Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kelwitts Stern

Kelwitts Stern

Titel: Kelwitts Stern
Autoren: Andreas Eschbach
Vom Netzwerk:
zu.
    »Ich danke euch für eure Gastfreundschaft«, erklärte er dann noch, damit sie verstanden, worum es ihm ging. Es kam ihm etwas unbeholfen vor, es so auszudrücken, aber sie schienen sich darüber zu freuen. Unsremuutr sonderte sogar etwas Flüssigkeit aus den Augenwinkeln ab, was bei Erdbewohnern meist Ausdruck großer Trauer war.
    Sie wünschten ihm auch alles Gute, erklärten ihm, wie gut es ihnen gefallen hatte, ihn als Gast zu haben, und äußerten den Wunsch, er möge sie mal wieder besuchen. Alles begleitet von ihren eigenen Gesten, die Kelwitt interessiert verfolgte. Er musste ihnen mit Bedauern sagen, wie unwahrscheinlich es war, dass er in seinem Leben noch einmal ihren Planeten besuchen würde. »Dazu müsste ich selber Sternfahrer werden«, erklärte er.
    »Dann werd’s doch«, meinte Tiilo trocken.
    Kelwitt stellte zu seiner eigenen Überraschung fest, dass ihm dieser Gedanke noch nie gekommen war.
    »Tik?«, fragte er.
    »Ich bin bereit.«
    »Hat es irgendwelche Orakelzeichen gegeben, dass es meine Bestimmung sein könnte, Sternfahrer zu werden?«
    »Nein«, erwiderte der Spangencomputer.
    »Schade«, meinte Kelwitt unwillkürlich. Der Gedanke hatte ihm irgendwie gefallen.
    »Allerdings gebe ich zu bedenken«, fuhr Tik fort, »dass man solche Zeichen schwerlich von einer Orakeldeutung erwarten kann, die zu einer Zeit entstanden ist, als es noch keine Sternfahrt gab.«
    Das entbehrte nicht einer gewissen Logik. Aber er konnte doch nicht einfach beschließen … einfach nur, weil es ihm in den Sinn gekommen war … Was, wenn er den ihm zugedachten Weg dadurch verfehlte?
    »Ich muss darüber nachdenken«, erklärte er Tiilo.
    Die Zeit verging langsam. Die Erdbewohner aßen wieder einmal etwas, kleine dunkle Stangen, die mit hellen Kristallen bestreut waren. Unsremuutr hatte sie aus einem Nest mitgebracht, an dem sie gehalten hatten, um Energie für das Fahrzeug zu tanken. Kelwitt probierte eine. Sie schmeckte ein bisschen meerig, brannte aber unangenehm im Verdauungskanal nach.
    Nach und nach kamen die geladenen Gäste im Weißen Haus an – politische Freunde, einflussreiche Unternehmer, Sportstars, berühmte Musiker, wichtige Wahlkampfspender. Sie bemerkten nichts von den Vorkehrungen, die getroffen worden waren, sollte sich das näher kommende außerirdische Raumschiff als Angreifer erweisen: Innerhalb von sieben Minuten konnten alle Gäste in unterirdische Schutzräume gebracht werden. Im Idealfall würde man die Silvesterfeier in eine Begrüßungsfeier für die ersten außerirdischen Besucher auf der Erde umfunktionieren, was demgegenüber die geringeren organisatorischen Probleme aufwerfen sollte.
    Der Präsident begrüßte gerade seine Lieblingssängerin, als er weggerufen wurde.
    »Sir, das Flugobjekt …«, begann der Uniformierte verhalten.
    »Was ist damit?«
    »Es hat die Erde erreicht, Sir. Wie es aussieht, steuert es auf Europa zu.«
    Der Präsident blinzelte.
    »Europa?«
    »Ja, Sir. Um genau zu sein, auf Süddeutschland.«
    Das, fand der Präsident, war allerhand. Er überlegte, ob er sich brüskiert fühlen sollte. »Wird es aus der Nähe beobachtet?«
    »Jawohl, Mister President. Es ist sehr schnell, aber wir versuchen, immer mindestens zwei Aufklärungsmaschinen in seiner Nähe zu halten.«
    »Gut. Ich gehe wieder runter und kümmere mich um die Gäste. Benachrichtigen Sie mich, wenn wir eine Ahnung davon haben, was es will.«
    Sabrina und Dorothea standen neben dem Transformatorenhäuschen und warteten sich die Beine in den Bauch.
    Schnee fiel, allmählich blieb auch welcher liegen und begann, die umliegenden Felder wie mit Puderzucker bestreut aussehen zu lassen. Ab und zu lugte eine dünne Mondsichel zwischen dicken, dunklen Wolken hervor. Von hier aus konnte man das Grundstück sehen, auf dem Kelwitts Raumschiff versteckt lag.
    Endlich kamen sie, mit fast zehn Minuten Verspätung.
    Da war dann erst mal großes Begrüßen und Umarmen angesagt. Dorothea staunte nicht schlecht, als sie Kelwitt sah. Sie schüttelte ihm scheu die Hand und hauchte dann: »Ist der aber süß!«
    »Ja, nicht wahr?«, pflichtete ihr die dunkelhaarige Frau bei, die Sybilla sein musste, die Freundin von Sabrinas Bruder.
    »Ist euch jemand gefolgt?«, fragte Sabrina ihre Mutter.
    »Ich glaube nicht«, erwiderte Nora. »Wir waren die meiste Zeit ganz allein auf weiter Flur.«
    »Gut. Und das Raumschiff kommt wirklich? Ausgerechnet heute Abend?«
    »Behauptet Kelwitt. Er redet schon die ganze Zeit mit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher