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Keiner wird weinen

Keiner wird weinen

Titel: Keiner wird weinen
Autoren: Polina Daschkowa
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schick so schnell wie möglich eine Einsatzgruppe hin.«
    »Schön, leg los, ich schreibe mit« – selbst am Telefon spürte Katz, daß der General herablassend lächelte.
    Er diktierte langsam Adresse, Telefonnummer und Türcode von Vera Saltykowa.
    »Hast du alles aufgeschrieben, Gena?«
    »Hab ich, Semjon. Danke für die Information. Ich nehme sie zur Kenntnis.«
    »Du sollst nicht zur Kenntnis nehmen, du sollst was unternehmen. Und zwar sofort. Oder soll ich die 02 anrufen, dem Diensthabenden
     alles erklären?«
    »Semjon, du weißt, was ich von dir halte, aber belehr mich bitte nicht, ja? Hinter Skwosnjak ist seit Jahren die halbe Petrowka
     her, und du rufst einfach an und erzählst mir was von irgendwelchen jungen Leuten, und ich soll die Adresse aufschreiben.
     Das ist doch lächerlich, wirklich.«
    »Erstens sind das nicht irgendwelche jungen Leute. Erinnerst du dich an Oberst Kurbatow? Du hast ihn gekannt.«
    »Ach, der Tschekist, der sich erschossen hat? Ja, ich erinnere mich.«
    »Also. Die Witwe des Obersten hatte zwei Söhne, nun hat sie nur noch einen. Wenn du nicht gleich eine Einsatzgruppe zu dieser
     Adresse schickst, Gena, dann kriegst du heute drei Leichen. Den Sohn des Obersten, eine Frau um die Dreißig und ein zehnjähriges
     Mädchen. Vielleicht sogar vier. Noch eine ältere Frau, Kinderärztin. Sie alle sind Zeugen. Und duweißt, was Skwosnjak mit Zeugen macht. Und eure ganze Petrowka wird ihn noch mal drei Jahre jagen.«
    »Schon gut, Semjon, reg dich nicht auf, ich habe verstanden.«
    Der General legte auf, rief seinen Adjutanten zu sich und fragte mürrisch: »Wer arbeitet im Moment am Fall Skwosnjak?«
    »Die Gruppe von Major Uwarow, Genosse General«, meldete der Adjutant.
    »Schick mir Uwarow her.«
    »Zu Befehl, Genosse General.«
    Nach fünf Minuten teilte der Adjutant ihm mit: »Genosse General, Uwarow ist mit seiner Gruppe außerhalb von Moskau im Einsatz,
     an der Station Lugowaja.«
    »Was ist das für ein Einsatz?«
    »Die Festnahme eines Kapitalverbrechers. Sie verhaften Skwosnjak, Genosse General.«
    »Sie verhaften ihn schon? In Lugowaja? Na, sehr schön. Halt mich auf dem laufenden. Und sobald sie ihn festgenommen haben,
     schick Uwarow zu mir.«
    »Zu Befehl, Genosse General«, antwortete der Adjutant und salutierte.

Einunddreißigstes Kapitel
    »Jetzt können wir nur noch nach Hause gehen und warten«, sagte Vera. »Nun wird er uns seine Bedingungen diktieren.«
    Anton schüttelte den Kopf »Vorher müssen wir zur Miliz. Selbst wenn wir alle seine Bedingungen erfüllen, wird er uns töten.«
    »Wenn wir jetzt zur Miliz gehen, kriegen sie ihn vielleicht nicht. Dann entwischt er womöglich. So aber gibt es eine Chance.
     Eine kleine nur, aber immerhin – zumindest für Sonja. Ihr Anwalt hat inzwischen schon den General angerufen.Ein General aus der Petrowka hat mehr Gewicht als der Diensthabende eines Milizreviers. Außerdem – von dem Anruf beim General
     kann Fjodor … ich meine Skwosnjak, davon kann er nichts wissen. Aber wer garantiert uns, daß er uns im Moment nicht beobachtet?
     Er oder einer seiner Leute. Wir gehen zur Miliz, erklären dort lange, was los ist, schreiben eine Anzeige, aber bis sie was
     unternehmen, die Gegend abriegeln und in der ganzen Stadt die Fahndung auslösen, ist er längst weg. Und Sonja hat keine Chance
     mehr. Wir beide schon, aber sie nicht. Im übrigen können Sie ja in Ihr Auto steigen und wegfahren. Jetzt gleich. Das ist Ihre
     Entscheidung. Er weiß schließlich nicht, daß Sie inzwischen das Fax haben. Sonja ist für sie eine Fremde. Ich auch. Ich werde
     in der Wohnung auf ihn warten und dann – Zeit schinden, bis zum letzten.«
    Vera sprach ganz ruhig, nur ihr Gesicht war so blaß, daß es bläulich wirkte.
    »Ach Vera«, seufzte Anton, »nur weil Sie den erstbesten heiraten wollten und dabei an einen Banditen geraten sind, dürfen
     Sie nicht gleich von allen Menschen schlecht denken. Gehen wir. Wir sollten lieber vor ihm in der Wohnung sein. Haben Sie
     ein k.o.-Spray zu Hause?«
    »Nein.« Vera lächelte dankbar. »Nur ein Raumspray. Außerdem ein kleines Fleischerbeil, einen Hammer und ein Bügeleisen. Und
     ein paar scharfe Küchenmesser. Aber das nützt nichts. Wir müssen mit ihm reden, mit ihm verhandeln – so ruhig und so lange
     wie möglich. Erst Sonja – lebend und unversehrt. Dann alles andere.«
    Vera öffnete die Tür, und Anton sah, daß ihre Hand nicht mehr zitterte.
    Irgend etwas in ihr hatte sich
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