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KGI: Dunkle Stunde (German Edition)

KGI: Dunkle Stunde (German Edition)

Titel: KGI: Dunkle Stunde (German Edition)
Autoren: Maya Banks
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Kolumbien hin, etwa fünfzig Meilen vor der Grenze zu Venezuela. Die Satellitenfotos zeigten ein winziges Dorf inmitten von undurchdringlichem Dschungel. Wenn man überhaupt von einem Dorf reden konnte. Es waren etwa ein Dutzend Hütten aus Bambusrohren und Bananenblättern.
    Besondere Hinweise gab es auf die Wachtürme und zwei Bereiche, in denen Waffen gelagert wurden. Wozu brauchte ein solches Elendskaff Wachtürme und genug Waffen, um eine kleine Armee auszurüsten?
    Drogenkartell.
    Erneut warf er einen Blick auf das Foto mit der Frau.
    Rachel.
    Immer wieder sagte er in Gedanken ihren Name.
    Die Frau sah aus wie Rachel. Da war es nur logisch, dass sie es auch war. Wenn da nicht der Umstand gewesen wäre, dass ihre Überreste samt Ehering nach Hause geschickt worden waren. Einen DNA -Test hatte man allerdings nicht durchgeführt.
    Ihm wurde so übel, dass er schließlich würgen musste.
    Nein. Es konnte nicht sein, dass er den Tod seiner Frau widerspruchslos akzeptiert hatte, während sie in Wahrheit irgendwo gefangen gehalten wurde, Gott weiß was erdulden musste und Männern ausgeliefert war, die keinerlei Hemmungen hatten, eine unschuldige Frau zu quälen.
    Identifiziert worden war sie allein anhand der persönlichen Sachen, die man angeblich bei der Leiche gefunden hatte. Das Feuer hatte einen Abgleich mit den zahnärztlichen Unterlagen unmöglich gemacht. Die Explosion hatte alles zerstört. Alles, bis auf den verformten Trauring und die verkohlten Überbleibsel ihres Koffers. Außerdem hatte man im Flugzeugwrack ihren halb verbrannten Reisepass entdeckt. Es war ihr Flug gewesen, und es hatte keine Überlebenden gegeben. Ethan hatte ihren Tod keine Sekunde lang in Zweifel gezogen.
    Großer Gott, er hatte den Tod seiner Frau nie hinterfragt.
    Wütend schüttelte er den Kopf. Junge, Junge, er ließ sich doch glatt verrückt machen. Es musste eine andere Erklärung geben. Jemand hielt ihn zum Narren. Er hatte keine Ahnung, warum. Es war ihm auch egal.
    Er überflog den Rest der Papiere. Schichtplan der Wachposten. Zeitplan der Drogenübergaben. Was sollte das? Offenbar wollte ihn jemand dazu bringen, dort einzumarschieren. Die ganze Sache roch nach einer Falle.
    GPS -Koordinaten. Satellitenfotos. Topografische Karten. Gründlich war der Absender jedenfalls.
    Wenn die Informationen stimmten, waren diese Komiker eine leichte Beute. Pfadfinder hätten das Lager stürmen und in fünf Minuten einnehmen können.
    Ihre Frau lebt.
    Er warf einen Blick zu dem Schatten, den der kleine zusammengeknüllte Zettel unter dem Fernseher warf.
    Drei Worte. Drei einfache Worte.
    Gegen seinen Willen keimte Hoffnung in ihm auf. Sein Herz schlug wie ein Presslufthammer. Sein Puls raste so schnell, dass er sich benommen fühlte, fast wie am Vorabend, als er mit billigem Fusel jeden vernünftigen Gedanken ertränkt hatte. Nur dass er heute Abend stocknüchtern war.
    Nein. Vollkommen unmöglich. Er wollte sich diesen kleinen Hoffnungsschimmer, der sich durch die Trauer eines ganzen Jahres kämpfte, nicht erlauben. Im richtigen Leben passierte so etwas nicht. Man bekam keine zweite Chance auf dem Präsentierteller serviert.
    Öfter, als er sich eingestehen wollte, hatte er gebetet, es möge ein Wunder geschehen, aber seine Gebete waren nie erhört worden. Oder etwa doch?
    »Du drehst langsam durch«, murmelte er.
    Offenbar verlor er den Verstand. Fühlte man sich so, wenn man am Ende seiner Reise angelangt war? Blieb ihm nichts anderes mehr übrig, als den Mond anzuheulen?
    Er rieb sich mit den Händen übers Gesicht und massierte seinen Nacken. Danach starrte er wieder auf die Blätter, die vor ihm lagen wie eine Landkarte. Ein Wegweiser zu seiner Frau?
    Das hätte er gern geglaubt. Aber wenn er das Zeug auch nur eine Sekunde ernst nahm, wäre er der größte Trottel aller Zeiten. Andererseits – konnte er die Sache einfach abtun, ohne zumindest mit seinen Brüdern darüber gesprochen zu haben?
    Mann, sie waren die Chefs von KGI . Sie verdienten ihren Lebensunterhalt damit, dass sie anderen die Hölle heißmachten. Es gab keine militärische Operation, die sie nicht im Programm hatten. Sie fanden Leute, die nicht gefunden werden wollten. Sie retteten Menschen aus unmöglichen Lagen. Sie befreiten Geiseln. Sie jagten alles Mögliche in die Luft. So einen mickrigen Außenposten irgendwo am kolumbianischen Arsch der Welt auszuheben, wäre für eine Organisation wie KGI der reinste Spaziergang.
    Großer Gott, sie würden wahrscheinlich
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