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KGI: Dunkle Stunde (German Edition)

KGI: Dunkle Stunde (German Edition)

Titel: KGI: Dunkle Stunde (German Edition)
Autoren: Maya Banks
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würden sie vor seiner Tür auftauchen.
    Er schob sich gerade den letzten Bissen des Sandwichs in den Mund, als ihm der FedEx-Umschlag ins Auge fiel, der in der Diele halb von dem Tischchen hing.
    Er stellte das Glas ab und stand auf, um den schweren Umschlag zu holen. Während er zur Couch zurückkehrte, riss er ihn auf, schaltete die Lampe ein, ließ sich auf die Polster fallen und griff in den stabilen Kunststoffumschlag.
    Er zog einen Stapel Blätter unterschiedlicher Größe und Form heraus. Einige waren Dokumente im DIN -A4-Format, andere waren nur halb so groß. Es befanden sich Diagramme darunter und Aufnahmen, die aussahen wie Satellitenbilder mit GPS -Koordinaten.
    Hatte er aus Versehen KGI -Unterlagen erhalten? Ein solcher Irrtum würde seinen Brüdern garantiert nicht unterlaufen. Eigentlich konnte auch keiner ihrer Kontakte seine Adresse wissen, aber dieses Zeug machte einen offiziellen Eindruck, wie militärische Unterlagen.
    Mehrere Fotos waren auch dabei. Einige davon fielen auf seinen Schoß und die Couch. Als er eins der Bilder hochhielt, setzte sein Herz kurz aus, und er hatte das Gefühl, er müsste ersticken.
    Die Aufnahme zeigte eine Frau, offenbar eine Gefangene in irgendeinem beschissenen Dschungelcamp. Wenn Ethan raten müsste, würde er auf Südamerika tippen oder vielleicht Asien. Eine Drecksgegend wie Kambodscha.
    Zwei Männer flankierten die Frau, beide bewaffnet. Einer hielt sie am Arm fest, und sie sah aus, als wäre sie fast verrückt vor Angst.
    Aber das war nicht der Grund, weshalb es sich anfühlte, als würde eine Kreissäge seinen Schädel spalten.
    Die Frau sah Rachel bemerkenswert ähnlich. Seiner Frau Rachel. Der toten Rachel. Rachel, deren Grab er vor Kurzem auf dem Friedhof besucht hatte.
    Welchem kranken Hirn war das denn entsprungen?
    Er durchwühlte den Stapel Papier auf der Suche nach irgendetwas, das Sinn ergab. Vielleicht eine »witzige« Notiz eines perversen Arschlochs, das sich an solchen »Scherzen« aufgeilte.
    Als er dann jedoch auf eine kurze handschriftliche Notiz stieß, gefror ihm das Blut in den Adern.
    Ihre Frau lebt.
    Er fühlte sich, als hätte man ihm mit voller Wucht in die Eier getreten. Wut stieg in ihm hoch wie ein brodelnder Lavastrom. Er knüllte den Zettel zusammen und schleuderte ihn quer durchs Zimmer. Das Papier rollte über den Boden und blieb unter dem Fernseher liegen.
    Wer zum Teufel würde so eine Nummer abziehen und aus welchem Grund?
    Er hob das Foto erneut hoch und dann das nächste. Er wollte sie alle wieder einsammeln, doch seine Hände zitterten so stark, dass die Bilder auseinanderflatterten wie ein Kartenspiel.
    Fluchend kniete er sich hin und holte die Fotos unter dem Beistelltisch hervor. Ein paar waren unter die Couch gerutscht, andere zwischen den Kissen eingeklemmt.
    Auch die Unterlagen waren in alle Richtungen davongeflogen. Diagramme, Landkarten, der ganze Mist, der ihm völlig sinnlos vorkam.
    Reiß dich zusammen. Lass dich von dem Arschloch nicht kirre machen.
    Obwohl er sich sagte, das könne nichts weiter sein als der Streich eines Geisteskranken, packte ihn der Zorn. Hoffnung. Angst. Groll. Sinnlose Wut. Hoffnung. Gegen seinen Willen. Hoffnung .
    Er hielt die Papiere so fest, dass sie bereits ganz zerknittert waren. Die Fotos schienen ihn anzustarren und sich über ihn lustig zu machen. Rachel. Überall Rachel.
    Dünner, gehetzt. Die Haare waren kürzer, die Augen ausdruckslos. Aber es war Rachel. Ein Gesicht und ein Körper, die er in- und auswendig kannte.
    Wer würde so etwas tun? Wer würde so einen ausgefeilten Schwindel inszenieren, um mit ihm am ersten Jahrestag ihres Todes solch üble Späße zu treiben? Was versprach derjenige sich bloß davon?
    Er zwang sich, den Blick von der verängstigten, hilfsbedürftigen Frau auf den Fotos abzuwenden, denn wenn er weiter darauf starrte und irgendwann wirklich glaubte, dass es sich dabei um Rachel – um seine Frau – handelte, würde er sich auf der Stelle übergeben müssen.
    Die Dokumente verschwammen vor seinen Augen. Verärgert wischte er sich die Tränen weg, um aus dem Ganzen schlau werden zu können. Er erzwang eine innere Gelassenheit, die er nicht empfand. Unter Aufbietung all seiner Kräfte gelang es ihm, seine Gefühle auszublenden und die Unterlagen mit der nötigen Objektivität zu prüfen.
    Hastig breitete er die Blätter auf dem Tisch aus, und was dort keinen Platz mehr fand, verteilte er über die Couch. Die Landkarte wies auf eine abgelegene Gegend in
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