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Keiner wie er (German Edition)

Keiner wie er (German Edition)

Titel: Keiner wie er (German Edition)
Autoren: Kera Jung
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dann kommst du ... äh ... am besten du nimmst den direkten Weg nach Ithaka. Wenn du irgendwo am Waldrand einen PKW und zwei Eisskulpturen siehst, halt vorsichtshalber an. Möglich, dass wir überlebt haben ...“ Er wartete Toms verdattertes „Aha“, ab und beendete das Gespräch.
    Währenddessen hatte Tina ihn nicht aus den riesigen Augen gelassen.
    Es handelte sich um eine sternenklare Januarnacht, das Autothermometer zeigte bei letzter Sichtung irgendetwas um minus 12 Grad an.
    Wegen der ganzen Entführungsarie trug Daniel Hemd und Jeans – mehr nicht. Tina war da schon besser gestellt. Ihr Body besaß wenigstens einen Rollkragen und bestand aus Wolle.
    Abwägend hob er die Augenbrauen und spitzte die Lippen. „Tja ... dürfte kalt werden, schätze ich.“
    Das musste sie erst einmal verdauen. Daniel nahm die Pause dankbar an, denn langsam kehrte sein Gehör zurück. Irgendwann erholte sie sich.
    Leider.
    „Ich konnte nicht wissen, dass das nicht dein dämliches Handy ist.“
    „Stimmt.“
    „Ja, großartig !“, schnaubte sie. „Und alles nur, weil du dich mal wieder benehmen musst, wie ein Idiot! Wann begreifst du endlich, dass du mich nicht einfach entführen kannst, wann immer es dir in den Kram passt? Und außerdem ist mir kalt! Also unternimm sofort etwas!“
    Eilig hob er eine Hand. „Nein, wenn du dich jetzt in den nächsten hysterischen Anfall hineinsteigern willst, dann lass mich vorher wenigstens einwerfen, dass der auch nicht helfen wird. Außerdem schreckst du die armen Waldbewohner auf.“
    „Ha! Weißt du, wie egal mir das ist?“
    „Ich wollte es ja nur angemerkt haben.“
    Lauernd betrachtete sie ihn. „Du findest das witzig, ja?“
    „Nicht unbedingt, nein. Aber hier herumzuheulen bringt ja auch nichts.“
    Das begleitete sie mit einem Seufzen. Bevor Daniel aufatmen konnte, ging es von vorn los. „Warum hast du überhaupt den beschissenen Motor abgestellt?“
    „Angewohnheit, schätze ich. Umweltschutz?“
    „Ach? Und den Schlüssel ziehst du auch mitten in der Einöde aus reiner Angewohnheit und um die Umwelt zu schützen, ja?“
    „Ich schätze ja. Außerdem geht ein elender Lärm los, wenn man ihn stecken lässt.“
    Das nächste abfällige Schnauben folgte. „Gib es zu! Du wolltest verhindern, dass ich mit dem Wagen abhaue!“
    „Okay, der Fairness halber muss ich einräumen, dass mir dieser Gedanke auch kam.“
    Finster starrte sie ihn an. Der Mond schien so hell, er konnte sie glasklar erkennen – Hören funktionierte auch wieder. Eingeschränkt.
    „Du bist ein totaler Idiot“, stellte sie irgendwann müde fest.
    Zwar fand Daniel, sie war die Idiotin, wenn sie ein Handy nicht von einem Autoschlüssel unterscheiden konnte, aber was wusste er schon? Nach einer Weile wurde ihm kalt und das sollte etwas heißen. Das dürre Gestell mit den großen Augen zitterte seit geraumer Zeit. Selbstverständlich verlor sie darüber keinen Ton, das ging garantiert weit über ihre Ehre, ihren Stolz oder was auch immer.
    „Wir sollten uns ins Auto setzen. Bis der – äh – Komplize eintrifft, dürfte es wohl dauern.“
    Der Widerstand in ihrem Blick entging ihm nicht. Am Ende gab sie sich jedoch seiner unwiderstehlichen Logik geschlagen und gemeinsam gingen die beiden zum Wagen. Im Stillen dankte er sich, das Teil nicht verriegelt zu haben. Denn andernfalls wären sie tatsächlich verloren gewesen.
    Im Innern empfing sie ein wenig Wärme. Doch Daniel ahnte, dass es wohl nicht lange dauern würde, bis die gnadenlose Kälte auch den Rest vernichtete.
    Nachdem sie eine Weile schweigend nebeneinander gesessen hatten, ging ihm auf, dass er wohl irgendetwas sagen sollte. Nur wusste er mit einem Mal nicht mehr was. In Millers Haus wäre es ihm nicht schwer gefallen, schließlich gehörte es inzwischen auch zu ihrer Geschichte. Aber hier?
    Keine Ahnung.
    Mal davon abgesehen, dass er mit seiner Handy-Zermansch-Einlage ja auch nicht gerade durch intellektuell hochwertiges Verhalten geglänzt hatte. Vermutlich nahmen sie sich nicht sehr viel.
    Nach einer Weile meldete sich erstaunlicherweise Tina.
    „Wann kommt Tom?“
    Überrascht sah er zu ihr. „Woher weißt du, dass ich Tom angerufen habe?“
    Diesmal klang ihr Schnauben eher abfällig, als aggressiv. „Er ist doch immer dein Komplize, oder?“
    Hmmm, womit sie nicht ganz falsch lag. „Er muss erst in mein Appartement, den Zweitschlüssel holen und hier rauskommen. Wir sind etwas länger als eine halbe Stunde gefahren. Rechne es dir
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