Hatte sie gerufen und im Atelier entdeckt. Schluchzend. Die beiden wie tote Seelen in ihrem Haus, von Zimmer zu Zimmer wandelnd. Dieser Verlust, der so schmerzte, mehr als alle anderen Wunden zusammen.
    Diese Tage ohne sie.
    Das ständige Abspulen der letzten Momente.
    »Es ist in der Musik«, hatte Spitz gesagt. Seine letzten Worte.
    Was, hatte Mace geschrien. Was? Kniete neben dem Killer, schüttelte ihn.
    Spitz hatte gelächelt. Blut rann ihm über die Lippen. Sagte etwas, das Mace nicht verstand. Die Worte kamen gurgelnd aus seinem Mund.
    Mace beugte sich näher zu ihm herab. Brüllte ihn erneut an.
    Spitz reichte ihm den iPod mit seiner dunkelroten Hand. Wiederholte die Worte.
    Mace fragte: »Wer hat den Auftrag gegeben? Sag’s mir. Sheemina February? Sag’s mir. Verdammt, du stirbst. Sag’s mir.«
    Spitz erwiderte etwas, das für Mace klang wie: »Es ist in der Musik.«
    Mace verlor die Nerven. »Wer? Verdammte Scheiße – wer?« Hatte die Worte mit seiner Faust hämmernd unterstrichen.
    Spitz zuckte. Die letzte Bewegung seines Lebens.
    Sheemina February.
    Mace war aufgestanden. Zu seiner Frau gegangen. Hatte sie an seine Brust gezogen.
    Jetzt rief er Christa.
    »Wir müssen gehen, C.«
    Stand auf. Sah, wie sie sich umdrehte und auf ihn zukam. Die dunklen Schatten, die ihre Augen waren. Sie kehrten zur Seilbahnstation zurück. Vater und Tochter.
    Touristengruppen drängten sich vor dem winterlichen Wind auf der Aussichtsplattform zusammen. Zeigten auf die Stadt hinunter und zur Insel hinüber. Bewunderten den Blick. Waren ergriffen von der Schönheit des Ortes. Fotografierten unter den Schildern hindurch. Elftausend Kilometer bis London. Fünfzehntausend bis Tokio. Siebentausend bis Buenos Aires. Trotz des kalten Windes glückliche Menschen.
    Was sahen sie wohl, als sie näher kamen? Einen Mann und ein junges Mädchen. Seine Hände in den Taschen vergraben, ein Mann mit einer Mütze und einer Sonnenbrille. Das Mädchen mit langen Silberohrringen.
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