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KGI: Dunkle Stunde (German Edition)

KGI: Dunkle Stunde (German Edition)

Titel: KGI: Dunkle Stunde (German Edition)
Autoren: Maya Banks
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Aufträge kamen in der Regel aus heiterem Himmel und unterlagen strengster Geheimhaltung. Rachel wusste nie genau, wohin er verschwand und ob er wiederkommen würde. Das war keine Basis für ein Zusammenleben gewesen.
    Den Dienst hatte er schließlich quittiert, nachdem Rachel eine Fehlgeburt erlitten hatte. In den drei Jahren ihrer Ehe hatte er sie oft im Stich gelassen, und er hatte geschworen, es nie wieder zu tun. Und doch war er es erneut passiert.
    Er rieb sich die Augen und ließ die Hand auf den Stoppeln seines Dreitagebarts ruhen. Er war ein Wrack.
    Sein Blick blieb an etwas Pfirsichfarbenem hängen, und er konzentrierte sich auf die Vase mit den Rosen, die er gestern gekauft hatte. Es waren Rachels Lieblingsblumen. Nicht ganz orange, nicht ganz pink, wie sie immer sagte. Eine vollkommene pfirsichfarbene Schattierung. Er sollte sie auf ihr Grab legen, aber er war sich nicht sicher, ob er es ertragen konnte, vor dieser kalten Marmorplatte zu stehen und ihr zum vierzigsten Mal zu sagen, wie leid es ihm tue. Aber schon im gleichen Moment, als ihm der Gedanke durch den Kopf ging, verzog er vor lauter Selbstekel die Lippen. Er würde hinfahren. Das war das Mindeste, das er tun konnte. In den Wochen, bevor sich ihr Todestag zum ersten Mal jährte, hatte er den Friedhof gemieden. Dass er seiner Verantwortung nur zu gern aus dem Weg ging, sollte ihn nicht überraschen. Das war ihm zur Gewohnheit geworden.
    Er schob die Tasse quer über den Tisch, und ein wenig Kaffee schwappte über, was er jedoch ignorierte. Er ging ins Schlafzimmer zurück und zog eine Jeans und ein T-Shirt an. Er musste duschen und hatte auch eine Rasur nötig, aber für keins von beiden nahm er sich die Zeit. Wenn seine äußere Erscheinung die Leute abstieß, umso besser. Ihm war nicht nach Small Talk und dem Austausch irgendwelcher Nettigkeiten.
    Wieder in der Küche blieb er vor der Vase mit den Rosen stehen. Mit zitternden Fingern berührte er eins der weichen Blätter. Er hatte Rachel schon lange keine Blumen mehr mitgebracht. Seit dem ersten Jahr ihrer Ehe nicht mehr. Was sagte es über ihn aus, dass er nun welche gekauft hatte?
    Reue war für einen Mann ohnehin schon schwer zu ertragen, aber das Wissen, dass er das von ihm begangene Unrecht nicht wiedergutmachen konnte, war mehr, als sich ertragen ließ.
    Er packte die Vase. Die Selbstverachtung verursachte ihm größere Übelkeit als der Alkohol, der noch in seinem Magen umherschwappte. Er schnappte sich die Schlüssel und ging zur Eingangstür, fest entschlossen, zu ihrem Grab zu fahren, sich der Vergangenheit zu stellen und mit diesem Tag seinen Frieden zu schließen.
    Als er die Tür öffnete, stand ihm ein Bote von FedEx gegenüber, der prompt einen Schritt zurückwich. Offenbar sah er nicht allzu freundlich aus.
    »Sind Sie Ethan Kelly?«, fragte der Mann nervös.
    »Ja.«
    »Ich habe ein Päckchen für Sie.«
    »Legen Sie es einfach da hin«, sagte Ethan und deutete zum Schaukelstuhl auf der Veranda. Er wollte los, außerdem sah er ziemlich bescheuert aus, wie er so dastand mit der Blumenvase in der Hand.
    »Ich, äh, brauche Ihre Unterschrift.«
    Ethan wollte ihn schon anschnauzen, beherrschte sich aber gerade noch und stellte die Blumen auf der Brüstung ab. Ungeduldig packte er den Stift und kritzelte seine Unterschrift auf das elektronische Handgerät.
    »Danke, und hier ist Ihr Päckchen.«
    Der Mann warf Ethan einen dicken Umschlag in die Arme und eilte die Stufen hinunter. Bevor er in seinen Lieferwagen einstieg und die Zufahrt hinunterschoss, winkte er kurz.
    Ethan betrachtete den Umschlag, konnte zunächst aber keinen Absender oder Ähnliches entdecken. Er warf ihn auf den Beistelltisch in der Diele, dann knallte er die Tür hinter sich zu und griff nach der Vase.
    Als er bei der kleinen Kirche eintraf, die seine Familie jahrzehntelang zur Messe besucht hatte, zog sich sein Magen zusammen. Sie war alt, weiß getüncht und lag weit ab vom Schuss an einem gekiesten Weg. Der Friedhof grenzte direkt an die Kirche. Hier waren seit dem Ende des 19. Jahrhunderts alle seine Vorfahren begraben worden.
    Er stieg aus dem Pick-up, schluckte und ging dann den ausgetretenen Pfad zu dem eingezäunten Stückchen Land, das als Friedhof diente.
    Die Rosen in seiner Hand zitterten, so fest hatte er sie gepackt. Einige Blütenblätter fielen ab, wurden vom leichten Wind weggetragen und wirbelten um die Grabsteine aus Marmor.
    Seine Mom war hier gewesen. Wahrscheinlich heute Morgen. Frische
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