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Kielwasser

Kielwasser

Titel: Kielwasser
Autoren: Reinhard Pelte
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natürlich auch die Suche nach meinem Täter, wie Sie ganz richtig vermuten. Ich habe noch nicht aufgegeben. Wenn ich schon mal bei Ihnen bin, kann ich vielleicht doch etwas herausfinden, was mir hier nicht möglich ist. Und wenn es nur eine realistische Einschätzung der Lage ist.«
    »Das Letzte ist sicherlich richtig. An Ihrer Stelle würde ich mir aber keine großen Hoffnungen machen. Kommen Sie her, und Sie werden mir recht geben. Wie lange wollen Sie bei uns bleiben? Was glauben Sie, ist ein realistischer Zeitansatz?«
    »Das ist schwer zu sagen. Ich habe an zwei Monate gedacht. Wie lange waren die Kollegen aus Hannover bei Ihnen?«
    »14 Tage. Dann wussten sie alles, was sie glaubten wissen zu müssen, um zu einem Abschluss zu kommen.«
    »Na ja, wenn sie zu viert eingeflogen sind, kommt es ungefähr aufs Gleiche raus.«
    »Es war nur einer, ein Oberinspektor weiß-nicht-mehr.«
    Das Gespräch kam zum Erliegen. Jungmann beendete das Schweigen: »Machen wir für heute Schluss. Sie schicken mir Ihre PK und hören danach von mir, alles klar?«
    »Alles klar, wir machen es wie besprochen. Bis dann.«
    »Bis dann. Ich bedanke mich. Auf Wiederhören.«
    Jungmann hatte das Gespräch beendet, bevor Jung seinen Dank erwidern konnte. Ihm fiel ein, dass er vergessen hatte, nach dem Dienstgrad zu fragen, den er bekommen musste, um im Stab aufgenommen werden zu können. Aber wenn es weiter so laufen würde, wie es sich bis hierhin ausgesprochen leicht entwickelt hatte, dann dürfte auch die Dienstgradfrage keine sein, wegen der er sich den Kopf zerbrechen musste.
     
     
     
     

Der Einberufungsbescheid
    Jung hatte seine Personenkennziffer aus seinen Unterlagen herausgesucht und sie nach Dschibuti an Jungmann durchgegeben. Seine Frau hatte er über die überraschende Entwicklung noch nicht informiert. Er wollte damit warten, bis wirklich feststand, ob der ins Auge gefasste Plan konkrete Gestalt annehmen konnte. Bis jetzt waren nur Absichten, Wünsche, Bemühungen zu verzeichnen. Warum sollte er von etwas reden und Unruhe erzeugen, das unter Umständen gar nicht realisiert werden konnte?
    Er hatte viel Zeit, genug Zeit, mit sich zurate zu gehen. Dabei stellte er fest, dass er nicht den Hauch einer Vorstellung von dem hatte, das anzugehen er sich vorbereitete. Er hatte vergessen, wie es war, eine Uniform zu tragen. Die Marine war ihm fremd, ein Niemandsland. In Afrika war er vorher noch nie gewesen. Ihm würden alle Hilfsmittel für seine Arbeit fehlen, die er hier in Anspruch nehmen konnte. Er erschrak, als ihm klar wurde, wie sehr er sich von dem Verständnis, der Unterstützung und der Mitarbeit der Menschen abhängig machte, in deren Hände er sich begeben sollte und unter deren Befehl er stehen würde. Und von denen würden nur einige wenige von seiner wahren Aufgabe wissen dürfen.
    Seine Gedanken verursachten ein leichtes Ziehen in seiner Magengegend. Gleichzeitig gestand er sich ein, dass sein Vorhaben einen besonderen Reiz auf ihn ausübte. Es war eine Gelegenheit, sich zu beweisen, sich anders kennenzulernen. Ihm kam in den Sinn, dass ihm nicht unbedingt gefallen müsse, was er da festzustellen haben würde.
    Er beruhigte sich bei dem Gedanken, dass nur problemlos läuft, was sich letztendlich als gut und richtig herausstellt. Und seine Aufgabe würde sein, es laufen zu lassen und keine Anstrengungen zu unternehmen, in irgendeine Richtung Druck auszuüben oder irgendetwas zu manipulieren.
    So wartete er auf Jungmanns Rückruf, der ihn in ein afrikanisches Abenteuer schicken würde oder auf die Suche nach einem vor zehn Jahren spurlos verschwundenen Mädchen. Insgeheim räumte er ein, dass die Aufklärung dieses Mysteriums auch ein Abenteuer ganz besonderer Art darstellte. Er wartete, ohne etwas zu tun und ohne darüber Skrupel zu empfinden. Er langweilte sich widerstandslos.
     
    *
     
    Es war weiter ungewohnt ruhig in der Dienststelle. Holtgreve bekam er nicht zu Gesicht. Jung wusste nicht, wo der Leitende abgeblieben war. Auch Petersen, den er jeden Morgen in seiner Wachstube begrüßte, wusste nichts von dessen Verbleib. Das war ungewöhnlich und beunruhigend.
    Ein paar Tage später rief Jungmann aus Dschibuti an.
    »Das ging ja schnell«, zeigte sich Jung nach der gegenseitigen Begrüßung erstaunt. »Ist unser Plan gestorben oder nicht?«
    »Der Flottenchef hat sich einverstanden erklärt. Es kann losgehen. Gratuliere.«
    »Gut. Haben Sie ihm auch nahebringen können, dass meine Einberufung über das
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