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Keiner wie er (German Edition)

Keiner wie er (German Edition)

Titel: Keiner wie er (German Edition)
Autoren: Kera Jung
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selbst aus.“
    „Klasse!“, murrte sie.
    Daniels Vermutung bestätigte sich, die Kälte ließ nicht lange auf sich warten. Bald überwand sie den Stahl und die Innenverkleidung. Tina verlor darüber kein Wort, setzte sich jedoch irgendwann auf ihre Hände. Eine Möglichkeit, den Temperaturen zu entkommen, aber eine unzureichende, schätzte Daniel. Und noch einmal eine halbe Eiszeit später, brach er schließlich das Schweigen. Wenn sie zum Erfrieren verurteilt waren, wollte er wenigstens nicht dumm sterben. Obwohl er die meisten Antworten ja bereits kannte.
    „Erzähl mir, warum bist du wirklich nach New York gekommen?“
    Stöhnend verdrehte sie die Augen. „Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du verdammt penetrant bist, Grant?“
    „Möglich. Aber noch nie eine Frau“, warf er eilig nach.
    „Kann ich nicht glauben“, murmelte sie düster.
    „Glaub es ...“
    Ihr Kopf fuhr herum. „Ja, verdammt, und warum musst du gerade bei mir anders sein?“ Als er nicht antwortete, seufzte sie. „Du bist ... wie ein Fluch!“
    Lachend warf Daniel den Kopf zurück.
    „Was jetzt wieder?“
    „Oh, die gleiche Bezeichnung gab ich dir in Gedanken auch schon häufig.“
    „Daniel.“ Das kam belehrend. „Ein Fluch sucht einen heim , dem stalkt man nicht ständig nach!“
    „Das habe ich nicht getan.“
    „Ach nein? Warum sitze ich dann in eisiger Kälte mitten im Wald, anstatt in meinem schönen warmen Bettchen zu liegen?“
    Diesmal seufzte Daniel. „Weil ich einen letzten Versuch wagen wollte.“
    * * *
    Nach einer Weile begann sie ernsthaft zu zittern.
    Zugegeben hätte er es natürlich nie, aber ihm war sogar verdammt kalt. Das leichte Hemd schützte nur unzureichend bei den arktischen Temperaturen, die zwischenzeitlich auch im Wageninneren herrschten.
    „Komm her“, sagte er irgendwann.
    „Was?“
    „Komm rüber zu mir. Das dürfte wärmer sein. Wir müssen mindestens eine weitere Stunde durchhalten.“
    „Das hättest du wohl gern!“, schnaubte sie.
    Gleichmütig hob er die Schultern. „War nur ein Angebot. Ein Vernünftiges, übrigens.“
    Abgesehen von einem weiteren Schnauben erfolgte keine Reaktion.
    Und wieder ging eine eisige Eiszeit ins Land.
    Wäre es nicht so kalt gewesen, hätte die Situation durchaus etwas Anheimelndes gehabt. Bald wurde der dunkle Wagen von der mit Schnee bedeckten Natur absorbiert. Daniel hatte ihn auf einem Waldweg gehalten, daher saßen sie wie auf einem Hochstand, nur eben einem recht niedrigen.
    Irgendwann schienen die Waldbewohner überzeugt, dass von dem seltsamen Metallding, das da schweigend in der Gegend herumstand, keine Gefahr ausging und wagten sich langsam aus der düsteren Deckung ihrer Behausung.
    „Da!“, wisperte Daniel und deutete durch die Frontscheibe. „Ein Hirsch!“
    Angestrengt folgte Tinas Blick seinem Finger. „Hmmm“, wisperte sie zurück. „Cool ...“
    Fand er auch.
    „Du, Daniel“, hauchte sie nach einer Weile.
    „Ja.“
    „Gibt es hier eigentlich Bären?“
    „Ja. Bären, Tiger und letzte Woche wurde ein Löwe gesichtet“, flüsterte er zurück.
    „Du bist ein Arsch!“
    „ Das habe ich bereits häufiger gehört.“
    Ein kleiner Fuchs ließ sich blicken, zwei, drei Hasen und zwei weitere Hirsche. Die Atmosphäre machte auch vor ihr nicht halt. Als Eindringling in einer Welt, der man nicht angehörte, senkte man unwillkürlich die Stimme, um die rechtmäßigen Bewohner nicht zu stören. Doch mit jeder Sekunde zitterte Tina ärger.
    „Okay!“, bibberte sie schließlich.
    „Was, okay?“
    „Wenn ich rüberkomme, dann behältst du deine Finger bei dir!“
    Verhalten lachte er.
    „Das war mein Ernst, Grant!“
    „Ist ja gut, Hunt!“
    Dennoch schien sie ihr Vorhaben eingehend überdenken zu müssen, denn erst nach geraumer Zeit krabbelte sie auf seinen Schoß. „Pass auf deine Hände auf!“, warnte sie.
    Daniel hob die verbrecherischen Elemente, und nachdem sie ihn eine Weile kritisch beäugt hatte, schien sie zufrieden und kuschelte sich an ihn. „Mir ist so kalt!“, murmelte sie.
    „Rate mal, wem noch!“
    „ Nein! Das kann ich gar nicht glauben! Warst du nicht der Idiot, der im tiefsten Winter mit offenem Cabriolet umherfuhr?“
    „Möglich. Aber da trug ich eine Jacke.“
    „Aha ...“
    Irgendwann seufzte er und legte seine Arme um sie.
    „Daniel!“
    „Ja, sorry! Ich kann ja nun wohl kaum die ganze Zeit die Hände oben halten!“
    „Kannst du nicht? Versager!“
    „Sicher ...“
     
    Eine Weile später
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