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Keiner kuesst so heiß wie du

Keiner kuesst so heiß wie du

Titel: Keiner kuesst so heiß wie du
Autoren: Jennifer Lewis
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leid“, war alles, was sie hervorbrachte. Was hätte sie auch sonst sagen sollen? „Ich bin mir sicher, dass er Sie sehr geliebt hat.“ Sie schluckte. „Wahrscheinlich hatte er sich sogar vorgenommen, noch mit Ihnen darüber zu reden.“
    „Er hatte genügend Zeit gehabt, es mir zu sagen. Herrgott, ich bin sechsunddreißig Jahre alt. Wollte er bis zu meinem fünfzigsten Geburtstag warten?“ RJ sprang auf und begann nervös auf und ab zu laufen. „Genau das ist ja so unerträglich. Dass er sich mir nicht anvertraut hat. Wenn ich daran denke, wie viel Zeit wir miteinander verbracht haben. Beim Fischen oder Jagen. Über Gott und die Welt haben wir gesprochen – nur nicht über die Lüge seines Lebens.“
    RJ lockerte den Krawattenknoten und fuhr sich mit dem Finger unter den Hemdkragen. Die Anspannung durch die vergangenen Ereignisse war ihm deutlich anzusehen. Seine Gesichtszüge waren verhärtet, und auf seinen Schultern schien das Leid der ganzen Welt zu lasten.
    Am liebsten wäre Brooke zu ihm gegangen, um ihn zu umarmen und zu trösten. Doch das wäre sicherlich keine gute Idee gewesen. „Ich finde es fantastisch, wie Sie sich um Ihre Familie kümmern und gleichzeitig versuchen, das Unternehmen über Wasser zu halten.“
    „Über Wasser halten!“ RJ lachte freudlos auf. „Es wäre ja auch absurd, wenn eine Frachtschiffsgesellschaft sich nicht über Wasser halten könnte.“ Einen winzigen Augenblick lang blitzte es sogar humorvoll in seinen Augen auf. „Aber bei der Geschwindigkeit, mit der wir einen Kunden nach dem anderen verlieren, werden wir stranden, bevor das Jahr herum sein wird. Es sei denn, es geschieht ein Wunder. Jeder neue Kunde, den Matthew uns bringt, kostet uns zwei Stammkunden. Und ich habe nicht einmal freie Hand, um das Unternehmen zu leiten. Dank seiner unübertrefflichen Klugheit hat mein Vater seinem unehelichen Sohn Jack Sinclair fünfundvierzig Prozent der Firmenanteile überschrieben und mir gerade einmal neun Prozent überlassen.“
    Brooke verzog das Gesicht. Das schien wirklich der übelste Aspekt an dem ganzen Skandal zu sein. Sein ganzes Leben hatte RJ der Kincaid Group gewidmet. Bereits kurz nach dem College hatte er den Posten des Vizepräsidenten innegehabt, und niemand – nicht einmal er – hatte daran gezweifelt, dass er irgendwann als Firmenchef an der Spitze des Unternehmens stehen würde. Doch zur großen Überraschung aller hatte sein Vater die Mehrheit der Firmenanteile einem unehelichen Sohn vererbt, der bei der Beerdigung zum ersten Mal aufgetaucht war und den bis dahin keiner der Kincaids gekannt hatte. „Vermutlich hat er das getan, weil er Jack gegenüber ein schlechtes Gewissen hatte.“
    „Mag sein.“ RJ tigerte durchs Büro und nahm noch einen Schluck Whiskey. „Scheinbar hat er allerdings nicht darüber nachgedacht, wie demütigend diese Entscheidung für uns Geschwister ist. Selbst wenn man die Anteile aller fünf Kincaids zusammenlegen würde, würden wir immer noch nicht die Mehrheit erreichen. Die zehn verbleibenden Prozent hat er irgendeiner ominösen Person vermacht, die wir nirgends auffinden können. Sollte Jack Kontrolle über diese entscheidenden zehn Prozent bekommen, hat er die absolute Mehrheit. Für den Rest für uns hieße das, damit zu leben oder auszusteigen. Und ganz ehrlich, im Moment denke ich über Letzteres nach.“
    „Aus der Firma aussteigen?“ Brooke traute ihren Ohren nicht. Schlagartig spielten ihre eigenen Überlegungen, den Job zu wechseln, in diesem Moment keine Rolle mehr. Stattdessen machte sie sich Sorgen über RJs Gedanken.
    „Warum nicht? Ich bin doch hier demnächst nur noch ein kleines Licht. Aber darauf habe ich keine Lust.“ Er knallte das leere Glas auf den Tisch. „Vielleicht werde ich Charleston für immer verlassen.“
    „Beruhigen Sie sich, RJ“. Brooke füllte noch etwas Whiskey in das Glas. Vermutlich war es gar nicht so schlecht, ihn betrunken zu machen. Dadurch wäre er zumindest heute nicht mehr in der Lage, unüberlegte Entscheidungen zu treffen. „Noch ist gar nichts entschieden. Nach dem nächsten Gesellschaftertreffen werden wir klarer sehen. Und bis dahin hofft jeder darauf, dass Sie das Schiff in ruhigere Gewässer steuern werden.“
    „Ich liebe Ihre nautischen Vergleiche.“ Mit einem ironischen Grinsen nahm er ihr das Glas ab. „Ich wusste doch, dass es gut war, Sie einzustellen.“
    „Vergessen Sie bitte nicht meine hervorragenden
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